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Warte, bis du schlaefst

Warte, bis du schlaefst

Titel: Warte, bis du schlaefst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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verlasse oder betrete, hält mir jemand ein Mikrofon unter die Nase. Und wenn ich von Ihnen keine ehrliche Antwort bekomme und ich weiterhin nicht überzeugt bin, dass Sie nichts über die Gründe für Macks Verschwinden wissen, dann werde ich beim nächsten Mal der Presse erzählen, dass Sie und Ihr Mann Informationen zurückhalten, die bei der Suche nach Leesey Andrews hilfreich sein könnten.«
    Ich sah, wie ihr die Farbe aus dem Gesicht wich. »Das werden Sie nicht tun!«
    »Oh doch, das werde ich«, versicherte ich ihr. »Ich würde alles tun, um Mack zu finden und ihn aufzuhalten, falls er wirklich diese Verbrechen begangen hat, oder um seine Unschuld zu beweisen, falls er nichts damit zu tun hat. Was mich betrifft, könnte er genauso gut einen Gedächtnisverlust erlitten haben und sich dreitausend Meilen von hier entfernt aufhalten.«
    »Ich weiß nicht, wo er sich aufhält, aber ich weiß, warum er damals verschwunden ist.« Barbara Galbraiths Kinn begann zu beben. »Wenn ich es Ihnen sage, werden Sie uns dann in Ruhe lassen? Bruce hat nichts mit seinem Verschwinden zu tun. Bruce hat mich geliebt und mir das Leben gerettet. Er hasst Mack wegen der Dinge, die er mir angetan hat.«
    »Was hat er Ihnen denn angetan?« Die Worte kamen mir kaum über die Lippen. Ich hatte mich geirrt. Es war nicht nur Hass, den ich in Dr. Barbara Hanover Galbraiths Gesicht gelesen hatte. Es waren auch Schmerz und Kummer darunter, die sie versuchte zurückzudrängen.

    »Ich war damals schrecklich verliebt in Mack. Wir gingen zusammen aus. Für ihn war die Sache nichts Ernstes, das weiß ich. Aber dann wurde ich schwanger. Ich war verzweifelt. Meine Mutter war todkrank. Die Krankenversicherung reichte nicht aus, und das gesparte Geld für mein Medizinstudium war mittlerweile aufgebraucht. Ich hatte die Zulassung für die Columbia Presbyterian Medical School in der Tasche und wusste, dass ich nicht hingehen konnte. Ich habe es Mack erzählt.«
    Sie schluckte, um ein aufkommendes Schluchzen zu unterdrücken. »Er sagte, er würde sich um mich kümmern. Er sagte, wir würden heiraten und ich könnte das Studium um ein Jahr hinausschieben und später damit anfangen.«
    Das klingt ganz nach Mack, dachte ich.
    »Ich glaubte ihm. Ich wusste, dass er mich nicht liebte, doch ich war sicher, dass ich ihn mit der Zeit dazu bringen würde, mich zu lieben. Dann ist er verschwunden. Einfach so. Ich wusste nicht, was ich tun sollte.«
    »Warum sind Sie nicht zu meinen Eltern gegangen?«, fragte ich. »Sie hätten sich um Sie gekümmert.«
    »Damit sie mir vielleicht Geld gegeben hätten, um das Kind ihres Sohnes aufzuziehen? Nein, danke.« Barbara biss sich auf die Unterlippe. »Ich bin Kinderchirurgin. Für mich ist es das Höchste, ein kleines Baby zu berühren und sein Leben zu retten. Ich habe schon Babys gerettet, die so klein waren, dass sie in einer Hand von mir Platz fanden. Ich habe die Gabe zu heilen. Doch es gibt ein Baby, das ich nicht gerettet habe. Mein eigenes. Ich habe es abtreiben lassen, weil ich so verzweifelt war.« Sie wandte den Blick von mir ab, und fuhr fort: »Wissen Sie was, Carolyn? Wenn in der Klinik im Säuglingssaal eines von den Kleinen schreit, dann kommt es manchmal vor, dass ich hingehe und es in die
Arme nehme und tröste. Und ich denke jedes Mal an das Baby, das mir aus der Gebärmutter geschabt wurde.«
    Sie erhob sich. »Ihr Bruder war sich nicht so sicher, dass er Rechtsanwalt werden wollte. Er hat mir gesagt, dass er das Studium abschließen werde, um seinem Vater einen Gefallen zu tun, doch dass er eigentlich am liebsten Schauspieler geworden wäre. Ich glaube nicht, dass er verrückt ist – ich glaube, dass er irgendwo da draußen in der Weltgeschichte herumspukt. Vielleicht schämt er sich mittlerweile sogar ein bisschen wegen seines Verhaltens. Ob ich glaube, dass er zum Verbrecher geworden ist? Überhaupt nicht. Ich hasse ihn für das, was er mir angetan hat, aber er ist kein Serienmörder. Es wundert mich, dass Sie diese Möglichkeit überhaupt in Erwägung ziehen.«
    »Ich werde jetzt gehen, und ich verspreche Ihnen, dass ich Ihren Namen niemandem gegenüber erwähnen und Sie auch nicht mehr belästigen werde«, sagte ich und erhob mich ebenfalls. »Doch etwas möchte ich Sie noch fragen: Warum hasst Bruce Mack so sehr?«
    »Die Antwort ist einfach. Bruce liebt mich. Während des ganzen Studiums, vom ersten Jahr an, wusste ich das. Als ich die Abtreibung hinter mir hatte, bin ich in ein Hotelzimmer

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