Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall
erwähnt hatte. Er war mit dem Leben, das er führte, ohnehin besser dran. Meredith fuhr weiter.
»In Ihre Höhle vorgedrungen bin ich noch nie.« Sie hatte den Diensthabenden im Erdgeschoß nach Chief Inspector Markby gefragt und war in Begleitung eines jungen Constables auf halber Treppe, als Alan ihr entgegenkam. Sie lächelten einander zu. Er sieht ein bißchen müde aus, dachte sie. Doch man merkte ihm auch an, wie sehr er sich freute, sie wiederzusehen, und sie wußte, daß diese Freude nicht gekünstelt war. Das schmeichelte ihr, machte sie aber auch nervös.
»Im allgemeinen finden Sie mich am Samstag nicht hier, und ich werde auch nicht das ganze Wochenende hier rumsitzen, keine Sorge«, sagte er energisch.
»Gute Fahrt gehabt?«
»Danke, ja.« Sie lächelten einander wieder voller Freude zu und schauten dann beide hastig weg, als fürchteten sie, der andere könnte die Freude mißverstehen und für etwas anderes als Freundlichkeit halten.
»Ich habe mir gedacht, gehst du heute vormittag rein und versuchst den Papierkram zu erledigen«, sagte Markby.
»Damit ich unter der Woche mehr Zeit habe. Doch dann hat mich jemand angerufen und gefragt, ob sie zu mir kommen und mit mir sprechen könnte. Sie ist jetzt hier, geht aber gleich. Dann suche ich Ihnen Lauras Schlüssel heraus und begleite Sie ins Haus. Vielleicht würden Sie meine Besucherin gern kennenlernen, ich denke, Sie würde Ihnen gefal len.« Er ging den Rest des Weges voraus und führte sie dann in sein Büro. Eine unordentliche ältere Frau mit einer ländlichen Frisur und einem riesigen, zeltähnlichen Rock machte sich eben zum Aufbruch bereit.
»Wollte Ihnen nicht zuviel Zeit stehlen«, sagte sie dröhnend.
»Das haben Sie gar nicht – das heißt, es war richtig, zu mir zu kommen und es mir zu sagen. Ich möchte Sie mit einer Freundin von mir – und Laura – bekannt machen, Meredith Mitchell. Sie will Lauras Haus hüten, während die Familie verreist ist. Meredith, das ist Mrs. Carmody von der Witchett Farm.«
»Freut mich, Sie kennenzulernen, meine Liebe«, sagte Mrs. Carmody lächelnd und mit einem durchdringenden Blick.
»Sie müssen mich auf meiner Farm besuchen, wenn Sie nichts Besseres zu tun haben und Alan arbeiten muß. Kommen Sie zum Tee.«
»Danke«, sagte Meredith.
»Ich komme im Lauf des Nachmittags hinaus«, sagte Alan zu Mrs. Carmody,
»und sehe mich um. Lassen Sie alles so, wie es ist.«
»Hab nichts angefaßt. Ist alles noch genauso, wie ich’s heut morgen gefunden hab.« Sie unterbrach sich kurz; dann:
»Ich möchte mich nicht aufdrängen, aber warum bringen Sie Miss Mitchell nicht mit, wenn Sie ohnehin heut nachmittag zu mir kommen? Wir könnten gemeinsam eine Tasse Tee trinken.«
»Nun …« Alan sah Meredith auf eine Art an, die ihr bedeutsam vorkam.
»Das ist sehr freundlich«, sagte Meredith ein wenig unschlüssig, weil sie nicht wußte, wie er sich ihre Antwort wünschte.
»Es – hm – es hängt von Alan ab, wenn Alan Sie dienstlich aufsucht …« Markby sagte plötzlich:
»Wie wär’s, wenn Sie schon vor mir zur Farm hinausfahren würden, Meredith? Nach dem Lunch. Ich komme später, wenn ich hier fertig bin, und Mrs. Carmody kann uns beide mit Tee und ihrem ausgezeichneten Kuchen wiederbeleben.« So wurde es besprochen. Mrs. Carmody erklärte Meredith noch, wie sie zur Witchett Farm kam, dann ging sie. Markby holte Lauras Schlüssel heraus, und sie folgten Mrs. Carmody die Treppe hinunter.
»Ich komme nach dem Lunch zurück«, sagte er dem Diensthabenden.
»Was ist auf der Witchett Farm passiert?« fragte Meredith ohne Umschweife, als sie in ihrem Wagen zu Lauras Haus fuhren.
»Ich erklär’s Ihnen beim Lunch. Paul hat gesagt, der Kühlschrank und der Gefrierschrank sind voll, und wir – ich meine, Sie müssen die Sachen nur in die Mikrowelle schieben.«
»Offensichtlich erinnert Paul sich noch daran, was für eine Niete ich in der Küche bin.«
»Die beiden sind Ihnen sehr dankbar, daß Sie heruntergekommen sind. Und das bin ich auch – ich meine, ich hätte ständig rausfahren und nachsehen müssen, ob alles in Ordnung ist. Aber ich habe ein neues Gewächshaus, und die wenige Freizeit, die mir bleibt … Ich hoffe doch, daß Sie sich mein Gewächshaus ansehen kommen.«
»Herzlich gern. Was wollen Sie pflanzen?«
»Tomaten – hoffentlich. Nächstes Jahr will ich’s mit Gurken und dann vielleicht mal mit einem Weinstock versuchen. Natürlich auch mit ein paar Blumen.« Ein verträumter
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