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Warte auf das letzte Jahr

Warte auf das letzte Jahr

Titel: Warte auf das letzte Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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a von, Mitglied meines Stabes zu werden? « fragte Molinari unvermittelt und beendete das Schweigen. »Es läßt sich ei n richten; Sie müßten nur formell zum Militärdienst einber u fen werden. « Und er schloß: »Sie können davon ausgehen, daß Sie mein Leibarzt werden. «
    Eric versuchte seine Erregung zu dämpfen.
    »Sie würden Ihre Frau dann einige Zeit nicht sehen. Das wäre schon ein Anfang. Der erste Schritt, um sich später endgültig von ihr zu trennen. «
    »Ja. « Er nickte. Molinari hatte recht. Und sein Angebot klang unter diesem Blickwinkel sehr verlockend. Und iron i scherweise war dies genau das, was Kathy die ganzen Jahre von ihm verlangt hatte – eine interessantere, bessere Ste l lung. »Ich müßte es zunächst mit meiner Frau besprechen und …« Er brach ab, errötete. »Nun, zumindest mit Virgil «, murmelte er. »Er muß sein Einverständnis geben. «
    Der Maulwurf blickte ihn ernst an und sagte dann mit schleppender, gepreßter Stimme: »Es gibt nur einen Nac h teil. Zwar werden Sie Kathy seltener sehen, aber in meiner Gesellschaft treffen Sie oft mit unseren …« Er schnitt eine Grimasse. »Nun, Sie werden oft mit unseren Alliierten zu tun haben. Was halten Sie von der Aussicht, die Sternme n schen kennenzulernen? Möglicherweise bekommen Sie d a durch in der Nacht Darmbeschwerden … und möglicherwe i se schlimmere – andere – psychosomatische Leiden, die Sie sich trotz Ihres Berufes schwerlich vorstellen können. «
    »Im Augenblick ist für mich schon jede Nacht schlimm genug «, erwiderte Eric. »Auf diese Art erhalte ich vielleicht ein wenig Gesellschaft. «
    »Sie meinen mich? « fragte Molinari. »Sehr unwah r scheinlich, Sweetscent. Ich bin ein Geschöpf, das jede Nacht sein Leben verliert. Gegen zehn Uhr ziehe ich mich zurück und bin dann gegen elf gewöhnlich wieder auf den Beinen. Ich …« Er schwieg und schien nachzudenken. »Nein, die Nacht ist für mich keine gute Zeit, wirklich nicht. «
    Es stand dem Mann deutlich im Gesicht geschrieben.
     

5
     
    In der Nacht, in der Eric Sweetscent vom 35er Wash z u rückkehrte, begegnete er seiner Frau in ihrem Konap am Stadtrand von San Diego. Kathy war vor ihm eingetroffen. Die Zusammenkunft war natürlich unvermeidlich .
    »Ah, zurück vom kleinen roten Mars «, stellte sie fest, als sie die Wohnzimmertür hinter ihm schloß. »Was hast du die zwei Tage hindurch getrieben? Vielleicht mit den anderen Jungen und Mädchen Murmeln gespielt und alle besiegt? Oder habt ihr Abziehbilder von Tom Mix getauscht? « Kathy saß auf der Couch, hielt in der Hand ein Glas und hatte ihr Haar zurückgekämmt und zu einem Pferdeschwanz zusa m mengebunden, so daß sie wie ein Teenager aussah; sie trug ein schlichtes schwarzes Kleid, und ihre Beine waren lang und schlank, so wohlgeformt wie ihre Fesseln. Ihre Füße waren nackt, und jeder Zehennagel war mit einem Bild ve r sehen. Er bückte sich, um sie sich genau anzuschauen: Es waren Szenen, die die Raubzüge der Normannen darstellten. Die Nägel der beiden kleinsten Zehen wiesen Darstellungen auf, die zu obszön waren, als daß er ihren Anblick ertragen konnte; er ging in den Korridor und hing seinen Mantel in den Garderobenschrank.
    »Wir haben uns über den Krieg unterhalten «, erklärte er.
    »Habt ihr das? Und wer? Du und Phyllis Ackerman? Oder war noch jemand zugegen? «
    »Es waren alle da. Nicht nur Phyllis. « Er überlegte, was er sich zu essen machen sollte; sein Magen war leer, und ihm war übel. Allerdings empfand er keine Schmerzen. Vie l leicht stellten sie sich später ein.
    »Gab es irgendeinen besonderen Grund dafür, daß man mich nicht eingeladen hat? « Ihre Stimme traf ihn wie eine Peitsche, so daß er unwillkürlich zusammenzuckte; sein bi o chemisches tierisches Selbst fürchtete sich vor der Veränd e rung, die ihm – und auch ihr – bevorstand. Offensichtlich trieb etwas sie beide dazu, die Konfrontation zu suchen; sie war ebenso gefangen und hilflos wie er.
    »Es gab keinen besonderen Grund. « Er betrat die Küche und fühlte sich leicht benommen, als ob Kathys Worte die Empfindlichkeit seiner Sinne herabgesetzt hätten. Viele de r artige Begegnungen hatten ihn gelehrt, daß es besser war, wenn er sich zumindest körperlich von ihr entfernte. Nur alte Ehemänner, nur müde, erfahrene Ehemänner, kannten diesen Trick. Die Neulinge hingegen … Nun, sie hatten es schwerer.
    »Ich verlange eine Antwort «, fauchte Kathy. Sie stand im Türrahmen. »Ich möchte

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