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Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Titel: Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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weiß, was er damals gedacht hat? Rochet tot oder noch am Leben? Mit der Frage hat er sich wahrscheinlich gar nicht befaßt. Um es milde auszudrücken, Alwyn war völlig durcheinander. Meiner Meinung nach hat er seit Jahren nicht mehr klar und logisch gedacht. War ein wandelnder Nervenzusammenbruch. Doch wer will andererseits behaupten, daß er in diesem Moment geistig nicht völlig klar gewesen wäre. Ich denke, er wußte ganz genau, was er tat. Ganz bestimmt hat er nicht versucht festzustellen, ob Rochet noch am Leben war oder nicht, zumindest sagt er, er habe es nicht getan. Aber stimmt das? Angenommen, er hat es getan, angenommen, er erkannte, daß Rochet, zwar schwer verletzt und wahrscheinlich im Sterben liegend, im Krankenhaus lange genug hätte überleben können, um über die Geschäfte auszusagen, die auf der Greyladies Farm getätigt wurden? Man könnte sagen, Alwyn hatte einen sehr guten Grund, Rochet zu beseitigen. Jemanden unter ein Meter zwanzig tiefen Beton zu begraben, wäre die perfekte Lösung. Aber das ist eine rein persönliche Überlegung. Ich weiß es nicht, und Sie auch nicht. Das werden ein Richter und die Geschworenen entscheiden. Aber wenn Sie schon jemanden bemitleiden wollen, warum nicht den unglücklichen Rochet? Oder zählen Kriminalbeamte nicht? Rochet hatte wahrscheinlich Eltern, Brüder oder Schwestern, vielleicht eine Freundin … Wie wäre es mit einem oder zwei Seufzern für ihn?«
    »Wir haben gestern in der Kirche für seine Seele gebetet«, sagte Pfarrer Holland.
    »Und für die Seele von Jerry Hersey. In allen Gottesdiensten. Hat einen Schatten auf Ostern geworfen. Der Gottesdienst am Ostersonntag ist gewöhnlich ein freudiges Ereignis, das die Auferstehung zum Thema hat, nicht den Tod. Übrigens, ich beerdige Hersey nächsten Donnerstag.« Er hielt inne; dann:
    »Die Kirche war voller Blumen. Schauen Sie doch einmal rein, bevor Sie nach London zurückfahren, Meredith, sind alle noch da. Elsie Winthrop hat dabei geholfen, sie zu arrangieren, wissen Sie? Sie war diesmal an der Reihe. Hat eine geschickte Hand für Lilien, wie man mir gesagt hat. Jerry Herseys Schwester Betty Chivers besteht darauf, daß Elsie den Blumenschmuck für Jerrys Beerdigung vorbereitet, weil sie es immer so schön macht, und außerdem ist sie noch immer ihre Freundin, auch wenn Alwyn Jerry erschlagen hat, sagt Betty.«
    »Das ist grotesk«, sagte Meredith.
    »Meine liebe Meredith, ich bin fast völlig abgehärtet gegen die Seltsamkeiten des Lebens. Habe im Lauf der Zeit schon mit den merkwürdigsten Fällen zu tun gehabt. Wie ich vorhin sagte, hin und wieder kann mich etwas noch richtig aufrütteln, Drogen auf Greyladies zum Beispiel. Aber daß Betty Chivers wünscht, Elsie Winthrop soll für den Blumenschmuck bei Jerrys Beerdigung sorgen? Nein, das überrascht mich nicht im geringsten. Es wird eine sehr große Beerdigung, sogar ein Chor wurde bestellt. Wie ich gehört habe, soll der Bauunternehmer sie bezahlen.« Pfarrer Holland unterbrach sich abrupt.
    »Noch Kaffee?«
    »Nein, danke, wir müssen bald gehen«, sagte Markby hastig.
    »Alwyn wollte Jerry nicht töten.« Meredith beschäftigte sich noch im Geist mit dem, was Pfarrer Holland zuletzt gesagt hatte.
    »Ich nehme an, das ist Mrs. Chivers klar. Er ist in Panik geraten.«
    »Aber getötet hat er ihn, nicht wahr?« sagte Markby streng.
    »Ein kräftiger Kerl, dieser Alwyn. Als Farmer hat er gewußt, wie man einer Kreatur kurz und schmerzlos den Garaus macht. Ein schneller Schlag und ein gebrochenes Genick. Kein Problem.«
    »Seien Sie still«, sagte Meredith heftig.
    »Das ist ja gräßlich.«
    »Ja, das ist es, aber Sie haben das Thema zur Sprache gebracht.«
    »Und alles für nichts und wieder nichts.« Meredith erinnerte sich an Barrys Worte.
    »Hersey wäre mit seinem Verdacht nie zur Polizei gegangen. So war er nicht. Hätte Alwyn sich nicht so darüber aufgeregt, daß Jessica mit Michael im Pub aufgetaucht war, hätte sein Verstand vielleicht klar genug gearbeitet, um zu begreifen, daß Jerry nur redete und moserte wie immer und keine echte Gefahr darstellte. Ich bin sicher, daß er es später begriffen hat. Er ist Herseys wegen und darüber, daß Betty Chivers jetzt allein ist, sehr betroffen.«
    »Ein trauriger Fall«, meinte Pfarrer Holland und stellte die Kaffeebecher auf einem Tablett zusammen.
    »Blinde Panik und ein schuldbeladenes Gewissen gleichzeitig in einem so großen, starken Kerl wie Alwyn mußten ja zu Gewalttätigkeit

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