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Warte, bis du schlaefst

Warte, bis du schlaefst

Titel: Warte, bis du schlaefst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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mich zu, als ich mich unserem Gebäude näherte.
    »Carolyn … was meinen Sie?«
    »Ms. MacKenzie, würden Sie einen Appell über das Fernsehen an Ihren Bruder richten, sich den Behörden zu stellen?«
    Ich drehte mich um und sprach in die Mikrofone. »Ich möchte einen ganz anderen Appell an alle richten, die mir jetzt zuhören: Ich appelliere an Sie, sich an die Unschuldsvermutung zu halten, die auch für meinen Bruder gelten muss. Ich weise Sie darauf hin, dass es nicht den Hauch eines Beweises gegen ihn gibt. Alles basiert auf Unterstellungen und Vermutungen. Und ich möchte Sie auch daran erinnern, dass es Gesetze gegen Verleumdung gibt und empfindliche Strafen, wenn dagegen verstoßen wird.«
    Ich gab ihnen keine Gelegenheit zu antworten, wandte mich ab und hastete nach drinnen. Ich fuhr nach oben in die Wohnung und schickte mich an, auf die Anrufe vom Vortag zu reagieren. Zunächst kam Nick an die Reihe. Seine Erleichterung, als er meine Stimme hörte, kam so spontan, dass ich sie zunächst einfach nur registrierte und beschloss, später darüber nachzudenken.
    »Carolyn, das kannst du mir nicht antun. Ich war völlig am Ende. Ich habe sogar Captain Ahearn angerufen, um herauszufinden, ob sie dich vielleicht dort festhalten. Er sagte mir, sie hätten nichts von dir gehört.«
    »Sie haben nichts von mir gehört, aber sie wussten, wo ich war«, antwortete ich. »Offenbar bin ich die ganze Zeit beschattet worden.«
    Ich erzählte Nick, dass ich bei Barbara auf Martha’s Vineyard gewesen war, die Reise jedoch umsonst gewesen sei. Ich erwog sorgfältig jede Information, die ich ihm mitteilte.
»Ich stimme dir zu. Vermutlich hat sie Bruce nur geheiratet, um Medizin studieren zu können, doch mittlerweile scheint sie sich mit der Sache recht gut abgefunden zu haben.« Auch konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, ihr eins auszuwischen. »Sie gab mir zu verstehen, was für eine fürsorgliche und liebevolle Kinderchirurgin sie ist, dass sie manchmal, wenn sie durch den Säuglingssaal geht, eines der schreienden Babys aufnimmt, um es zu trösten.«
    »Das sieht ihr ähnlich«, stimmte Nick zu. »Carolyn, wie stehst du das Ganze durch?«
    »Na ja, so gerade eben.« Ich konnte die Erschöpfung aus meiner Stimme heraushören.
    »Ich bin auch ziemlich am Ende. Die Polizei hat mich und Benny noch einmal endlos vernommen. Möchtest du eine gute Nachricht hören?« Seine Stimme hellte sich auf. »Ich hab meine Wohnung in der Park Avenue verkauft.«
    »Die, in der du dich wie Roy Rogers fühlst?« Ich musste lächeln.
    »Genau. Der Makler sagte mir, der Käufer habe vor, alles bis auf die nackten Wände rausreißen zu lassen und sie komplett neu einzurichten. Da kann ich nur sagen: viel Spaß damit.«
    »Wo wirst du hinziehen?«
    »Ins Loft. Ich freue mich schon darauf, wenn es überhaupt etwas gibt, worauf ich mich im Moment freue. Wir haben gestern Abend im Club eine Neunzehnjährige mit einem gefälschten Führerschein erwischt. Wenn wir ihr etwas ausgeschenkt hätten, hätte man uns vielleicht den Laden dichtgemacht. Es würde mich nicht wundern, wenn die Polizei sie eingeschleust hätte, um mich noch stärker unter Druck zu setzen.«

    »Im Augenblick würde mich auch gar nichts mehr wundern«, sagte ich.
    »Gehen wir heute Abend essen? Ich würde dich gerne sehen.«
    »Nein, das passt nicht. Ich werde nach Connecticut fahren, um Mom zu besuchen. Ich muss mich unbedingt selbst vergewissern, wie es ihr geht.«
    »Ich werde dich hinfahren.«
    »Nein, ich muss allein hin.«
    »Carolyn, ich möchte dich etwas fragen. Vor Jahren hat mir Mack erzählt, du seiest verliebt in mich und ich solle dich nicht auch noch darin ermutigen, indem ich dir besondere Aufmerksamkeit zukommen ließe.« Er machte eine Pause, sichtlich bemüht, den scherzhaften Ton aufrechtzuerhalten. »Gibt es irgendeine Möglichkeit, wie ich diese Verliebtheit wieder zum Leben erwecken könnte, oder wird es jetzt eine einseitige Sache meinerseits bleiben?«
    Ich musste schmunzeln und war mir bewusst, dass man mir das anhörte. »Es war gemein von ihm, dir das zu verraten.«
    »Nein, war es nicht.« Nicks Stimme wurde wieder ernst. »Na gut, Carolyn, ich lass dich allein fahren. Aber denk immer daran, dass wir diesen ganzen Schlamassel durchstehen werden.«
    Ich musste plötzlich weinen. Ich wollte nicht, dass er das mitbekam, und legte rasch auf, doch sofort danach fragte ich mich, ob Nick gerade noch hatte sagen wollen: »wir beide gemeinsam«, oder ob

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