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Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Titel: Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Angelegenheiten zu schnüffeln und Salz in offene Wunden zu streuen. Aber Alwyn hatte wieder zu sprechen angefangen. Vielleicht gab es nicht viele Menschen, denen er sich anvertrauen konnte, und einmal losgelassen, hörten die Worte nicht auf zu sprudeln.
    »Ich nehme es Jamie nicht übel, daß er gegangen ist. Er hat seine Chance genutzt. Viel Glück für ihn. Das heißt aber, daß ich nicht weg kann. Und da ist noch Jess. Das ist kein Leben für sie. Sie geht auf die Witchett Farm rüber und verbringt dort eine Menge Zeit mit der alten Dolly Carmody. Sie sollte junge Freunde haben.«
    »Du hast nie daran gedacht zu heiraten, Alwyn?« hörte Markby sich zu seiner größten Überraschung fragen.
    »Hab einer Frau nichts zu bieten. Ich sag dir, Alan, wenn ich nur ein halbwegs anständiges Angebot für das Land bekommen und es an mir liegen würde …« Er unterbrach sich und kaute zornig an der Unterlippe, zog sich die Mütze tief in die Augen und musterte finster die arglosen Schafe vor ihnen.
    »Aber es liegt nicht an mir, nicht wahr? Außerdem müßte ich erst die richtige Frau kennenlernen – die mich nimmt.«
    »Nun ja«, sagte Markby, weil es nicht viel mehr zu sagen gab.
    »Treffen wir uns mal am Abend auf ein Glas, Alwyn?«
    »Gern. Gewöhnlich sitz ich im Fox and Hounds, und du findest mich fast jeden Abend dort. Das klingt, als ob ich ein alter Säufer war – aber ich bin der Typ, der eine Stunde lang an einem einzigen Pint nuckelt. Jedes verdammte Bier kostet Geld.«
    »Dann sehen wir uns dort«, sagte Markby und verabschiedete sich mit, wie ihm selbst schien, unziemlicher Hast. Als Meredith am nächsten Samstag das Straßenschild Bamford, 3 Meilen erblickte, wurde ihr vor Freude warm ums Herz. Und warum auch nicht? Es war ein schöner Frühlingsmorgen, sogar der Wind war frisch. Sie hätte die ganze Strecke auf der Autobahn und auf Hauptstraßen zurücklegen können, doch sie hatte sich entschlossen, sich der Stadt auf der alten Straße zu nähern, die auf beiden Seiten von Feldern gesäumt wurde. Die Knospen treibenden Bäume schwenkten ihre Äste in der Brise, und die Vögel, von leichten Böen abgelenkt, wechselten mitten im Flug plötzlich die Richtung. In der Ferne donnerten die Laster über die Schnellstraße, doch sie hatte, seit sie abgebogen war, nur zwei Autos, einen Traktor und einen FitneßBegeisterten auf dem Fahrrad überholt. Jetzt jedoch sah sie ein Mädchen auf einem plumpen, zottigen Pony vor sich. Meredith ging vom Gas und fuhr langsam vorüber, und das Mädchen hob zum Dank für diese Rücksicht die Hand. Meredith winkte und blickte zurück. Die Reiterin war kein Kind, wie sie aus der zierlichen Gestalt und dem langen blonden Haar geschlossen hatte, das unter der Reitkappe hervorquoll, sondern eine junge Frau, vermutlich Ende Zwanzig. Meredith fuhr weiter, und die Reiterin verschwand aus ihrem Blickfeld. Meredith vergaß sie auch in ihrer Vorfreude auf Alan. Es ist lächerlich, sich deshalb so zu freuen, schalt sie sich. Jedes Wiedersehen endete damit, daß Alan unmißverständlich auf
    »ernste Absichten« zusteuerte, was in Meredith eine geradezu panische Angst auslöste, so daß sie flüchten mußte. Doch London für ganze neun Tage hinter sich zu lassen, das Büro und Tobys bedrückende Wohnung in Islington, war reine Seligkeit. Die Wohnung, die Toby ihr freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte, war katastrophal, das konnte keiner leugnen. Der abwesende Wohnungsinhaber scherte sich keinen Deut darum, wie zum Beispiel die Wände aussahen. Als Meredith einzog, hatte die Küche braune Wände gehabt, die Decke war flaschengrün gestrichen mit tomatenroten Flekken, die ebenso von einem Unfall mit Tomatenketchup wie von einem Ritualmord herrühren konnten. In ihrer Verzweiflung hatte Meredith die Küche cremefarben und blau gestrichen und ein paar billige farbenfrohe Vorhänge angebracht. Sie wollte jedoch nicht noch mehr Geld in das Eigentum eines anderen stecken, daher behielt die übrige Wohnung ihre senfgelben Wände mit zerkratztem lehmbraunem Holzwerk. Die Straße bog jetzt nach links ab, und wild wuchernde Hecken und ein uralter, riesiger Roßkastanienbaum versperrten die Aussicht. Um ein Haar hätte Meredith für ihre Tagträumereien teuer bezahlt. Sie fuhr um die Kurve herum und fand die schmale Straße unmittelbar vor sich von Schafen blockiert. Es waren Hunderte, wie es ihr zu ihrem Entsetzen vorkam, eine wollige Masse, die sich in alle Richtungen ausbreitete und der

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