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Warte auf das letzte Jahr

Warte auf das letzte Jahr

Titel: Warte auf das letzte Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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lassen.
    »Ich weiß, warum Sie zu uns gekommen sind «, erklärte Teagarden.
    »Tatsächlich? « brummte Eric. Er bezweifelte es.
    »Molinari will seinem Stab eine Blutauffrischung verpa s sen; so hat er uns besser im Griff. Niemand hat etwas dag e gen einzuwenden; im Gegenteil, wir sind dankbar dafür -jeder von uns ist überarbeitet. Natürlich wissen Sie, daß der Generalsekretär eine große Familie besitzt, sogar eine noch größere als Virgil Ackerman, ihr ehemaliger Arbeitgeber. «
    »Ich habe gelesen, daß es noch drei Onkel, sechs Kus i nen, eine Tante, eine Schwester und einen älteren Bruder gibt, der …«
    »Und sie befinden sich alle in Cheyenne «, unterbrach Teagarden . »Die ganze Zeit wimmeln sie um ihn herum und versuchen irgendwelche Vorteile herauszuschinden; bess e res Essen, bessere Wohnungen, mehr Diener – Sie wissen schon. Und …« Er verstummte. »Nun, ich sollte noch hinz u fügen, daß es da eine Frau gibt. «
    Das hatte Eric nicht gewußt. Selbst die Presse, die dem Maulwurf gegenüber feindlich eingestellt war, hatte nicht darüber berichtet.
    »Sie heißt Mary Reineke. Er traf sie noch vor dem Tode seiner Frau. Auf dem Papier ist sie seine Privatsekretärin. Ich mag sie. Sie hat schon viel für ihn getan; vor und nach dem Tode seiner Frau. Ohne sie wäre er wahrscheinlich nicht mehr am Leben. Die Sternmenschen hassen sie … Ich weiß nicht genau, warum. Vielleicht habe ich irgend etwas übersehen. «
    »Wie alt ist sie? « Der Generalsekretär, erinnerte sich Eric, war Ende Vierzig, Anfang Fünfzig.
    »So jung, wie es menschenmöglich ist. Stellen Sie sich darauf ein, Doktor. « Teagarden kicherte. »Als er ihr zum erstenmal begegnete, ging sie noch zur Schule und arbeitete an den Nachmittagen als Schreibkraft. Vielleicht mußte sie ihm irgendwelche Unterlagen überbringen … niemand weiß es genau, aber irgendwelche geschäftlichen Angelegenheiten haben sie zusammengeführt. « »Kann man sich mit ihr über seine Krankheit unterhalten? « »Natürlich. Sie ist die einzige, die ihn dazu bringen kann, seine Phenobarbiturate und Pathabamate zu nehmen. Er behauptete, daß er von den Phenobarbituraten müde wird und von den Pathabamaten einen trockenen Mund bekommt. Und so warf er sie in die Toilette. Mary sorgte dafür, daß er sie wieder einnahm. Sie ist Italienerin. Genau wie er. So kann ihn auf eine Art au s schimpfen, die ihn an seine Kindheit zu erinnern scheint, vermutlich an seine Mutter … oder an seine Schwester oder seine Tante; sie schimpfen ihn alle aus, und er toleriert das, doch er hört nur auf Mary. Sie lebt in einem Apartment an einem geheimen Ort irgendwo in Cheyenne und wird von einer Reihe von Sicherheitsbeamten bewacht – wegen der Sternmenschen. Molinari fürchtet, daß sie eines Tages …« Teagarden verstummte. »Daß sie was? «
    »Daß sie sie töten und verstümmeln. Oder ihren Verstand auslöschen und sie in eine gehirnlose Pflanze verwandeln; die Sternmenschen verfügen über ein ganzes Spektrum von Techniken, die sie einsetzen können. Sie wußten nicht, daß unser Verhältnis zu unserem Alliierten so rauh ist, nicht wahr? « Teagarden lächelte. »Es ist ein rauher Krieg. Darum behandelt uns der Lilistern so – unser wichtiger Verbünd e ter, mit dem verglichen wir ein Nichts sind. Dann können Sie sich auch vorstellen, was unsere Feinde, die Riegs, mit uns anstellen würden, wenn es ihnen gelänge, unsere Verte i digungslinien zu durchbrechen und die Erde zu erreichen. «
    Eine Weile versanken sie in Schweigen; niemand wagte etwas zu sagen.
    »Was, meinen Sie, wird geschehen «, fragte Eric schlie ß lich, »wenn Molinari das Zeitliche segnet? «
    »Nun, es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder werden wir uns noch enger an den Lilistern binden oder nicht. Was hä t ten wir denn sonst noch für Möglichkeiten. Und warum fr a gen Sie? Glauben Sie, daß wir unseren Patienten verlieren werden? Wenn das geschieht, Doktor, dann verlieren wir auch unsere Stellungen und wahrscheinlich auch unser L e ben. Der einzige Garant Ihrer Existenz – und auch meiner – ist ein übergewichtiger Italiener mittleren Alters, der in Cheyenne, Wyoming, zusammen mit seiner großen Familie und seiner achtzehnjährigen Freundin lebt, Magenschmerzen hat und der mit Vorliebe spätabends riesige gesottene Ga r nelen mit Senf und Meerrettich verzehrt. Ich weiß nicht, was man Ihnen erzählt hat oder was Sie unterschrieben haben; aber Sie werden für lange Zeit keine Gelegenheit

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