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Warte, bis du schlaefst

Warte, bis du schlaefst

Titel: Warte, bis du schlaefst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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ihr in ihre Praxis: ein mittelgroßer, angenehmer Raum mit einigen Polstersesseln, die vor ihrem Schreibtisch gruppiert standen. Ich erinnerte mich, dass sie englische Druckgrafiken von Hunden und Pferden aus dem neunzehnten Jahrhundert sammelte, und äußerte mich bewundernd über einige wirklich wunderschöne Werke, die an der Wand hingen. Ich konnte mir vorstellen, dass neue Patienten darüber Bemerkungen machten, bevor sie das Problem ansprachen, das sie dazu getrieben hatte, Jackies Hilfe in Anspruch zu nehmen.
    Wir einigten uns auf Schinken und Schweizer Käse auf Roggenbrot mit Salat und Senf, dazu schwarzen Kaffee. Sie gab telefonisch die Bestellung durch, und dann setzten wir uns. Ich erzählte ihr von meinem Treffen mit Barbara und
verschwieg lediglich die Tatsache, dass sie Macks Sohn zur Welt gebracht hatte. Stattdessen tischte ich ihr, auch wenn ich mich ziemlich unwohl dabei fühlte, Barbaras Version auf, wonach sie das Kind abgetrieben hatte.
    »Als Grund für Mack, sich der Situation durch Flucht zu entziehen, ist das nachvollziehbar«, meinte sie. »Aber angenommen, er wäre damit zu deinem Vater oder deiner Mutter gegangen. Was hätten sie deiner Meinung nach getan?«
    »Sie hätten sie darin bestärkt, zu heiraten und das Kind zu bekommen. Und hätten Macks Jurastudium finanziert.«
    »Hätten sie auch Barbaras Medizinstudium finanziert?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »So wie ich deinen Vater kannte, hätte er sich sicherlich nicht damit abgefunden, wenn Mack sich für die Schauspielerei entschieden hätte.«
    »Nein, das sicherlich nicht, da stimme ich dir zu.« Dann erzählte ich Jackie, dass mich die große Sorge umtreibe, Elliott könnte es sich anders überlegen und Mom doch nicht heiraten, solange der gegenwärtige Verdacht auf Mack laste oder falls er gar verhaftet werden sollte und vor Gericht gestellt würde.
    »Davor hätte ich auch Angst«, sagte Jackie aufrichtig. »Der äußere Schein bedeutet Leuten wie Elliott unendlich viel. Ich kenne auch so jemanden. Er ist ungefähr in Elliotts Alter, ein Witwer, einer der liebenswürdigsten Leute, die man sich vorstellen kann, aber ein ausgesprochener Snob. Ich habe einmal im Scherz zu ihm gesagt, er würde sich sicher lieber erschießen lassen, als dass er jemals eine Verbindung mit einer Frau einginge, die ihm sozial gesehen nicht ebenbürtig sei, auch wenn sie noch so vollendet schön und begehrenswert sein mochte.«
    »Und was hat er darauf geantwortet?«, fragte ich.

    »Er hat gelacht, aber er hat es nicht abgestritten.«
    Der Empfang gab Bescheid, dass der Lieferdienst unterwegs nach oben sei. Als wir uns zum Essen setzten, wechselte Jackie das Thema und fragte mich, wann ich mich denn nun für eine Stelle im Büro der Bezirksstaatsanwaltschaft bewerben wolle. Doch gleich darauf blickte sie mich erschrocken an, und ich merkte, dass sie sich am liebsten die Zunge abgebissen hätte. Konnte man sich vorstellen, dass der Bezirksstaatsanwalt die Schwester eines Mordverdächtigen einstellen würde?

66
    Den ganzen Nachmittag, einzeln oder zu zweit, trafen die Mitglieder des Kriminaldezernats in Lucas Reeves’ Büro ein und betrachteten der Reihe nach die Fotos, die er für sie hatte aufhängen lassen. Manchmal blieben sie etwas länger bei einem oder einer Reihe von Bildern stehen. Eingehend betrachteten sie das bearbeitete Bild, das einen künstlich gealterten Mack MacKenzie zeigte, wie er vielleicht inzwischen aussehen könnte. Einige unter ihnen hielten es hoch, um es mit einem Porträtfoto an der Wand zu vergleichen, doch am Ende verließen sie alle wieder achselzuckend und enttäuscht das Büro.
    Roy Barrott war einer der Letzten, die sich der Prozedur unterzogen. Mittlerweile war es Viertel vor fünf. Er war zwischenzeitlich nach Hause gegangen und hatte drei Stunden geschlafen. Jetzt war er frisch rasiert und wach und ging gewissenhaft die Hunderte von Vergrößerungen durch, während Lucas Reeves geduldig in seinem Arbeitszimmer wartete.
    Um Viertel nach sieben, als Lucas in den Raum kam, um nach ihm zu sehen, gab er schließlich auf. »Allmählich kommen sie mir alle irgendwie bekannt vor«, sagte er. »Ich weiß nicht, warum, aber ich habe die ganze Zeit das Gefühl, dass mir da drüben irgendetwas entgeht.« Er deutete auf die hintere Wand.
    Lucas Reeves blickte nachdenklich drein. »Seltsam, Carolyn
MacKenzie ist auch länger in dieser Ecke stehen geblieben. Ich hatte das Gefühl, dass irgendetwas ihre Aufmerksamkeit erregt hat,

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