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Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Titel: Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Stall zu warten, trat ins Freie. Es war das Mädchen auf dem zottigen Pony, das sie am Vormittag auf der Straße gesehen hatte. Sie war sich dessen sicher. Sie war sich auch ziemlich sicher, daß das Mädchen sie selbst oder ihr Auto wiedererkannt hatte, das im Hof parkte.
    »Oh, hallo!« rief Meredith.
    »So sieht man sich wieder!« Das Mädchen blinzelte, und das zottige Pony schnaubte, als die Reiterin am Zügel riß und hervorstieß:
    »Ich muß los.« Sie ließ Meredith’ Gruß unerwidert und schien völlig verstört.
    »Ich komme morgen, Dolly.« Sie wendete das Pony und ritt mit raschem Hufgeklapper davon.
    »Tut mir leid«, sagte Meredith bedauernd und verblüfft zugleich.
    »Ich scheine sie erschreckt zu haben.«
    »Machen Sie sich deshalb keine Sorgen«, beruhigte sie Mrs. Carmody.
    »So ist Jessica nun mal. Wenn sie sich an Sie gewöhnt hat, wird sie sich anders verhalten. Warum gehen wir eigentlich nicht hinein?« Vergnügt züngelte das Feuer im Kamin, drumherum dösten die Tiere wie an dem Tag, an dem Markby hiergewesen war. Meredith begrüßte den Spaniel, machte sich höflich mit den Katzen bekannt und ließ sich auf der Kante des chintzbezogenen Sofas nieder.
    »Ich schaue gern ins Feuer, zünde fast täglich eins an«, sagte Mrs. Carmody.
    »Außer wenn es im Hochsommer sehr warm draußen ist. Während wir auf Alan warten, brüh ich uns eine Tasse Tee auf.« Allein geblieben, stand Meredith auf und inspizierte hastig, aber ungeniert das Zimmer – den Kaminschutz und das Kaminbesteck aus Messing und die wunderschöne lange viktorianische Gabel zum Rösten am offenen Feuer, die neben dem Kamin hing, den Kupferkessel, der sehr alt aussah, vielleicht sogar georgianisch war, ja, ein Händler wäre sehr wohl interessiert. Doch würde er nachts wiederkommen, wenn er durch die Fenster nichts sehen konnte? Er würde es nicht riskieren, in das Haus einzubrechen, selbst wenn er um die Scheunen und auf dem Heuboden herumschlich. Es sah ganz danach aus, als seien der nächtliche Besucher und derjenige, der auf dem Heuboden herumgestöbert hatte, ein und derselbe gewesen, und es war verlockend, anzunehmen, der Händler sei wiedergekommen. Doch es wäre gefährlich, sich auf eine solche Vermutung zu verlassen. Meredith setzte sich wieder, und eine der Katzen, ein Tiger, sprang ihr, nachdem sie sie aufmerksam beäugt hatte, auf den Schoß und rollte sich zusammen. Meredith lehnte sich in die Kissen zurück und kraulte das Tier sanft hinter den Ohren. Der Gedanke, daß Mrs. Carmody ganz allein hier draußen lebte, gefiel ihr gar nicht. Besonders nicht, seit ein Mörder frei umherlief. Die alte Frau war mit einem Teetablett zurückgekommen. Die Kanne war nicht aus Silber, aber frühes Sheffield und hatte heutzutage auch einen hohen Sammlerwert. Meredith vermutete, daß Mrs. Carmody wirklich keine Ahnung hatte, wieviel all diese Familienerbstücke wert waren. Schließlich hatten sie sie ihr Leben lang begleitet. Sie benutzte sie täglich, und vor ihr hatte es ihre Mutter getan. Wahrscheinlich konnte sie sich gar nicht vorstellen, daß sie wertvoll waren. Sie waren einfach
    »altes Zeug«. Meredith hatte den Eindruck, daß der alten Frau ein offenes Wort am liebsten war. Manchmal war ein direkter Vorstoß der beste.
    »Mrs. Carmody«, sagte Meredith fest,
    »Sie dürfen mir ruhig sagen, ich soll meine Nase nicht in Ihre Angelegenheiten stecken, und wahrscheinlich werden Sie das auch tun …« Mrs. Carmody blinzelte ihr über den Rand ihrer Teetasse hinweg verständnisvoll zu.
    »Sprechen Sie weiter, dann sehen wir, ob ich’s tue.«
    »Aber ich denke, Sie sollten sich einen seriösen und angesehenen Experten herholen, mit ihm durchs Haus gehen und die Sachen richtig schätzen lassen. Sie werden ein paar Überraschungen erleben, sage ich Ihnen.«
    »Wenn es so wäre, würde ich wahrscheinlich nichts mehr verkaufen wollen.«
    »Ja, aber Ihre Versicherung wüßte bestimmt gern Bescheid, und Sie sollten auf jeden Fall wissen, was die Sachen wert sind. Falls noch mehr Händler herkommen, um zu schnüffeln.«
    »Wir werden sehen«, sagte Mrs. Carmody ausweichend, nicht gewillt, noch länger darüber zu sprechen. Meredith begriff, daß sie abblockte, und wandte sich einem anderen Thema zu.
    »Haben Sie das Mädchen auf dem Pony nicht Jessica genannt? Ich habe sie heute schon einmal gesehen. Bin mit dem Wagen an ihr vorbeigefahren, und später habe ich sie noch einmal getroffen. Eine Schafherde hat die Straße blockiert, und

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