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Warten auf den Monsun

Warten auf den Monsun

Titel: Warten auf den Monsun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Threes Anna
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er das Mädchen so lieb und drollig fand.
    Plötzlich geriet er in eine nervöse Bewegung. »Wo ist sie?«
    »Im Gästezimmer, sie kommt sicher gleich, sie macht sich nur kurz frisch.«
    »Ich bringe noch Tassen«, sagte er und eilte aus dem Salon. Ganz hinten im Küchenschrank stand noch eine sehr schöne Tasse, die würde er eigens für sie holen.
     
    »Noch nicht?« fragte er, als er mit der Tasse zurückkam, auf der eine tanzende Micky Maus abgebildet war. »Vielleicht schläft sie.«
    »Schenk mir schon mal ein«, sagte Charlotte, die schrecklichen Durst hatte, »und bring dem Darsi auch eine Tasse.«
    Hema hatte ganz und gar keine Lust, dem Darsi Tee zu bringen, und so stellte er erst einmal umständlich Untertassen und Tassen auf den Tisch sowie die Zuckerdose, die Memsahib nie benutzte, aber die er immer dazustellte, und polierte dann die Löffel noch einmal mit seiner Schürze. Er hörte fremde Schritte in der Eingangshalle, nahm die Teekanne, um einzuschenken, und wandte sich demütig ab. Die weiße Frau, die ins Zimmer trat, war genauso nackt wie die Frauen auf den Fotos in der Zeitschrift, die er sich einmal gekauft hatte, als er fern von Rampur war. Ihre langen nassen Haare klebten ihr in Strähnen am Hals, und sie trug ein knappes Hemdchen und einen winzigen Slip. Durch das Wasser, das aus ihren Haaren rann, war das Hemd naß geworden, und er sah ihre Brustwarzen durchscheinen. Er sah ihren Nabel und die langen weißen Beine. Die Teekanne fiel mit einem Knall zu Boden. Das heiße Wasser spritzte nach allen Seiten. Hema rief, sie sollten nicht in Panik geraten, er würde Aufwischtücher holen, sie sollten nicht in die Scherben und in den Tee treten, sonst würden sie sich verletzen. Sein Herz schlug wie rasend. Das also war das Mädchen mit den Zöpfen?
    »Tante Charlotte, wie schön, daß du die Badewanne schon hast vollaufen lassen. Das war genau das, was ich nach der langen Reise gebraucht habe …!«

1963
Madras
     
     
     
    Madan ist siebzehn Jahre alt, als er am Haus von Dr. Krishna Kumar läutet. Nichts deutet darauf hin, daß hier ein Arzt wohnt. Es ist einfach eine Tür mit einer Klingel. Als er den Finger wegzieht, wird die Tür aufgerissen.
    »Du bist Mukka? Ich bin Doktor Krishna Kumar.« Ein Mann mit einer Glatze und einer Brille mit dicken Gläsern sieht ihn freundlich an.
    Madan beginnt zu strahlen. Seit dem Moment, als er aus dem Zug ausstieg, war er nervös. Wie soll er dem Doktor nun erklären, daß er gern sprechen möchte, daß Chandan Chandran ihn geschickt hat, daß er noch nie bei einem Arzt war und daß er kein Geld hat?
    Der Mann, der irgendwann seine Doktorarbeit über ein Problem in der Textilindustrie geschrieben hat, hält die Tür einladend offen. »Du scheinst ein Gespür dafür zu haben, hat man mir erzählt.«
    Madan hat keine Ahnung, was der Mann meint, und folgt ihm in ein großes Zimmer, in dem es nach Bohnerwachs und Mottenkugeln riecht und das mit dunklen, antiken Möbeln vollgestellt ist.
    »Ist das dein ganzes Gepäck?« fragt der Doktor.
    Madan nickt.
    Dr. Krishna Kumar nimmt aus einem der rappelvollen Schränke eine kleine Schachtel. »Wenn ich sehe, daß du es wirklich wert bist, wie mein geschätzter Kollege mir versichert hat, dann werde ich dich gut bezahlen. Er weiß, daß ich nur die Besten der Besten annehme. Er hat mir am Telefon gesagt, daß du alles über die Bearbeitung von Stoffen und Garnen weißt, daß du eine schnelle Auffassungsgabe hast und daß du dein ganzes Leben noch keinen Unsinn von dir gegeben hast.« Er lacht laut über seinen eigenen Witz.
    Madan lacht mit, obwohl er sich fragt, was Garn mit Medizin zu tun hat.
    Der Doktor öffnet die Schachtel und nimmt eine glänzende Nähmaschinenspule heraus. »Das ist jetzt deine Spule. Solange du für mich arbeitest, möchte ich nicht, daß du irgendeine andere Spule benutzt. Und ich will auch nicht, daß du mehr Garn verbrauchst, als nötig ist. Du wirst also, wenn du den Unterfaden aufspulst, genau einschätzen müssen, wieviel Garn du brauchst, wenn du ein Kleidungsstück nähst. Ist das klar?« Der Doktor sieht ihn einen Moment streng an und lacht dann wieder. »Ich sage das nicht, weil ich ein Geizhalz bin, sondern weil ich Genauigkeit verlange, Können.« Er reicht Madan die Spule. »Ich nehme dich eine Woche unbezahlt zur Probe an. Ich weiß, daß du das Fach noch lernen mußt, aber eine Woche reicht, um zu sehen, ob mein geschätzter Kollege recht hatte.«
     
    In der Hand die leere

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