Warte auf das letzte Jahr
daß du dich um eine besser bezahlte Stellung bemühst. Bei einer anderen Firma. Damit wir uns nicht dauernd über den Weg laufen. Und dann … nun, wir werden sehen. Vielleicht können wir weiter zusammenleben. Auf einer neuen Basis, einer für mich faireren Basis. Wo du versuchst, nicht nur auf deine, sondern auch auf meine Bedürfnisse zu achten.« Erstaunlicherweise wirkte sie vollkommen gelassen, beinahe kühl. Bemerkenswert.
»Sie haben sich Ihrer Bänder entledigt?« fragte ihn der Maulwurf.
Er nickte.
»Und Sie haben die letzten Jahre damit verbracht, all Ihre Kräfte darauf zu verwenden, den Haß auf Ihre Frau zu kontrollieren.«
Er nickte wieder.
»Und der Haß, den Sie für sie empfanden«, fuhr der Maulwurf fort, »führte schließlich dazu, daß Sie sich selbst haßten, weil Sie es nicht ertragen konnten, Furcht vor einer schwachen Frau zu haben. Die aber eine sehr starke Persönlichkeit ist – ich sagte Persönlichkeit und nicht ›Frau‹.«
»Diese Tiefschläge«, murmelte Eric. »Zum Beispiel, als sie das Band löschte und …«
»Es lag nicht daran«, unterbrach ihn der Maulwurf, »daß sie das Band gelöscht hat. Was Sie bedrückte, das ist ihre Weigerung, ihnen zu sagen, welches Band sie gelöscht hatte. Und die Tatsache, daß ihr die Auseinandersetzung Spaß machte. Wenn es ihr leid getan hätte – aber eine Frau, eine Persönlichkeit wie sie ist nicht in der Lage, Reue zu zeigen. Niemals.« Er schwieg für einen Moment. »Und Sie können sie nicht verlassen.«
»Wir sind aneinandergekettet«, erklärte Eric. »Es ist zu spät.« Zu spät, um etwas daran zu ändern, daß sie sich gegenseitig Schmerzen zufügten, ohne daß irgend jemand etwas davon mitbekam und einschritt und ihnen zu Hilfe eilte. Hilfe, dachte Eric. Wir brauchen beide Hilfe. Denn es wird immer schlimmer werden und uns mehr und mehr zerstören, bis schließlich der gnädige …
Aber das konnte noch Jahrzehnte dauern.
Deshalb verstand Eric Gino Molinaris Todessehnsucht. Wie der Maulwurf, so begrüßte auch er ihn als Erlösung – die einzige zuverlässige Erlösung, die es gab … oder zu geben schien.
In der Tat verspürte er eine enge Bindung zu Molinari.
»Der eine«, erklärte der Maulwurf einfühlsam, »leidet in unerträglicher Weise an seinen privaten Qualen, der Öffentlichkeit unbekannt, klein und unwichtig. Der andere leidet auf die große cäsarische Art in aller Öffentlichkeit, wie ein durchbohrter, sterbender Gott. Seltsam. Zwei völlige Gegensätze. Der Mikro- und der Makrokosmos.«
Eric nickte.
»Nun«, seufzte der Maulwurf, ließ Erics Hand los und klopfte ihm auf die Schulter, »ich habe Ihnen die Stimmung verdorben. Tut mir leid, Dr. Sweetscent; wechseln wir das Thema.« Seinem Leibwächter befahl er: »Offnen Sie die Tür. Wir sind fertig.«
»Warten Sie«, bat Eric. Aber dann wußte er nicht, wie er fortfahren, wie er es ausdrücken sollte.
Der Maulwurf kam ihm entgegen. »Was halten Sie davon, Mitglied meines Stabes zu werden?« fragte Molinari unvermittelt und beendete das Schweigen. »Es läßt sich einrichten; Sie müßten nur formell zum Militärdienst einberufen werden.« Und er schloß: »Sie können davon ausgehen, daß Sie mein Leibarzt werden.«
Eric versuchte seine Erregung zu dämpfen.
»Sie würden Ihre Frau dann einige Zeit nicht sehen. Das wäre schon ein Anfang. Der erste Schritt, um sich später endgültig von ihr zu trennen.«
»Ja.« Er nickte. Molinari hatte recht. Und sein Angebot klang unter diesem Blickwinkel sehr verlockend. Und ironischerweise war dies genau das, was Kathy die ganzen Jahre von ihm verlangt hatte – eine interessantere, bessere Stellung. »Ich müßte es zunächst mit meiner Frau besprechen und …« Er brach ab, errötete. »Nun, zumindest mit Virgil«, murmelte er. »Er muß sein Einverständnis geben.«
Der Maulwurf blickte ihn ernst an und sagte dann mit schleppender, gepreßter Stimme: »Es gibt nur einen Nachteil. Zwar werden Sie Kathy seltener sehen, aber in meiner Gesellschaft treffen Sie oft mit unseren …« Er schnitt eine Grimasse. »Nun, Sie werden oft mit unseren Alliierten zu tun haben. Was halten Sie von der Aussicht, die Sternmenschen kennenzulernen? Möglicherweise bekommen Sie dadurch in der Nacht Darmbeschwerden … und möglicherweise schlimmere – andere – psychosomatische Leiden, die Sie sich trotz Ihres Berufes schwerlich vorstellen können.«
»Im Augenblick ist für mich schon jede Nacht schlimm genug«, erwiderte
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