Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall
langsam das Leben abpreßte. Während einer der Constables per Funk einen Krankenwagen und Hilfe anforderte, kroch Markby in den schmalen Spalt zwischen den Ästen und der durchweichten Erde. Nasse Blätter fuhren ihm ins Gesicht, Zweige zerkratzten ihm die Haut und zerrissen ihm die Kleidung. Bevor er hineingekrochen war, hatte er den Regenmantel ausgezogen und zerrte ihn mit, während er sich in den engen Raum hineinschlängelte. Der Verletzte stöhnte, als er ihn erreichte. Er lebte also. Es gelang Markby, ihn notdürftig mit dem Regenmantel zuzudecken. Laxton war auf die andere Seite des Baumes gegangen, kletterte vorsichtig durch die Äste und richtete jetzt den Strahl seiner Taschenlampe durch eine Lücke im Geäst auf das Gesicht des Verletzten.
»Kennen Sie ihn?« rief er durch das Heulen das Windes und das Rascheln des Laubs.
»Ja.« Der gelbe Strahl flackerte merkwürdig über das Gesicht des Mannes, das von Zweigen umgeben und von Ästen gefangen war. Der grünbekränzte Moorgeist, dachte Markby unwillkürlich, und ein atavistischer Schauer durchrieselte ihn. Gleichzeitig erinnerte er sich an einen Namen.
»Ich habe ihn seit ein paar Jahren nicht mehr gesehen, aber ich kenne ihn. Es ist Jamie Winthrop.« Der Verletzte hörte seinen Namen, schlug die Augen auf und stöhnte. Er richtete den Blick auf Markbys Gesicht, das sich über ihn neigte, und flüsterte:
»Alan …«
»Richtig, Jamie«, antwortete Markby, und das Herz wurde ihm plötzlich schwer.
»Du wirst mich nicht – einsperren …« Die Stimme war im alles übertönenden Geheul des Sturms sehr schwach, aber klar.
»Wir haben gespielt – Räuber und Gendarm – auf diesen Feldern …«
»Das weiß ich noch, Jamie«, sagte Markby bekümmert.
»Aber ich bin erwachsen und ein richtiger Polizist, und du bist richtig verhaftet, Alter.«
Es dauerte noch eine ganze Weile, bis sie zur Farm kamen. Ein Kran hatte den Baum gehoben und den Sanitätern ermöglicht, den verletzten James Winthrop, der jetzt gnädigerweise bewußtlos war, medizinisch zu versorgen. Markby und Laxton, beide bis auf die Haut durchnäßt, achteten nicht mehr auf Nässe und Kälte und stiegen in Markbys Wagen. James’ BMW war von einem der Constables im Rückwärtsgang in den Hof zurückgefahren worden, und dann konnten sie endlich auch nach Greyladies weiterfahren. Aus der Küche fiel Licht, aber der Hof lag verlassen da.
»Was war da los?« Laxton zeigte auf die beschädigte Pferdebox und ging dann zu der zersplitterten Tür, die in der Mitte des Hofes lag. Er stieß sie mit dem Fuß an.
»Das ist kein Sturmschaden, jemand hat ein großes Loch hineingeschlagen.«
Die Constables waren aus dem Streifenwagen geklettert. Der Hundeführer hatte die hintere Tür des Vans geöffnet, und sein Tier sprang heraus. Es war das Signal für ein hereinbrechendes Chaos. Sofort und ohne jede Warnung flog etwas aus Nacht und Regen heran, etwas mit rotglühenden Augen, schimmernden, rasiermesserscharfen Zähnen und einem grauenhaften wütenden Knurren. Laxton schrie:
»Himmel!«
Der Hütehund hatte einen schlechten. Tag gehabt. Hier draußen war es naß, kalt und einsam. Es war ihm nicht gelungen, das Pony einzufangen, und er war gezwungen gewesen, sich vor Zähnen und Hufen in Sicherheit zu bringen, und zum Schluß war er von einem übelgelaunten Menschen getreten worden. Aber dies war noch immer sein Hof und dieser andere Hund ein Eindringling. Er konnte seine Ehre retten. Der Suchhund, ein liebenswürdiger Labrador, war dem anderen nicht gewachsen, doch er war auch nicht feige und bereit, sein Bestes zu tun.
Markby überließ es den anderen, die Kämpfenden zu trennen, und rannte durch den Regen zum Haus. Er riß sie Küchentür auf und blieb verblüfft und im ersten Moment sprachlos stehen.
Sie saßen alle um den Tisch herum und tranken Tee. Die gleichmütigen älteren Winthrops, Alwyn mit düsterer Miene und krank aussehend, Jessica blaß, aber entschlossen, und neben ihr – Meredith. Meredith? Er blinzelte und starrte sie an. Sie lächelte nervös.
»Hallo, Alan.«
Die anderen schlossen sich murmelnd ihrem Gruß an wie eine respondierende Kirchengemeinde am frühen Morgen. Mrs. Winthrop stand auf und holte gelassen noch einen Becher.
»Alwyn«, sagte Markby, der wußte, daß er sprach, aber ganz und gar nicht sicher war, daß die Stimme, die er hörte, die seine war,
»kannst du deinen Hund rufen. Er versucht den Polizeihund umzubringen.«
»Gut, mach ich«, sagte
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