Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall
uneheliche Geburten vertuscht, doch der damalige Pfarrer muß zwangsläufig erfahren haben, daß Jerry nicht Betty Chivers Bruder, sondern ihr Sohn war. In irgendeiner Urkunde der Pfarrei steht vielleicht etwas über das Taufregister dieses Tages. Aber auch jetzt, da Jerry tot ist, kann Newman sich nicht offen zu ihm bekennen. Es geht um Bettys Ruf und um seinen eigenen. Seiner Frau würde es vermutlich nicht sehr gut gefallen, und seine Schwiegermutter kann ihn schon jetzt nicht ausstehen.«
»Tatsächlich? Nun, vielleicht weiß sie mehr, als sie zu sagen bereit ist.«
»Das«, sagte Markby,
»ist immer der Fall. Es gehört zu den Dingen, die Polizeiarbeit immer so schwierig machen. Ehrbarkeit, müssen Sie wissen, wird oft höher geschätzt als Gerechtigkeit. Lassen wir Jerry in Frieden ruhen. Aber Newman und Betty Chivers müssen ihr Geheimnis ins Grab mitnehmen.«
Jessica und Michael Denton saßen auf den steinernen Überresten des Gebetshauses in der Koppel und steckten die Köpfe zusammen, als Meredith und Alan Markby sie fanden. In der Nähe graste friedlich das Pony. Der Abend war warm, sonnig, und eine sanfte Brise liebkoste die Blätter auf den Asten der gestürzten Eiche, die noch immer ausgebreitet auf dem Weideland lag. Das Loch in der Hecke war wenig malerisch mit einem Stück Wellblech verschlossen worden.
»Hallo, ihr da!« rief Meredith den beiden zu, sie fuhren
schuldbewußt auseinander und drehten sich um.
»O hallo«, sagte Jessica lächelnd. Meredith und Markby suchten sich ebenfalls Plätze auf den
sonnenwarmen Steinen.
»Wo ist der Hund?« Meredith sah sich um.
»Gewöhnlich taucht er doch als erster auf, wenn Besucher nach Greyladies kommen. Ich habe ihn im Hof nicht gesehen.«
»Mr. Jennet hat ihn, das ist der alte Mann, der jetzt kommt, um uns zu helfen. Er ist Arbeitshunde gewöhnt, und es ist am besten, der Hund bleibt bei jemandem, der weiß, wie man ihn behandeln und wie man ihn füttern muß. Ich meine, Whisky ist kein Haustier, und Dad will ihn nicht töten lassen, weil er ein guter Arbeitshund ist. Mr. Jennet hat selbst noch einen landwirtschaftlichen Kleinbetrieb und hilft manchmal bei den Schafen aus, wenn jemand eine zusätzliche Arbeitskraft braucht, also wird Whisky ihm nützlich sein.«
»Und wie werden Sie es schaffen, Jess?« fragte Markby.
Sie zuckte mit den Schultern.
»Nun, wir machen weiter bis zu den Prozessen – die vermutlich erst in ein paar Monaten stattfinden. Doch wir müssen damit rechnen, daß Dad und Ma Gefängnisstrafen bekommen. Und selbst wenn das nicht der Fall ist, weitermachen können wir auch nicht. Dads Wille ist gebrochen, und sogar Ma scheint alles egal zu sein. Weil – weil Alwyn nicht mehr da ist.« Sie senkte rasch den Kopf, und Michael Denton umfing ihre Hand und drückte sie tröstend.
»Es geht schon, Mike«, sagte sie, ließ aber seine Hand nicht los. Aufblickend, sagte sie lebhafter:
»Dudley Newman war bei uns.«
»Also, da soll mich doch!« rief Markby ärgerlich.
»Er hätte wenigstens so viel Anstand haben sollen, bis nach den Prozessen zu warten. Ein grober Klotz!«
»Er hat sich entschuldigt, daß er uns jetzt belästigt, aber er hat gesagt, er wolle es nicht riskieren zu warten und dann die Gelegenheit verpassen, Greyladies zu kaufen, wenn es auf den Markt kommen sollte. Er will hier natürlich lauter Häuser bauen und sagt, daß er die Baugenehmigung bekommen kann. Er bietet uns sehr viel Geld.«
»Ach, wirklich?« sagte Markby grimmig.
»Trotzdem, Jessica, würde ich den Besitz von einem unabhängigen Sachverständigen im Hinblick auf seinen Wert als Bauerwartungsland schätzen lassen. Mr. Newman ist Geschäftsmann und auf ein Schnäppchen aus, darauf könnte ich wetten.«
»Keine Sorge«, sagte Denton.
»Ich behalte die Dinge im Auge. Übrigens, Jess und ich wollen heiraten – nachdem alles geregelt ist, natürlich. Das wird ungefähr noch ein, zwei Jahre dauern.«
Meredith und Markby wünschten den beiden Glück, und dann fragte Meredith:
»Werden Sie das Gartencenter und Bauernmuseum auf Witchett eröffnen, Michael?«
»Da läuft alles gut. Dolly ist noch immer begeistert, und wenn er für Greyladies einen guten Preis erzielt, wäre Jess’ Vater daran interessiert, einen Teil des Geldes in das Gartencenter zu investieren. Nicht, daß er sich für Topfpflanzen und Sträucher für Rabatten interessiert. Er kann nicht verstehen, daß man etwas pflanzt, das man nicht essen kann. Aber er war sein Leben
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