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Warte auf das letzte Jahr

Warte auf das letzte Jahr

Titel: Warte auf das letzte Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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hart.
    »Nein «, wehrte Teagarden ab, »so etwas würde Mary nicht sagen … oder nur, wenn sie verärgert ist. Ich weiß nicht genau, was Mary Reineke sagen würde; möglicherwe i se nichts. Sie akzeptiert ihn so, wie er ist; sie versucht ihm zu helfen, aber selbst wenn er sich nicht helfen läßt – und das tut er nicht –, liebt sie ihn. Haben Sie je eine derartige Frau kennengelernt? Eine Frau, die Möglichkeiten in Ihnen sah? Und wenn man die richtige Hilfe von ihr bekommt …«
    »Ja «, sagte Eric. Er sehnte sich danach, daß Teagarden das Thema wechselte; er mußte dabei an Kathy denken. Und er wagte es nicht. Der Kopter brummte weiter in Richtung Cheyenne.
     
    Dösend und allein lag Kathy im Bett, als das morgendliche Sonnenlicht ihr Schlafzimmer erhellte und die Farben der Einrichtung von innen heraus zum Leuchten brachte. All die Farben, die ihr von ihrem Eheleben mit Eric so vertraut w a ren und die mit dem zunehmenden Licht immer deutlicher wurden. In ihrer Wohnung hatte sich Kathy mit den Geistern der Vergangenheit umgeben, harmonisch integriert in die Erfindungen anderer Zeitalter: eine Lampe aus dem frühen Neu-England, eine Kommode aus Ahornholz, eine weiße Vitrine … Sie lag da, mit halbgeschlossenen Augen, und war sich der Gegenwart der Antiquitäten und der Umstände, wie sie sie erworben hatte, bewußt. Jedes Einzelstück zeugte von einem Sieg über einen Konkurrenten; einige geschickte Sammler hatten versagt, und es schien nicht weit hergeholt, diese Sammlung mit einem Friedhof zu vergleichen, wo die Geister der Besiegten ganz nahe waren. Sie hatte gegen ihre Aktivität nichts einzuwenden; schließlich war sie zäher als sie.
    »Eric «, murmelte sie schläfrig, »steh um Himmels willen auf und mach mir Kaffee. Und hilf mir aus dem Bett. Wa r um sagst du nichts? «
    Sie drehte sich zu ihm herum, doch sein Platz war leer. Abrupt fuhr sie auf. Dann verließ sie das Bett und ging zi t ternd und barfüßig zur Garderobe, um sich anzukleiden.
    Sie griff nach einem dünnen grauen Pullover und zog ihn an, als sie den Mann bemerkte, der sie beobachtete. Er war im Türrahmen erschienen und machte keine Anstalten, e t was zu sagen, sondern sah ihr beim Ankleiden zu und räu s perte sich, als sie fertig war. »Mrs. Sweetscent? « Er war um die Dreißig, besaß eine hervorspringende Mundpartie und Augen, deren Blick ihr Unbehagen bereitete. Bekleidet war er mit einer dunkelgrauen Uniform, und sie wußte, was er war: ein Mitglied der Geheimpolizei des Lilisterns, die auch auf der Erde tätig war. Es war das erste Mal in ihrem Leben, daß sie einem Sternmenschen gegenüberstand.
    »Ja «, sagte sie fast unhörbar. Sie setzte sich auf das Bett und streifte ihre Schuhe über, ohne den Blick von ihm a b zuwenden. »Ich bin Kathy Sweetscent, die Frau von Dr. Eric Sweetscent, und wenn Sie nicht …«
    »Ihr Mann hält sich in Cheyenne auf. «
    »Tatsächlich? « Sie stand auf. »Ich muß das Frühstück z u bereiten; lassen Sie mich bitte vorbei. Und ich möchte wi s sen, was Sie hier zu suchen haben. «
    »Mein Befehl «, erklärte der Graugekleidete, »lautet, di e ses Konap zu durchsuchen. Es geht um JJ-180, eine illegale Droge, die auch unter dem Namen Frohedadrin bekannt ist. Wenn sie sich in Ihrem Besitz befindet, händigen Sie sie mir bitte aus und folgen Sie mir zur Polizeistation von Santa Monica. « Er blätterte in seinem Notizbuch. »Gestern abend haben Sie in Tijuana, 45 Avila Street, diese Droge auf or a lem Wege gemeinsam mit …«
    »Darf ich meinen Anwalt anrufen? «
    »Nein. «
    »Soll das heißen, daß ich keine Rechte mehr habe? «
    »Es herrscht Krieg. «
    Furcht erfüllte sie. Dennoch gelang es ihr, mit beme r kenswerter Ruhe fortzufahren. »Darf ich zumindest meinen Arbeitgeber anrufen und ihm sagen, daß ich nicht kommen kann? «
    Der graugekleidete Geheimpolizist nickte. Sie ging zum Videofon und wählte die Nummer von Virgil Ackermans Haus in San Fernando. Endlich erschien sein vogelartiges, verwittertes Gesicht auf dem Bildschirm. Eulenhaft beäugte er sie.
    »Oh, Kathy. Was gibt es? «
    »Helfen Sie mir, Mr. Ackerman. Der Lilistern …« Sie verstummte, denn der Graugekleidete hatte die Verbindung mit einer raschen Handbewegung unterbrochen. Achselzu c kend legte sie auf.
    »Mrs. Sweetscent «, fuhr der Graue fort, »ich möchte I h nen Mr. Roger Corning vorstellen. « Er deutete in Richtung Korridor, wo ein weiterer Sternmensch auftauchte, der einen normalen Geschäftsanzug trug

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