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Warte auf das letzte Jahr

Warte auf das letzte Jahr

Titel: Warte auf das letzte Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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erscheinen, als ob der Panzer, der um ihre Seele lag, ein wenig durchlässiger geworden wäre.
    »Laß mich allein«, bat er. »Ich möchte mir etwas zu essen machen.«
    »Vielleicht hilft dir Phyllis Ackerman dabei.« Sie strahlte wieder die alte, übermächtige Autorität aus; die Verachtung, die sie für ihn empfand und die aus der entarteten Kryptoweisheit ihrer Lebenserfahrung herrührte, war zurückgekehrt. Auf fast psionische Weise, mit dem Instinkt einer Frau, hatte sie von seiner flüchtigen Romanze mit Phyllis auf dem Mars erfahren. In jener Nacht-Nein, beruhigte er sich, es war unwahrscheinlich, daß sie etwas davon wußte. Er ignorierte sie und begann ein gefrorenes Hähnchen im Infrarotherd aufzuwärmen, während er ihr dabei den Rücken zudrehte.
    »Rate mal, was ich getan habe, als du fort warst«, forderte ihn Kathy auf.
    »Du hast dir einen Liebhaber genommen.«
    »Ich habe eine neue halluzinogene Droge ausprobiert. Chris Plout hat sie mir besorgt; in seiner Wohnung fand dann auch die Trip-Party statt, und kein Geringerer als der weltberühmte Marm Hastings hat daran teilgenommen. Als wir unter dem Einfluß der Droge standen, ist er über mich drübergestiegen, und es war -nun, es war einfach wundervoll.«
    »Tatsächlich?« Eric setzte sich an den Tisch.
    »Was wäre das für eine Wonne, sein Kind zur Welt zu bringen«, schwärmte Kathy.
    »›Eine Wonne‹. Großer Gott, was für ein sentimentaler Unfug.« Er starrte sie an. »Hast du wirklich mit ihm …«
    Kathy lächelte. »Nun, vielleicht war es nur eine Halluzination. Obwohl ich es nicht glaube. Und ich verrate dir auch, warum. Als ich zu Hause war, da …«
    »Erspare mir die Details!« Verärgert stellte er fest, daß er zu zittern begann.
    Im Wohnzimmer klingelte das Videofon.
    Eric ging an den Apparat, und als er den Hörer abnahm, da erschien auf dem kleinen grauen Monitor das Gesicht eines Mannes namens Captain Otto Dorf, einer von Gino Molinaris Militärberatern. Dorf hatte sich ebenfalls im 35er Wash aufgehalten und die Sicherheitsbeamten des Maulwurfes unterstützt; er war ein schmalgesichtiger Mann mit verkniffenen, melancholischen Augen, der dem Generalsekretär treu ergeben war. »Dr. Sweetscent?«
    »Ja«, nickte Eric. »Aber ich habe noch nicht …«
    »Genügt Ihnen eine Stunde? Dann sorgen wir dafür, daß Sie um acht Uhr von einem Kopter abgeholt werden.«
    »Eine Stunde genügt völlig«, versicherte Eric. »Ich werde meine Sachen packen und oben auf dem Landedach des Konap-Gebäudes auf Sie warten.«
    Er legte auf und kehrte in die Küche zurück.
    »Oh, mein Gott«, stieß Kathy hervor. »Oh, Eric – können wir denn nicht darüber reden? Mein Gott, mein Gott.« Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen und barg ihr Gesicht in den Händen. »Ich habe nichts mit Marm Hastings gehabt; er ist ein netter Kerl, und ich habe die Droge genommen, aber …«
    »Hör zu«, bat er, während er nach seinem Brathähnchen sah. »Es ist alles schon im 35er Wash entschieden worden. Virgil hat es von mir verlangt. Wir unterhielten uns ausführlich darüber, und wir kamen überein, daß mich Molinari mehr braucht als Virgil. Und außerdem stehe ich Virgil noch immer bei Operationen zur Verfügung, auch wenn ich in Zukunft in Cheyenne wohnen werde. Man hat mich eingezogen«, fügte er hinzu. »Ab morgen bin ich Sanitätsoffizier der UNO-Streitkräfte und Mitglied von Generalsekretär Molinaris Stab. Ich kann nichts mehr daran ändern; Molinari hat gestern nacht die Verfügung unterschrieben.«
    »Warum?« Schreckensbleich blickte sie zu ihm auf.
    »Damit ich hier herauskomme. Bevor einer von uns …«
    »Ich verspreche, daß ich nicht mehr soviel Geld ausgeben …«
    »Es ist Krieg. Menschen sterben. Molinari ist krank, und er benötigt medizinische Betreuung. Ob du nun Geld verschwendest oder nicht …«
    »Aber du hast um diese Stellung gebeten.«
    Er schwieg. Erst nach einer Weile gestand er: »Um ehrlich zu sein, ja. Ich habe Virgil Feuer unter dem Hintern gemacht wie noch nie zuvor in meinem Leben.«
    Sie hatte ihre Fassung wiedergewonnen und wirkte jetzt sogar völlig ruhig. »Wieviel bezahlt man dir dafür?«
    »Sehr viel. Und ich werde auch weiter mein Gehalt von TF&D beziehen.«
    »Gibt es einen Weg, der mir erlaubt, dich zu begleiten?«
    »Nein.« Dafür hatte er gesorgt.
    »Ich wußte, daß du mich verlassen würdest, sobald du Erfolg hast – seit wir uns zum erstenmal begegnet sind, hast du versucht, dich von mir zu befreien.«

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