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Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Titel: Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Farm, die Meredith je gesehen hatte. Nur im Stall auf der rechten Seite lag ein bißchen Stroh herum, sah man Hufabdrücke im Staub, und ein schwacher, warmer, beißender Geruch wies darauf hin, daß er kürzlich benutzt worden war, obwohl er im Moment leerstand.
    »Nicht meine Pferde«, sagte Mrs. Carmody.
    »Andere Leute stellen sie hier ein – drei, um genau zu sein –, und da heute Samstag ist, sind sie alle unterwegs. Erstaunlich, wie viele Stadtleute sich ein Pferd halten wollen. Sobald es sich rumspricht, daß man Weideland oder im Stall Platz hat, wird man mit Anfragen überschwemmt. Mehr als drei oder vier Tiere kann ich aber nicht aufnehmen, weil ich sie tagsüber gemeinsam mit Jess Winthrop von Greyladies versorgen muß – mehr schaffen wir auch zu zweit nicht. Nettes Mädchen, diese Jess.« Mrs. Carmody unterbrach sich, vielleicht um Atem zu holen, vielleicht aber auch, um zu überlegen, ob sie sich ihrem Gast anvertrauen sollte oder nicht.
    »Um die Wahrheit zu sagen, ich lasse die Leute ihre Pferde hier einstellen, damit wenigstens noch ein bißchen Leben auf dem Hof ist. Sehen Sie sich ihn nur an, Sie können sich gar nicht vorstellen, wie’s hier war, als die Farm noch bewirtschaftet wurde.« Sie seufzte.
    »Wir hatten keine Kinder, mein Mann und ich, und wer hätte gedacht, daß er so bald sterben würde? Ein großer, kräftiger Kerl war das, und keiner von uns hat erwartet – er war erst siebenundfünfzig. Das Herz, wissen Sie. Ich habe ein paar Jahre allein weitergemacht, aber es war zuviel für mich. Doch solange es hier ein paar Tiere und ein paar Menschen gibt, ist es nicht so schlimm.« Sie beendete ihre Rede ganz sachlich. Meredith verstand jedoch, was Alan gemeint hatte. Eine unbeugsame, realistische, aber auch traurige und einsame alte Frau. Es mußte ihr das Herz brechen, mit anzusehen, daß auf der Farm immer mehr stillstand, aber zu verkaufen und fortzugehen wäre noch viel schlimmer für sie. Alle Gebäude waren tadellos erhalten. Unter dem Dachgesims eines offenen Schuppens parkten in ordentlichen Reihen alte landwirtschaftliche Maschinen und Fahrzeuge, einige davon mit Segeltuchplanen zugedeckt. Unter den Augen eines prahlerischen Gockels scharrten ein paar Hühner. Überall war es sehr still. Meredith wußte nicht, wie sie auf den Eindringling zu sprechen kommen sollte, aber im Lauf der Zeit tat es Mrs. Carmody selbst.
    »Ich war heute wegen des Heubodens bei Alan.« Sie zeigte auf eine Öffnung hoch unter der Traufe des Stallgebäudes.
    »Wir benutzen ihn jetzt nicht mehr. Das bißchen Heu, das die Pferde brauchen, ist drüben in der Scheune. Dort oben habe ich ein paar alte Sachen gelagert, und ich gehe höchstens einmal in drei oder vier Monaten hinauf. Ich weiß nicht, ob Alan es Ihnen erzählt hat, aber vor kurzem ist eines Nachts ein Kerl hier rumgeschlichen. Ich habe ihn verscheucht. Damals dachte ich, er war nirgends drin gewesen. Aber heute morgen bin ich auf den Boden gestiegen, das erste Mal seit, oh, Urzeiten, wie ich schon sagte. Dachte, ich könnte ein bißchen von dem alten Kram ausräumen. Dachte, kannst genausogut dort hinaufgehen, anstatt hier rumzusitzen. Vor ungefähr sechs Monaten war jemand da, der nach altem Werkzeug und anderen Geräten gefragt hat, Zaumzeug und so. Handelte mit Antiquitäten, aber mit praktischen Sachen, und wie es aussieht, kaufen die Leute heutzutage alles. Damals hab ich ihm gesagt, ich möchte nicht belästigt werden, aber dann dachte ich, nun ja, warum nicht.« Mrs. Carmody hielt inne, um Atem zu schöpfen.
    »Doch ich schweife ab.« Meredith zuckte schuldbewußt zusammen. Sie mußte ihre Ungeduld verraten haben.
    »Ich zeige Ihnen, was ich meine«, sagte Mrs. Carmody, auf den Stall zugehend.
    »Sollten wir nicht auf Alan warten?«
    »Wir werden nichts anfassen. Ich will’s Ihnen nur zeigen. Sehen, was Sie denken.« Den Heuboden erreichte man über eine hölzerne Leiter, die, wie Meredith hoffte, sicher war, denn Mrs. Carmody war kein Leichtgewicht. Vorsichtig kletterte sie hinter ihrer Gastgeberin her, und sie gelangten, Mrs. Carmody keuchend und prustend, nach oben. Der Heuboden nahm die ganze Länge des Gebäudes ein und wurde schwach durch Öffnungen in der vorderen Wand erhellt, durch die man früher das Heu in den Hof geworfen hatte. Das alte Zaumzeug und die Geräte, für die sich der Händler interessiert hatte, hingen an der fensterlosen Mauer gegenüber an Haken und Nägeln, und am anderen Ende waren mehrere hölzerne, mit

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