Warte auf das letzte Jahr
wiederholte Eric.
»Die Unterstützung eines Mannes, den Sie kennenlernen sollten – ein brillanter junger Rechtsanwalt, der mir als B e rater dient, ohne einen Pfennig Geld dafür zu verlangen. Don Festenburg, ein richtiges Schlitzohr; Sie werden von ihm genauso beeindruckt sein wie ich. Er hat die Gabe, die kompliziertesten Themen mit einigen einfachen Sätzen da r zustellen … Ich habe immer die Neigung zur Weitschwe i figkeit besessen; das ist allgemein bekannt. Doch seit F e stenburg für mich arbeitet, ist das vorbei. Er hat das Simul a crum programmiert und mein Leben wesentlich erleichtert. «
Das synthetische Wesen auf dem Bildschirm sagte ger a de: »… und als sich die zahlreichen Nationalstaaten zusa m menschlössen und ihre Kräfte vereinten, da stellten wir Te r raner eine gewaltige Macht dar, und heute sind wir mehr als nur einer von vielen Planeten, obwohl wir zugegebenerm a ßen weniger sind als jenes interplanetarische Reich unter der Herrschaft des Lilisterns … Auch wenn wir vermutlich …«
»Möchten Sie sich das Simulacrum nicht einmal aus der Nähe ansehen? « fragte Molinari.
»Ich … würde lieber darauf verzichten «, gestand Eric.
Molinari zuckte die Achseln. »Sie haben die Möglichkeit dazu, aber wenn Sie nicht interessiert sind oder es Ihnen Unbehagen bereitet …« Er blickte Eric an. »Sie sollten das idealistische Bild, das Sie sich von mir gemacht haben, be s ser vergessen; stellen Sie sich vor, daß das Ding, das dort auf dem Bildschirm spricht, real ist. « Er lachte. »Ich dachte immer, daß ein Arzt, genau wie ein Rechtsanwalt oder ein Priester, es ertragen könnte, das Leben so zu sehen, wie es nun einmal ist; ich hielt die Wahrheit für Ihr täglich Brot. «
Er lehnte sich zu Eric hinüber; sein Sessel knarrte prot e stierend und gab unter seinem großen Gewicht ächzend nach. »Ich bin zu alt. Ich kann nicht mehr überzeugend r e den. Gott weiß, daß ich es gerne tun würde. Aber das dort ist die Lösung für dieses Problem – oder hätte ich aufgeben sollen? «
»Nein «, schüttelte Eric den Kopf. Das hätte die Situation nicht geändert.
»Also benutze ich als Stellvertreter eine Robameise, die von Don Festenburg programmiert wird und meine Reden hält. Wir können weitermachen, und das ist das einzige, was zählt. Sie müssen lernen, damit zu leben, Doktor – werden sie erwachsen. « Sein Gesicht war nun kalt, unnachgiebig.
»In Ordnung «, sagte Eric nach einem Moment.
Molinari klopfte ihm auf die Schulter und sagte mit leiser Stimme: »Die Sternmenschen sind über das Simulacrum und Don Festenburgs Hilfe nicht informiert; ich möchte auch nicht, daß sie davon erfahren, Doktor, denn ich will auch sie beeindrucken. Sie verstehen? Ich habe eine Kopie dieses Videobandes zum Lilistern geschickt; es müßte dort inzw i schen eingetroffen sein. Soll ich Ihnen die Wahrheit sagen, Doktor? Nun, offen gestanden, mir geht es mehr darum, sie zu beeindrucken als die Bevölkerung der Erde. Was sagen Sie dazu? Ich will Ihre ehrliche Meinung hören. «
»Nun «, erwiderte Eric, »das verrät mir mehr über die G e fährlichkeit unserer Lage als alles andere. «
Der Maulwurf bedachte ihn mit einem melancholischen Blick. »Ja, wahrscheinlich haben Sie recht. Obwohl das im Grunde nicht weiter wichtig ist; wenn Sie nur eine Ahnung davon hätten, was …«
»Sprechen Sie nicht weiter. Nicht jetzt. «
Auf dem Bildschirm redete Gino Molinaris Simulacrum mit eindringlichen Gesten und beschwörender Stimme we i ter auf das unsichtbare Fernsehpublikum ein.
»Gewiß, gewiß «, stimmte Molinari beschwichtigend zu. »Tut mir leid, daß ich Sie mit meinem Problem belästigt h a be. « Bedrückt, mit müdem, zerfurchtem Gesicht wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Bildschirm zu, dem g e sunden, energischen, ganz und gar synthetischen Bild seines früheren Selbst.
Kathy Sweetscent stand in der Küche ihres Konap und griff unbeholfen nach einem Schälmesser, um eine Zwiebel zu zerkleinern, als sie mit einem ungläubigen Blick feststellte, daß sie sich in den Finger geschnitten hatte; stumm, mit dem Messer in der Hand sah sie zu, wie die blutroten Tropfen an ihrem Finger entlangliefen und sich mit dem Wasser ve r mischten, das ihr Handgelenk benetzt hatte. Sie konnte nicht einmal mehr die einfachsten Arbeiten ausführen. Die ve r dammte Droge, dachte sie verbittert. Von Minute zu Minute raubt sie mir mehr von meiner Kraft. Alles mißlingt mir. Wie, zum Teufel, soll ich
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