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Warte auf das letzte Jahr

Warte auf das letzte Jahr

Titel: Warte auf das letzte Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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daß Ihnen etwas auffällt, was geändert werden müßte. « Er blickte Eric listig an, als ob er nicht alles gesagt hätte.
    Warum interessiert ihn meine Meinung, fragte sich Eric, während auf dem Monitor das Bild des UNO-Generalsekretärs sichtbar wurde. Der Maulwurf trug die m i litärischen Insignien des Oberbefehlshabers der irdischen Streitkräfte: Orden und Schulterspangen und Rangabze i chen, und sein Kopf wurde von der steifen Marschallsmütze gekrönt, deren Schirm den oberen Teil seines rundlichen pausbäckigen Gesichtes verbarg, so daß nur die untere Häl f te, das kantige Kinn mit der strengen Furche, zu erkennen war.
    Und unerklärlicherweise waren seine Wangen nicht mehr schlaff; sondern straff und fest. Es war ein hartes, ernstes Gesicht, das jetzt auf dem Bildschirm zu sehen war, geprägt von einer inneren Autorität, die Eric zuvor bei dem Mau l wurf noch nicht bemerkt hatte … oder doch?
    Ja, dachte er. Doch dies lag schon Jahre zurück, damals, als der Maulwurf sein Amt angetreten hatte und jünger g e wesen war, noch nicht zerbrochen unter der Last der Ve r antwortung. Und jetzt begann der Maulwurf auf dem Mon i tor mit seiner Rede … Und seine Stimme – es war die alte vertraute Stimmen von früher. Die gleiche wie damals, vor zehn Jahren, vor diesem schrecklichen Krieg, den sie al l mählich verloren.
    Kichernd hockte Molinari neben Eric auf dem weichen Schaumstoffsessel. »Ich sehe gut aus, nicht wahr? «
    »Ja, in der Tat. « Die Stimme, die aus dem Lautsprecher drang, klang sonor und sogar dann und wann ein wenig ei n drucksvoll, majestätisch. Und genau diese Eigenschaften hatte Molinari verloren und war bemitleidenswert geworden. Auf dem Bildschirm sprach der würdige, ehrfurchteinfl ö ßende Mann in der Uniform voll Überzeugung und ohne Zögern; auf dem Videoband befahl und informierte der UNO-Generalsekretär, flehte nicht, wandte sich nicht mit der Bitte um Hilfe an die irdische Bevölkerung … er sagte ihr, was in dieser Krisenzeit zu tun war. Und so sollte es auch sein. Aber wie hatte man das fertiggebracht? Wie war es dem unentschlossenen, hypochondrischen Invaliden, der an seinen endlosen Krankheiten litt, gelungen, sich zusa m menzureißen und so auszusehen? Verwirrung erfüllte Eric.
    »Es ist ein Schwindel «, ertönte neben ihm Molinaris Stimme. »Das bin ich nicht. « Er lächelte vergnügt, als Eric ihn anstarrte und dann wieder zum Bildschirm sah.
    »Und wer ist es dann? «
    »Niemand. Es ist eine Robameise. General Rob Servant Enterprises hat sie für mich entwickelt – diese Rede ist ihr erster Auftritt. Sieht hübsch aus, genau wie mein altes Selbst; wenn ich ihr zuschaue, fühle ich mich direkt jünger. « Eric entdeckte, daß der UNO-Generalsekretär tatsächlich jetzt mehr an sein altes Selbst erinnerte; er hatte sich erholt, während er dem Simulacrum auf dem Monitor zusah. Vor allen anderen war der Maulwurf von dem Spektakel fasz i niert und selbst sein erster Bewunderer geworden. »Was sagen Sie dazu? Natürlich ist das Simulacrum streng geheim – außer Dawson Cutter von GRS Enterprises sind nur drei oder vier Leute darüber informiert. Aber sie werden es mit der gebotenen Vertraulichkeit behandeln; sie sind den U m gang mit klassifiziertem Material gewöhnt. « Er klopfte Eric auf die Schulter. »Nun, Doktor, wie fühlen Sie sich, wo Sie jetzt Kenntnis von einem Staatsgeheimnis haben? Auf diese Weise funktioniert ein moderner Staat; es gibt Dinge, die die Wähler nicht wissen und die sie zu ihrem eigenen Besten nicht wissen dürfen. Alle Regierungen haben auf diese We i se gearbeitet, nicht nur meine. Oder glauben Sie, daß nur meine Regierung so handelt? Wenn ja, dann haben sie noch eine Menge zu lernen. Ich lasse meine Reden von einer Robameise halten, weil ich trotz aller Bemühungen der Maskenbildner nicht eindrucksvoll und stattlich genug wi r ke. « Er war ernst geworden; der scherzhafte Unterton war aus seiner Stimme verschwunden. »Also habe ich die Finger davon gelassen. Ich bin Realist. « Düster lehnte er sich in seinem Sessel zurück.
    »Wer hat die Rede geschrieben? «
    »Ich. Es bereitet mir keine Mühe, eine politische Erkl ä rung zu verfassen, die Situation darzustellen und dem Volk zu sagen, wie die Lage aussieht und was weiter geschehen wird und welche Aufgaben sich uns stellen. Mein Verstand funktioniert tadellos. « Er tippte sich an die breite, mächtige Stirn. »Natürlich hatte ich auch Unterstützung. «
    »Unterstützung …«

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