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Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Titel: Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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grauen Kleidern. Sie hielten nichts von fröhlichen Farben. In solchen Sekten gibt es im allgemeinen mehr Frauen als Männer. Muß seltsam ausgesehen haben, sie mit ihren Gebetbüchern über die Felder wandern zu sehen, wie Schulkinder in Zweierreihen. Mit den Jahren wurden es immer weniger, und dann brannte das Gebetshaus ab – muß über hundertfünfzig Jahre her sein. Es wurde nie wieder aufgebaut, und jetzt gibt es niemanden mehr, der zu der Sekte gehört. Nur der Name ist geblieben. Wenn Sie sich für die Reste der Grundmauern des Gebetshauses interessieren, sie stehen in einem Feld in der Nähe der Farmgebäude. Die Winthrops werden sich freuen, sie Ihnen zu zeigen, wenn Sie wollen. Es sind nur noch Buckel und Höcker im Boden. Vor ungefähr zehn Jahren kamen ein paar Männer aus Oxford und haben dort gegraben. Deshalb weiß ich so viel über die Geschichte des Gebetshauses. Aber sie haben nichts gefunden und sind nicht wiedergekommen.« Mrs. Carmody griff nach dem Feuerhaken aus Messing und schürte energisch das Feuer. Ein Funkenregen flog heraus, und der alte Spaniel wich vorsichtig zurück.
    »Sie hatten auch einen eigenen Friedhof, diese Grauen Leute. Aber wo der genau war, weiß man heute nicht mehr.«
    »Oh?«
    »In der Bibliothek gibt es nur eine Landkarte, auf der er eingezeichnet ist, auf dem Land der Lonely Farm. Aber auch ihn hat es schon zu Zeiten meiner Großmutter nicht mehr gegeben. Sie hat mir erzählt, daß die Männer, die auf der Lonely Farm pflügten, als sie noch ein kleines Mädchen war, von Zeit zu Zeit ein paar Gebeine ausgruben. Aber niemand hat sie sonderlich beachtet. Vielleicht wollte man mit diesen Geschichten nur die Kinder erschrecken. Damals erschreckte man Kinder gern. Obwohl es ihnen irgendwie gutgetan hat. Wo genau der Friedhof gewesen war, konnte nie festgestellt werden, denn die Grauen Leute hielten nichts davon, Grabsteine aufzustellen, wissen Sie? Sie hatten irgendwie die Idee, wieder ganz zur Erde zurückkehren zu wollen, Staub zu Staub, und keine Spur zu hinterlassen. Natürlich gibt es Lonely Farm auch nicht mehr. Dort wird jetzt gebaut, und dort haben sie auch den armen Ermordeten gefunden.«
    »O ja, Alan hat gesagt …«
    »Gräßlich«, stieß Mrs. Carmody plötzlich heftig hervor.
    »Einen Menschen lebendig zu begraben.«
    »Lebendig begraben!« Meredith’ Tasse klapperte auf der Untertasse.
    »Das hat Alan mir nicht erzählt.«
    »Wollte Sie wahrscheinlich nicht aufregen.« Mrs. Carmody sah zerknirscht aus.
    »Tut mir leid, daß ich die Katze aus dem Sack gelassen habe.«
    »Nun, wir haben gerade gegessen, bestimmt dachte er, es sei besser, das nicht zu erwähnen.«
    »In der Zeitung habe ich gelesen, daß er einen Schlag auf den Kopf bekommen hat. Bei der Leichenschau war man der Meinung, daß er bewußtlos war, als er begraben wurde, und nichts gemerkt hat«, sagte Mrs. Carmody ernst. Offensichtlich hoffte sie, Meredith beruhigen zu können.
    »Dann wurde die Leichenschau wegen der noch nicht abgeschlossenen polizeilichen Ermittlungen vertagt. Das ist heutzutage so, wenn etwas nicht stimmt. Widerrechtliche Tötung nennen sie es.«
    »Dann hat derjenige, der ihn begraben hat, vielleicht gar nicht gewußt, daß er noch lebte.«
    »Vielleicht.« Knisternd fiel das Feuer in sich zusammen.
    »Direkt bei Ihren Füßen, im Kohleneimer«, sagte Mrs. Carmody.
    »Hab ein bißchen Holz reingetan, ist schon gehackt. Legen Sie doch bitte ein paar Scheite aufs Feuer, meine Liebe.« Meredith tat es.
    »Sie müssen Stunden brauchen, um dieses viele Messing und Kupfer sauberzuhalten, Mrs. Carmody. Den Kaminschutz und die Geräte, die Röstgabel und den Kohleneimer, den Kessel, die vielen Pferdegeschirre aus Messing an der Wand da drüben.«
    »Zeit habe ich mehr als genug, meine Liebe.« Mrs. Carmody zeigte auf die Messinggeschirre.
    »Als ich ein kleines Mädchen war, gehörten die zum Zaumzeug, das weiß ich noch. Damals hatten wir einen Fuhrmann. Er hob mich auf eines der großen Shire-Pferde und führte es im Hof herum. Waren feine Pferde, die Shires. Sehr gutmütig. Sie hatten immer dieselben Namen – aus Tradition. Rose und Violet – sie haben gemeinsam den Pflug gezogen. Ein anderes Pferd hieß Blossom. Und dann hatten wir noch den alten Major, an ihn erinner ich mich sehr gut. Er hatte nur ein Auge, und man mußte darauf achten, nicht auf seiner blinden Seite an ihn heranzugehen, weil er vielleicht herumfuhr – nicht bösartig, nur erschrocken. Ein großer Kerl war

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