Warte, bis du schlaefst
Bezirksstaatsanwalts bewerben wollte.
»Demnächst?« Jetzt hob Nick seinerseits die Augenbrauen. »Wie schon Bruder Murphy sagte: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen. Gibt es irgendeinen Grund, warum du damit noch warten willst?«
Ich antwortete ausweichend, dass ich mir etwas Zeit nehmen wolle, um eine Wohnung zu suchen. Nach dem Essen öffnete Nick diskret seinen BlackBerry, um eventuelle
Nachrichten abzurufen. Ich fragte ihn, ob es etwas Neues über Leesey Andrews gäbe.
»Gute Idee.« Er drückte eine Taste, sah die Nachrichtenschlagzeilen durch und schaltete das Gerät anschließend aus. »Die Hoffnungen schwinden, dass man sie noch lebend findet«, meldete er in sachlichem Ton. »Es würde mich nicht wundern, wenn ich morgen wieder eine Einladung ins Büro der Staatsanwaltschaft bekomme.«
Und ich kriege wahrscheinlich einen Anruf von Barrott, dachte ich. Wir tranken unseren Kaffee aus, und Nick gab dem Kellner ein Zeichen, die Rechnung zu bringen.
Erst später, als wir vor der Haustür in Sutton Place standen, kam er noch einmal auf das Thema Mack zurück. »Du brauchst es erst gar nicht abzustreiten, Carolyn. Du wirst auch weiterhin nach Mack suchen, hab ich recht?«
»Ja.«
»Mit wem wirst du noch sprechen?«
»Mit Bruce Galbraith. Ich habe seine Sekretärin gebeten, dass er mich zurückruft.«
»Von ihm brauchst du keine Hilfe oder Anteilnahme zu erwarten«, sagte er mit verächtlichem Unterton.
»Warum nicht?«
»Erinnerst du dich noch an Barbara Hanover? Mack hat sie einmal zusammen mit mir zu euch zum Essen mitgebracht.«
Und ob, dachte ich. »Ja«, antwortete ich und konnte mich nicht enthalten hinzuzufügen: »Ich kann mich auch erinnern, dass du bis über beide Ohren in sie verliebt warst.«
Nick zuckte die Achseln. »Vor zehn Jahren war ich jede Woche in eine andere verliebt. Und außerdem wäre das nichts für mich gewesen. Wenn sie etwas für einen von uns übrig hatte, dann eher für Mack.«
»Mack?« War ich möglicherweise so fixiert auf Nick gewesen, dass mir das entgangen war?
»Hast du das nicht bemerkt? Aber Barbara wollte unbedingt Medizin studieren. Ihre Mutter hatte eine furchtbare Krankheit, die das gesamte Geld aufgebraucht hat, das eigentlich für Barbaras Studium zurückgelegt worden war. Deshalb hat sie Bruce Galbraith geheiratet. Sie sind damals im gleichen Sommer zusammen durchgebrannt, weißt du noch?«
»Das ist auch etwas, was bei der Untersuchung nicht zur Sprache gekommen ist«, sagte ich nachdenklich. »War Bruce eifersüchtig auf Mack?«
Nick zuckte die Achseln. »Man wusste nie genau, was in Bruce vorging. Aber was macht das für einen Unterschied? Du hast vor weniger als einer Woche noch mit Mack gesprochen. Du glaubst doch sicherlich nicht, dass er sich wegen Bruce verstecken muss, oder?«
Ich kam mir reichlich dumm vor. »Natürlich nicht«, sagte ich. »Eigentlich weiß ich überhaupt nichts über Bruce. Er ist nie mit Mack zu uns gekommen.«
»Er ist ein Einzelgänger. In diesem letzten Jahr an der Columbia schien er immer sehr in sich gekehrt, selbst wenn er nachts mit uns zusammen im Village oder in SoHo unterwegs war. Wir nannten ihn den ›einsamen Fremden‹.«
Ich blickte Nick aufmerksam an, begierig auf weitere Einzelheiten. »Hat die Polizei Bruce überhaupt vernommen, als sie die Untersuchungen nach Macks Verschwinden aufgenommen hat? Das Einzige, was ich in den Akten gefunden habe, war seine Aussage, wann er Mack zum letzten Mal in der Wohnung gesehen hat.«
»Ich glaube nicht, dass sie ihn vernommen haben. Warum
sollten sie auch? Er und Mack hatten nie viel miteinander zu tun.«
»Eine alte Freundin hat mich gerade erst daran erinnert, dass Mack ungefähr eine Woche vor seinem Verschwinden zusammen mit ein paar anderen Studenten in einem Club war und dass die erste von den drei spurlos verschwundenen jungen Frauen an demselben Abend dort zuletzt gesehen wurde. Kannst du dich erinnern, ob Bruce auch dabei gewesen ist?«
Nick blickte nachdenklich drein. »Ja. Ich erinnere mich, weil der Club erst kurz zuvor neu eröffnet wurde und wir ihn ausprobieren wollten. Aber ich glaube, dass er früher gegangen ist. Eine Stimmungskanone war er ganz gewiss nicht. Wie auch immer, Carolyn, allmählich wird es spät. Es hat mich sehr gefreut, dich zu sehen. Danke, dass ich dich ausführen durfte.«
Er gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange und hielt mir die Haustür auf. Es fiel kein Wort darüber, ob wir uns wieder
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