Warte, bis du schlaefst
Hogan Place 1 entlang zur Abteilung, wo die Kriminalbeamten der Bezirksstaatsanwaltschaft von Manhattan arbeiteten. Er war mit Captain Larry Ahearn, dem Chef der Truppe, verabredet.
Hochgewachsen und mit der schlanken Figur eines disziplinierten Sportlers, bewegte sich Nick mit großen Schritten. Seine Miene wirkte besorgt. Geistesabwesend fuhr er sich mit der Hand durch die kurzen Haare, die sich trotz aller seiner Bemühungen zu kleinen Locken kringelten, sobald es draußen feucht war.
Ich hätte mir zu Hause noch die Zeit nehmen sollen, mich umzuziehen, schalt er sich in Gedanken. Er trug ein blau-weiß kariertes Sporthemd mit offenem Kragen, das sich zu leger anfühlte, trotz des hellblauen Jacketts und der dunkelblauen Hosen, die er dazu trug.
»Dies ist unser Dezernatsbüro«, erläuterte die Sekretärin, als sie einen großen Raum betraten, in dem ziemlich planlos Schreibtische aneinandergereiht waren. Nur ein halbes
Dutzend von ihnen war besetzt, obwohl Stapel von Papieren und Akten sowie klingelnde Telefone davon zeugten, dass auch an den übrigen gearbeitet wurde.
Fünf Männer und eine Frau schauten auf, als er der Sekretärin auf ihrem Zickzackkurs zwischen den Tischen durch den Raum folgte. Er war sich bewusst, dass er von allen Seiten scharf beäugt wurde. Jede Wette, dass die alle genau wissen, wer ich bin und warum ich hier bin, und dass sie etwas gegen mich haben. Die sehen in mir natürlich nur den Besitzer einer dieser schicken Bars, in der sich minderjährige Kids betrinken, dachte er.
Die Sekretärin klopfte an die Tür eines Büros am anderen Ende des Raums und öffnete sie, ohne auf eine Aufforderung zu warten.
Captain Larry Ahearn war allein im Zimmer. Er erhob sich hinter seinem Schreibtisch und reichte DeMarco die Hand. »Danke, dass Sie sofort gekommen sind«, sagte er knapp. »Bitte setzen Sie sich.« Er wandte sich an die Sekretärin. »Sagen Sie Detective Gaylor, er soll dazukommen.«
DeMarco setzte sich auf den Stuhl, der Ahearns Schreibtisch am nächsten stand. »Es tut mir leid, dass ich gestern Abend nicht kommen konnte. Ich bin gestern am frühen Morgen nach South Carolina geflogen, um mich mit ein paar Freunden zu treffen.«
»Wie ich von Ihrer Sekretärin gehört habe, sind Sie mit Ihrem Privatflugzeug vom Teterboro Airport geflogen«, sagte Ahearn.
»Das ist richtig. Heute Vormittag bin ich zurück. Wegen des Wetters dort unten habe ich keinen frühen Start bekommen können. In Charleston gab es heftige Stürme.«
»Wann haben Ihre Angestellten Sie informiert, dass Leesey Andrews, eine junge Frau, die am frühen Dienstagmorgen
zur Sperrstunde Ihre Bar verlassen hat, als vermisst gemeldet wurde?«
»Der Anruf ging gegen neun Uhr gestern Abend auf meinem Handy ein. Ich war mit Freunden zum Essen ausgegangen und hatte es nicht mitgenommen. Ehrlich gesagt halte ich als Gastronom Leute, die im Restaurant telefonieren oder Anrufe entgegennehmen, für ziemlich unerträglich. Als ich dann gegen elf in mein Hotel zurückkam, habe ich meine Nachrichten abgehört. Gibt es irgendetwas Neues von Ms. Andrews? Hat sie sich bei ihrer Familie gemeldet?«
»Nein«, entgegnete Ahearn kurz, dann blickte er an DeMarco vorbei. »Komm rein, Bob.«
Nicholas DeMarco hatte nicht gehört, wie die Tür geöffnet wurde. Er erhob sich, drehte sich um und erblickte einen kleinen Mann mit angegrauten Haaren, etwa Ende fünfzig, der das Zimmer mit raschen Schritten durchquerte. Er lächelte kurz, als er ihm die Hand entgegenstreckte.
»Detective Gaylor«, sagte er, dann zog er sich einen Stuhl heran und drehte ihn so, dass er Nick in rechtem Winkel zu Ahearns Schreibtisch gegenübersaß.
»Mr. DeMarco«, sagte Ahearn, »es steht zu befürchten, dass Leesey Andrews Opfer eines Verbrechens wurde. Ihre Angestellten haben uns erzählt, dass Sie am Montagabend gegen zehn Uhr im Woodshed waren und mit ihr gesprochen haben.«
»Das ist richtig«, antwortete Nick, ohne zu zögern. »Weil ich nach South Carolina wollte, habe ich noch länger in meinem Büro an der Park Avenue 400 gearbeitet. Dann bin ich in meine Wohnung, habe mich umgezogen und bin zum Woodshed gefahren.«
»Sind Sie oft in Ihrem Club?«
»Ich würde sagen, ich schaue öfter kurz vorbei. Ich kümmere mich nicht mehr um alles und will das auch gar nicht. Tom Ferrazzano führt das Woodshed für mich als Wirt und Geschäftsführer. Und ich möchte hinzufügen, dass er seinen Job ganz ausgezeichnet macht. Wir haben jetzt seit zehn Monaten
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