Warte, bis du schlaefst
MacKenzie.«
Trotz seines knappen Lächelns und einem freundlichen »Freut mich, Sie kennenzulernen, Ms. MacKenzie« hatte ich den Eindruck, dass Benny mich einer kurzen, doch sehr gründlichen Überprüfung unterzog. Offensichtlich wusste er, wohin wir wollten, denn er fuhr los, ohne auf Anweisungen zu warten.
Sobald wir uns in Bewegung gesetzt hatten, wandte sich Nick mir zu. »Carolyn, ich nehme an und ich hoffe, dass du nichts gegen ein Abendessen mit mir einzuwenden hast.«
Und ich nahm an und hoffte, dass du mich zum Essen ausführen würdest, dachte ich. »Sehr gern«, gab ich zur Antwort.
»Es gibt da ein Lokal in Nyack, nur ein paar Meilen von der Tappan Zee Bridge entfernt. Man isst dort ausgezeichnet, und es ist sehr ruhig. Im Augenblick hüte ich mich nach Möglichkeit davor, den Medien in die Fänge zu geraten.« Er lehnte den Kopf zurück.
Als wir den Franklin Delano Roosevelt Drive hinauffuhren,
erzählte er mir, dass er gestern Nachmittag noch einmal gebeten wurde, ins Büro des Staatsanwalts zu kommen und weitere Fragen über das Gespräch zu beantworten, das er mit Leesey Andrews an dem Abend geführt hatte, an dem sie verschwunden war. »Es war ungünstig, dass ich in dieser Nacht in meiner Loft-Wohnung übernachtet habe«, sagte er freimütig. »Es gibt nur meine Aussage, dass ich sie nicht eingeladen habe, auf dem Nachhauseweg bei mir vorbeizuschauen, und nachdem sie niemand anders haben, auf den sie sich konzentrieren können, bin ich einstweilen für sie der Hauptverdächtige.«
Aber du bist nicht der Einzige, dachte ich, beschloss aber, ihm nichts von meiner Erkenntnis zu erzählen, dass Detective Barrott mit meiner Mithilfe auch Mack als Verdächtigen ins Visier genommen hatte. Mir fiel auf, dass Nick während der Fahrt Mack mit keinem Wort erwähnte, und wunderte mich darüber. Nachdem ich seiner Sekretärin die Nachricht hinterlassen hatte, dass ich ihn sprechen wollte, weil sich Mack wieder gemeldet hätte, musste er eigentlich davon ausgehen, dass ich über meinen Bruder reden wollte. Ich fragte mich, ob er vielleicht vermeiden wollte, dass Benny etwas von diesem Gespräch mitbekäme. Ich hatte den Verdacht, dass Benny ein besonders feines Gehör besaß.
Das Restaurant, La Provence , war genau das, was Nick versprochen hatte. Es war früher eine private Villa gewesen und hatte diese intime Atmosphäre behalten. Zwischen den einzelnen Tischen war viel Raum belassen worden. Auf jedem stand eine Kerze, umgeben von knospenden Blumen, auf jedem Tisch verschiedene. An den holzgetäfelten Wänden hingen Gemälde mit französischen Landschaften. Der Art nach zu urteilen, wie ihn der Oberkellner begrüßte,
schien Nick hier regelmäßig zu Gast zu sein. Er führte uns zu einem Tisch an einem Fenster, von dem man auf den Hudson hinausblickte. Die Nacht war klar, und die Aussicht auf die Tappan Zee Bridge, die den Fluss überspannte, war herrlich.
Ich musste an meinen Traum denken, in dem ich versucht hatte, Mack zu folgen, als er über eine Brücke lief. Doch dann blendete ich diese Gedanken wieder aus.
Als der Kellner uns Wein eingeschenkt hatte, erzählte ich Nick von Macks Anruf an Muttertag und von dem Zettel, den er in die Kollekte geschmuggelt hatte. »Seine Bitte, ich solle auf keinen Fall nach ihm suchen, erweckt bei mir den Eindruck, dass mit seinem Leben grundsätzlich etwas nicht in Ordnung ist«, sagte ich. »Ich fürchte, dass Mack irgendwie in der Klemme sitzt und Hilfe braucht.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher, Carolyn«, entgegnete Nick ruhig. »Ich habe ja gesehen, wie nahe er dir und deinen Eltern stand. Er muss doch wissen, dass deine Mutter ihm auf der Stelle aus der Patsche helfen würde, falls er in irgendwelchen finanziellen Schwierigkeiten steckt. Falls er krank ist, würde er, glaube ich, die Nähe zu dir und deiner Mutter suchen. Mir ist nie aufgefallen, dass Mack mit Drogen in Berührung gekommen wäre, aber was weiß ich – vielleicht hatte er damit angefangen, und ihm war bewusst, dass es deinen Vater umbringen würde, wenn er davon erführe. Ich weiß nicht, wie oft ich mir in all den Jahren den Kopf darüber zerbrochen habe, was ihn wohl dazu gebracht hat, so einfach mir nichts, dir nichts zu verschwinden.«
Ich hatte eigentlich nichts anderes erwartet, als das, was er mir sagte, und dennoch hatte ich das Gefühl, als ob jede Tür, die ich zu öffnen versuchte, mir vor der Nase zugeschlagen wurde. Als ich nichts erwiderte, schwieg Nick eine
Weile und
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