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Warte auf das letzte Jahr

Warte auf das letzte Jahr

Titel: Warte auf das letzte Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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sofort wieder zurückkehren. Ich möchte, daß Sie Mary Reineke herholen; jetzt, wo es mir besser geht, habe ich das Bedür f nis, mit ihr zu sprechen. Sehen Sie, Doktor, ich habe ihr bi s her noch nicht erzählt, wie krank ich bin. Und Sie werden es auch nicht tun; sie braucht ein idealisiertes Bild von mir. Frauen sind so; um einen Mann zu lieben, müssen sie zu ihm aufschauen, ihn verehren können, Sie verstehen? «
    »Aber wenn sie Sie so im Bett liegen sieht, wird sie doch …«
    »Oh, sie weiß, daß ich krank bin; sie weiß nur nicht, daß es so schlecht um mich steht. Begreifen Sie? «
    »Ich verspreche, daß ich ihr nicht sagen werde «, erklärte Eric, »wie schlecht es Ihnen geht. «
    »Geht es mir wirklich schlecht? « Alarmiert riß Molinari die Augen auf.
    »Meines Wissens nicht «, sagte Eric. Bedächtig fügte er hinzu: »Zumindest habe ich Ihren Akten entnommen, daß sie verschiedene ernste Krankheiten überlebt haben, einen Krebsbefall, der …«
    »Ich möchte nicht darüber sprechen. Ich bekomme D e pressionen, wenn ich daran denke, wie oft ich schon Krebs gehabt habe. «
    »Man sollte annehmen …«
    »… daß ich glücklich bin, mich wieder erholt zu haben? Nein, denn vielleicht werde ich beim nächstenmal daran sterben. Ich meine, früher oder später wird es mich erw i schen, bevor ich meine Aufgabe erfüllt habe. Und was wird dann aus der Erde werden? Sie können es sich vorstellen; Sie machen einen gebildeten Eindruck. «
    »Ich werde jetzt Miss Reineke für Sie anrufen «, verkü n dete Eric und wandte sich zur Tür. Einer der Geheimdiens t beamten begleitete ihn, um ihm den Weg zur Videofonzelle zu zeigen.
    Draußen im Korridor flüsterte ihm der Geheimdienstler zu: »Doktor, im dritten Stock gibt es Arbeit für Sie; einer der Köche des Weißen Hauses ist vor ungefähr einer Stunde zusammengebrochen. Dr. Teagarden ist bei ihm und würde sich gerne mit Ihnen beraten. «
    »Natürlich «, nickte Eric. »Ich werde bei ihm vorbe i schauen, bevor ich anrufe. « Er folgte dem Geheimdienstb e amten zum Aufzug.
    Dr. Teagarden erwartete ihn bereits im Krankenzimmer des Weißen Hauses. »Ich brauche Sie «, erklärte Teagarden grußlos, »weil Sie ein Transplantchirurg sind; ein klarer Fall von Angina pectoris, und wir müssen sofort eine Herzve r pflanzung durchführen. Ich nehme an, daß Sie zumindest ein Herz mitgebracht haben. «
    »Ja «, murmelte Eric. »Hat der Patient schon einmal einen Herzanfall erlitten? «
    »Vor zwei Wochen «, berichtete Teagarden. »Ein leichter Infarkt. Wir haben ihm dann natürlich zweimal täglich Di r minyl gegeben. Und er schien sich wieder zu erholen. Aber jetzt …«
    »Was für eine Verbindung besteht zwischen der Angina dieses Mannes und den Schmerzen des Generalsekretärs? «
    »Verbindung? Gibt es denn eine? «
    »Kommt es Ihnen denn nicht auch merkwürdig vor? Be i de Männer leiden zur gleichen Zeit unter ernsten Lei b schmerzen. «
    »Aber im Fall von McNeil «, erwiderte Teagarden und führte Eric an das Krankenbett, »ist die Diagnose zweifel s frei. Während im Gegensatz dazu beim Generalsekretär M o linari die Symptome nicht vorhanden sind. Also, ich sehe da keine Verbindung. Wie dem auch sei, dies hier ist ein stre ß reicher Ort; es erkranken oft Leute. «
    »Trotzdem scheint es …«
    »Jedenfalls «, unterbrach Teagarden, »ist es ein einfaches technisches Problem; setzen Sie das neue Herz ein, und d a mit ist dann alles erledigt. «
    »Schade, daß es unten nicht ebenso einfach ist. « Eric beugte sich über das Feldbett, auf dem McNeil lag. Das also war der Mann, der an der Krankheit litt, von der Molinari sich einbildete, daß er sie besaß. Bei wem war sie zuerst aufgetreten, fragte sich Eric. Bei McNeil oder bei Gino M o linari? Bei wem lag die Ursache und bei wem die Wirkung – vorausgesetzt, daß eine Verbindung existierte, was im besten Falle eine sehr gewagte Annahme war? Wie Teagarden schon bemerkt hatte.
    Aber es wäre interessant zu erfahren, ob zum Beispiel e i ner von Molinaris Mitarbeitern an Prostatakrebs erkrankt war, als Gino auch über diese Beschwerden geklagt hatte … und was war mit den anderen Krebserkrankungen, den I n farkten, der Gelbsucht?
    Es mochte einen Versuch wert sein, dachte Eric, die Krankengeschichten aller im Weißen Haus Beschäftigten zu überprüfen.
    »Soll ich Ihnen bei der Transplantation assistieren? « fra g te Teagarden. »Wenn nicht, dann werde ich hinunter zum Generalsekretär gehen. Hier im

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