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Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Titel: Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Weißblech gefütterte Kisten aufgestapelt, in denen Tee importiert wurde.
    »Und jetzt, sehen Sie, was ich meine?« sagte Mrs. Carmody.
    »Das hier sind meine Fußabdrücke, die hab ich gemacht, als ich hier langging, um nachzusehen, was los war. Die dort drüben« – sie zeigte auf andere Fußabdrücke in dem staubigen Boden –,
    »die größeren sind von ihm. Wer immer er war. Ich habe mich vorgesehen und bin auf keinen draufgetreten.« Meredith ging vorsichtig weiter. Die hölzernen Bohlen unter ihren Füßen knackten und ächzten verdächtig. Mehrere hatten sich verzogen, eine oder zwei gaben unter ihrem Gewicht leicht nach, und es öffneten sich Spalten, durch die man in die Pferdeboxen hinuntersah. Jemand war tatsächlich vor kurzem hier oben gewesen. Hatte gesucht. Wonach? Die Teekisten waren verrückt worden und hatten im Staub Spuren hinterlassen. Die Deckel waren geöffnet und nicht richtig zugemacht worden, vermutlich aus Hast.
    »Ich nehme an, daß er’s gewesen ist«, sagte Mrs. Carmody hinter ihr,
    »der Kerl, den ich in der Nacht verjagt hab. Aber warum hat er, wenn er nur einen Schlafplatz gesucht hat, in diesen alten Kisten herumgekramt? Was hat er denn darin vermutet?«
    »Dieser Händler …« Meredith drehte sich um.
    »Sie denken nicht, daß er – oder einer seiner Kollegen – zurückgekommen ist, als Sie seiner Meinung nach schon schliefen? So etwas kommt vor. Einmal ist er ganz offiziell hier aufgetaucht, hat ein paar Sachen gesehen, die ihn interessierten, und gedacht, es könnten sich noch wertvollere Stücke hier finden. Was ist in den Teekisten? Verzeihung, ich will nicht neugierig sein«, setzte sie hastig hinzu.
    »Das ist sehr lieb von Ihnen. Hauptsächlich sind es alte Töpfe und Pfannen und anderes Zeug, ein bißchen Porzellan – aber nichts Wertvolles. Alt, ja, gewiß, ein paar Sachen sind alt. Sie haben meiner Mutter gehört. Sie hat Marmeladen und Käse und Würste selbst gemacht, wie’s damals eben üblich war. Dort ist auch eine alte Küchenmaschine, mit der man Sahne machen kann. Haben Sie schon mal eine gesehen? Hat einen großen Schwengel, mit dem man pumpen muß. Man tut oben frische, ungesalzene Butter und dicke Jerseymilch hinein, pumpt und pumpt, und unten kommt die fertige Sahne heraus. Haben sich damals weder wegen Bakterien noch wegen Kalorien den Kopf zerbrochen. Lauter so Sachen finden Sie in den Teekisten. Die alten, flachen Bügeleisen, die man auf dem Herd heiß gemacht hat. Haben abnehmbare hölzerne Griffe. Ein paar Eisen sind innen hohl, da hat man heiße Kohlen reingetan. Waren so schwer, daß man sich beim Bügeln fast das Handgelenk gebrochen hat. Damals mußte man kräftig sein. Die meisten modernen Frauen könnten mit diesen Geräten nicht einmal fünf Minuten arbeiten. Aber damals waren sie der letzte Schrei.« Mrs. Carmody lachte dröhnend.
    »Der Freund der Hausfrau.«
    »Ich bin überzeugt, daß sich ein Händler dafür interessieren würde.«
    »Nun, einer war interessiert, meine Liebe. Das hab ich Ihnen erzählt.«
    »Ja – aber nicht alle sind, nun, ganz ehrlich. Vielleicht hat er gedacht, das Porzellan sei richtig wertvoll, nur als Beispiel. Doch wenn Sie das nicht wissen, wird er es Ihnen vielleicht auch nicht sagen wollen. Auf diese Weise könnte er Ihnen die Sachen in Bausch und Bogen abkaufen und für sehr viel Geld weiterverkaufen. Aber zuerst würde er natürlich sehen wollen, was überhaupt da ist. Hat dieser Händler versucht, ins Haus zu kommen? Ich meine nicht in der Nacht, in der Sie den Eindringling verscheucht haben. Ich meine, als er ganz offiziell wegen der Geräte hier war.«
    »O ja, das hat er«, sagte Mrs. Carmody.
    »Doch das hab ich nicht geduldet. Dauernd wollte er sich seitlich an mir vorbeidrücken, um einen Blick durch die Fenster zu werfen, darauf könnt ich wetten.« Und ich wette, dachte Meredith, daß er hier war und das genau an dem Tag getan hat, an dem sie in der Stadt war.
    »Jedenfalls«, sagte Mrs. Carmody,
    »hab ich mir gedacht, es wäre nicht falsch, Alan Bescheid zu sagen. Weil er doch so erpicht darauf war, zu erfahren, ob was Ungewöhnliches passiert ist.« Vorsichtig kletterten sie die hölzerne Leiter hinunter. Als sie unten ankamen, hörten sie Hufschläge im Hof.
    »Klingt, als käme einer Ihrer ›Untermieter‹ zurück«, sagte Meredith lächelnd. Mrs. Carmody ging hinaus, und Meredith hörte sie rufen:
    »Ach, du bist es, Jess!« Es folgte Stimmengemurmel, und Meredith, die es müde war, im

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