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Warte, bis du schlaefst

Warte, bis du schlaefst

Titel: Warte, bis du schlaefst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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sagte dann: »Carolyn, du hast selbst gesagt, dass Mack eigentlich recht munter klang, als er an Muttertag angerufen hat. Warum willst du unbedingt einen Hilferuf in diese Nachricht hineinlesen und betrachtest sie nicht vielmehr als eine dringende Bitte, vielleicht sogar als einen Befehl? Man kann es doch sicherlich auch in diesem Sinn verstehen: ›Sag Carolyn, sie soll nicht nach mir suchen!‹«
    Er hatte recht. Ich hatte dem nichts entgegenzusetzen. Doch in einem weiteren Sinn hatte er unrecht. Meine Intuition sagte mir das.
    »Lass die Sache fallen, Carolyn«, sagte Nick. Seine Stimme klang jetzt sanft. »Falls Mack sich irgendwann entscheidet, wieder auf der Bildfläche zu erscheinen, werde ich ihn gehörig verprügeln für die Art und Weise, wie er dich und deine Mutter behandelt hat. Aber jetzt erzähl mir lieber was von dir. Ich schätze, dass du nicht allzu lange für diesen Richter arbeiten musst. So läuft das doch bei der juristischen Karriere, oder?«
    »Ich werde dir das gleich erzählen«, antwortete ich. »Doch zunächst möchte ich noch ein bisschen über Mack sprechen. Am Mittwochvormittag bin ich bei den Kramers gewesen.«
    »Den Kramers? Meinst du das Hausmeisterehepaar von dem Gebäude, in dem Mack und ich gewohnt haben?«
    »Ja. Und Nick, du wirst es mir vielleicht nicht glauben, aber Mrs. Kramer war äußerst nervös. Sie hat ständig zu ihrem Mann hinübergesehen, um sich zu vergewissern, ob er auch alles gutheißt, was sie sagt. Ich könnte schwören, dass sie Angst hatte, irgendeinen Fehler zu machen. Was hast du denn von ihnen gehalten, als du dort gewohnt hast?«
    »Ehrlich gesagt habe ich damals nicht sehr viel über sie nachgedacht. Mrs. Kramer hat die Wohnung geputzt, dank
der Großzügigkeit deiner Mutter, und sie hat einmal in der Woche unsere Wäsche gewaschen. Ansonsten hätte es wahrscheinlich wie im Schweinestall ausgesehen. Sie war eine gute Putzfrau, aber sie war auch unglaublich neugierig. Ich weiß, dass Bruce Galbraith eine Mordswut auf sie hatte. Er hat sie eines Tages in seinem Zimmer dabei erwischt, wie sie die Post auf seinem Schreibtisch las. Und wenn sie seine gelesen hat, dachte ich, dann hat sie sicherlich auch meine gelesen.«
    »Hast du sie mit diesem Verdacht konfrontiert?«
    Er lächelte. »Nein. Ich hab etwas ziemlich Dummes gemacht. Ich habe einen Brief getippt, ihren Namen darunter gesetzt und ihn unter den Stapel mit meiner Post gemischt, sodass sie auf ihn stoßen würde. Er ging ungefähr so: ›Liebling, ich finde es einfach wunderbar, deine Kleider zu waschen und dein Bett zu machen. Ich fühle mich wie ein junges Mädchen, wenn ich dich anschaue. Willst du mich nicht einmal zum Tanzen ausführen? In Liebe, Lilly Kramer.‹«
    »Hast du das wirklich getan?«, rief ich entsetzt.
    Für einen kurzen Moment blitzte der schalkhafte Ausdruck in Nicks Augen auf, den ich noch so gut in Erinnerung hatte. »Nein. Ich habe das Ganze noch einmal überdacht und ihn weggeworfen. Aber nachträglich bereue ich das manchmal.«
    »Glaubst du, Mack könnte auch eine Auseinandersetzung mit ihr gehabt haben, weil sie in seiner Post herumgeschnüffelt hat?«
    »Davon hat er nie etwas gesagt, aber ich habe das Gefühl, dass er sich genau wie Bruce über sie geärgert hat. Aber er hat nie einen Grund genannt, und dann war er verschwunden.«

    »Willst du damit sagen, das war, kurz bevor er verschwunden ist?«
    Nicks Miene veränderte sich. »Carolyn, du glaubst doch wohl nicht, dass die Kramers irgendetwas mit Macks Verschwinden zu tun haben könnten?«
    »Nick, allein durch die Tatsache, dass wir über sie geredet haben, sind bereits Dinge aufgetaucht, die anscheinend damals während der Untersuchung nie zur Sprache gekommen sind. Bruce hat sie beim Herumschnüffeln erwischt, und Mack hatte vermutlich auch etwas gegen sie. Was hältst du eigentlich von Gus Kramer?«
    »Ein guter Hausmeister. Aber ziemlich jähzornig. Ich habe mehrmals mitbekommen, wie er seine Frau angebrüllt hat.«
    »Jähzornig?«, fragte ich mit gehobenen Augenbrauen. »Du brauchst mir nicht zu antworten, aber denk doch mal darüber nach. Was ist, wenn er und Mack irgendeine Art von Auseinandersetzung hatten?«
    In diesem Moment kam der Kellner an den Tisch, um unsere Bestellung aufzunehmen, und Nick antwortete nicht mehr auf meine Frage. Danach drehte sich das Gespräch um die Ereignisse während der vergangenen zehn Jahre. Ich berichtete ihm, dass ich mich demnächst um eine Stelle im Büro des

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