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Warte, bis du schlaefst

Warte, bis du schlaefst

Titel: Warte, bis du schlaefst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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ließ mich an die Angst meines Vaters denken, als Mack spurlos verschwunden war, und an die Angst, die Leesey Andrews’ Vater jetzt durchleben musste. Gestern Abend hatte Dr. Andrews in den Elfuhrnachrichten ein Foto seiner Tochter in die Kamera gehalten und um Hilfe bei der Suche nach ihr gebeten. Ich glaubte mir vorstellen zu können, wie es jetzt in ihm aussah, doch dann fragte ich mich, ob dem auch wirklich so war. So schlimm es für uns gewesen war, aber Mack war allem Anschein nach freiwillig an einem Nachmittag aus seinem bisherigen Leben geflohen. Leesey Andrews schien demgegenüber viel gefährdeter zu sein, mitten in der Nacht allein unterwegs, und sicherlich einem entschlossenen Triebtäter nicht gewachsen.
    All das ging mir durch den Kopf, während das Taxi sich mühsam bis zur Thompson Street durch den Verkehr quälte.
    Barrott saß auf den Stufen des Backsteinbaus, ein ungewöhnlicher Anblick, dachte ich, als ich den Fahrer bezahlte. Der Nachmittag war wieder wärmer geworden, und er hatte sein Jackett geöffnet und seinen Schlipsknoten gelockert. Als er mich sah, stand er in einer fließenden Bewegung auf, rückte den Knoten zurecht und knöpfte sein Jackett wieder zu.

    Wir begrüßten uns mit reservierter Höflichkeit, und ich forderte ihn auf einzutreten. Als ich die Haustür aufsperrte, bemerkte ich ein paar Fahrzeuge von Fernsehgesellschaften, die vor dem Nachbarhaus geparkt standen, dem Haus, in dem Leesey Andrews wohnte – oder gewohnt hatte.
    Meine Einzimmerwohnung befand sich im rückwärtigen Teil des Gebäudes und war die einzige Wohnung im Erdgeschoss. In den vergangenen acht Monaten, die ich mittlerweile hier wohnte, war sie für mich so etwas wie ein Zufluchtsort gegenüber der Wohnung in Sutton Place geworden, wo ich Gedanken über den schmerzlichen Verlust meines Vaters und die Sorge um Macks ungewisses Schicksal nie ganz abschütteln konnte.
    Mom war entsetzt über die Größe der Wohnung. »Carolyn, achtzig Quadratmeter, da wirst du dich ja kaum drin umdrehen können«, hatte sie geklagt. Doch ich hatte mich sofort darin wohlgefühlt. Sie war für mich wie ein behaglicher Kokon, und ich glaube, sie hatte einen großen Anteil daran, dass ich mich aus meinem chronischen Zustand der Trauer und Sorge befreien konnte und immer stärker den Wunsch, ja das dringende Bedürfnis spürte, die Dinge hinter mir zu lassen und mein Leben weiterzuleben. Dank Moms gutem Geschmack hatte ich das Glück, in einer wunderschön ausgestatteten Wohnung aufzuwachsen, doch ich hatte inzwischen auch eine gewisse Freude daran gefunden, bei den Sonderangeboten der Möbelhäuser Sachen für meine Einzimmerwohnung zu kaufen.
    Mein großzügig bemessenes Schlafzimmer in Sutton Place besitzt eine eigene Sitzecke. In der Thompson Street dagegen hatte ich ein Ausziehsofa, das allerdings über eine bemerkenswert bequeme Matratze verfügte. Als Detective
Barrott mir in die Wohnung folgte, bemerkte ich, wie er das Zimmer inspizierte, mit seinen schwarzen Lackbeistelltischchen und den grellroten modernen Lampen, dem kleinen schwarzen Lackcouchtisch und den beiden Sesseln ohne Armlehne, die mit demselben einfachen weißen Stoff bezogen waren wie das Sofa. Er ließ seinen Blick über die weiß getünchten Wände und den Teppich mit seinem schwarz, weiß und rot karierten Muster wandern.
    An das Wohnzimmer grenzte eine kleine Einbauküche an. Ein Kaffeehaustischchen und zwei gepolsterte Hocker aus Schmiedeeisen am Fenster boten die einzige Gelegenheit, sich zum Essen niederzulassen. Doch das Fenster war groß und ließ viel Licht ein, und Zimmerpflanzen und Geranien auf dem Fensterbrett brachten etwas Natur in die Wohnung.
    Barrott nahm alles in Augenschein, lehnte dann höflich ab, als ich ihm Wasser oder Kaffee anbot, und setzte sich mir gegenüber auf einen der Sessel. Er erstaunte mich zunächst mit einer Entschuldigung. »Ms. MacKenzie«, sagte er, »sicherlich hatten Sie das Gefühl, ich würde Ihre Sorgen um Ihren Bruder nicht wirklich ernst nehmen, als Sie am Montag zu mir kamen.«
    Ich ließ mein Schweigen wie eine Bestätigung wirken.
    »Ich habe mir gestern die Akte Ihres Bruders angesehen. Na gut, zugegebenermaßen bin ich nicht besonders weit gekommen. Dann hat uns die Nachricht von Leesey Andrews erreicht, und das hatte natürlich Vorrang, aber dann hab ich mir doch gedacht, dass ich auf diese Weise noch einmal Gelegenheit haben würde, mit Ihnen zu sprechen. Wie ich Ihnen schon sagte, befragen wir im Moment

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