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Warte auf das letzte Jahr

Warte auf das letzte Jahr

Titel: Warte auf das letzte Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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antwortete Eric: »Alles in allem ist er b e merkenswert gesund. Obwohl es fast unglaublich klingt. Aber …«
    »Aber er stirbt. Ständig. Er ist krank, doch er gibt nicht auf … Ich wünschte, es würde endlich ein Ende nehmen; ich wünschte, er …« Sie schwieg nachdenklich. »Nein. Wenn Gino stirbt, würde man mich rausschmeißen. Zusammen mit all den Cousins und Onkeln und Bambinos. Man würde das ganze Unkraut entfernen, daß sich hier eingenistet hat. « Ihre Stimme klang grimmig und verbittert; Eric sah sie scharf an. »Sie sind hier, um ihn gesund zu machen? « fragte Mary.
    »Nun, ich kann es versuchen. Ich kann zumindest …«
    »Oder sind Sie hier, um … wie nennt man es? «
    »Um ihm den Gnadenstoß zu geben «, murmelte Eric.
    »Ja. « Mary Reineke nickte. »Nun? Warum sind Sie hier? Oder wissen Sie es nicht? Sind Sie genauso unentschlossen wie er? «
    »Ich bin nicht unentschlossen «, erklärte Eric nach einem Moment des Nachdenkens.
    »Dann kennen Sie Ihre Pflicht. Sie sind dieser Transplantchirurg , nicht wahr? Der beste Transplantchirurg der Erde … Ich glaube, ich habe etwas über Sie im Time-Magazin gelesen. Halten Sie Time nicht auch für ein sehr informatives Magazin? Ich lese es jede Woche vom Anfang bis zum Ende, vor allem die medizinischen und wisse n schaftlichen Teile. «
    »Gehen Sie … gehen Sie zur Schule? « fragte Eric.
    »Ich bin fertig. Zum College will ich nicht. Ich pfeife auf das, was man gemeinhin ›höhere Bildung‹ nennt. «
    »Was wollen Sie werden? «
    »Wie meinen Sie das? « Argwöhnisch blickte sie ihn an.
    »Ich meine, welchen Beruf wollten Sie ergreifen? «
    »Ich brauche keinen Beruf. «
    »Aber das wußten Sie doch nicht; Sie konnten doch nicht davon ausgehen, daß sie …« Er machte eine hilflose Han d bewegung. »Daß Sie hier im Weißen Haus leben würden. «
    »Natürlich konnte ich das. Ich wußte es mein ganzes L e ben lang. Seit ich drei Jahre alt war. «
    »Aber woher? «
    »Ich war – ich bin – eine von diesen Präkogs. Ich konnte in die Zukunft sehen. « Ihre Stimme klang gelassen.
    »Können Sie das noch immer? «
    »Natürlich. «
    »Dann brauchen Sie mich auch nicht zu fragen, warum ich hier bin; Sie können in die Zukunft schauen und festste l len, was ich tun werde. «
    »Was Sie tun «, erklärte Mary, »ist nicht so wichtig; es wird nicht registriert. « Sie lächelte und entblößte dabei wunderschöne, regelmäßige weiße Zähne.
    »Das kann ich nicht glauben «, versetzte er gereizt.
    »Dann werden Sie doch Ihr eigener Präkog; fragen Sie mich nicht, wenn Sie die Ergebnisse nicht interessieren. Oder wenn Sie nicht in der Lage sind, sie zu akzeptieren. Dies hier ist ein mörderisches Milieu; Dutzende von Me n schen kämpfen vierundzwanzig Stunden am Tag darum, G i nos Aufmerksamkeit zu erregen. Sie müssen sich einen Weg durch das Gewühl bahnen. Deshalb ist Gino krank – oder besser: Deshalb zieht er es vor, krank zu sein. «
    »Ja, er zieht es vor «, nickte Eric.
    »Er ist ein hysterischer Hypochonder; Sie wissen schon, die Leute, die sich einbilden, krank zu sein, ohne daß ihnen wirklich etwas fehlt. Das ist seine Methode, sich die Leute vom Hals zu halten; er ist einfach zu krank, um sich mit i h nen herumzuschlagen. « Sie lachte vergnügt. »Sie wissen es doch auch – Sie haben ihn untersucht. Und ihm fehlt nichts. «
    »Haben Sie die Krankenakte gelesen? «
    »Natürlich. «
    »Dann wissen Sie auch, daß Gino Molinari schon dreimal Krebs gehabt hat. «
    »Na und? « Sie zuckte die Achseln. »Hysterisch bedingt. «
    »Nicht im medizinischen Sinne …«
    »Wem glauben Sie eigentlich mehr; Ihren Lehrbüchern oder den Dingen, die Sie mit eigenen Augen sehen? « Sie blickte ihn forschend an. »Wenn Sie hier überleben wollen, dann sollten Sie sich besser entschließen, Ihre Lage real i stisch zu betrachten und die Tatsachen zu akzeptieren, wie sie nun einmal sind. Sie glauben, daß Teagarden froh ist, daß Sie hier sind? Für ihn stellen Sie eine Bedrohung dar; er ist bereits dabei, einen Weg zu suchen, wie er Sie diskred i tieren kann – oder haben Sie das etwa nicht bemerkt? «
    »Nein «, gestand er. »Ich habe es nicht bemerkt. «
    »Dann haben Sie keine Chance. Teagarden wird dafür sorgen, daß Sie so schnell hier herausfliegen, daß …« Sie verstummte. Vor ihnen befand sich die Tür zu Molinaris Krankenzimmer; die Sicherheitsbeamten bewachten sie noch immer. »Wissen Sie eigentlich, warum Gino in Wirklichkeit diese

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