Warum am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig ist: Kostspielige Denkfehler und wie man sie vermeidet
Unbewussten hin bewegen. Aber dies entspricht nicht den tatsächlichen Abläufen. Gezeigt haben dies die Experimente von Benjamin Libet, früherer Professor für Neurophysiologie an der University of California in San Francisco. Er hat nachgewiesen, dass der bewusste Gedanke, eine Handlung durchführen zu wollen, fast eine halbe Sekunde nach dem Moment eintritt, in dem das Gehirn bereits mit der Vorbereitung des Entschlusses begonnen hat. Die Handlungen setzen also unbewusst ein.
Wenn sich experimentell nachweisen lässt, dass ein unbewusster Prozess einer bewusst gewollten Handlung vorausgeht, kann man daraus auch schließen, dass einem bewussten Gedanken zunächst ein unbewusster gedanklicher Prozess vorgelagert ist. Libet kam zu dem Schluss, dassdas Bewusstsein lediglich eine Art Vetorecht hat, eine vorbereitete Handlung abzubrechen, sie aber nicht initiieren kann.
Alles bewusste Denken hat also zunächst einen unbewussten Vorgänger. Ob dieser Vorsprung nun wie von Libet errechnet eine halbe Sekunde beträgt oder ob es nicht sogar so ist, dass unbewusste gedankliche Prozesse ein Eigenleben führen und abhängig von der jeweiligen Auslastung des Bewusstseins unterschiedlich lange brauchen, bis sie dort auftauchen, weiß man noch nicht.
Das Unbewusste führt beim Einkaufen Regie
Natürlich führt das Unbewusste auch beim Einkaufen und Geldausgeben Regie. Bevor es sich mit den verschiedenen Waren befasst, prüft es zunächst einmal die gesamte Atmosphäre und die Stimmung, die im Supermarkt herrscht. Wie ist die Beleuchtung, welche Musik spielt, wonach riecht es? Dann entscheidet es, ob der Mensch sich hier wohlfühlt oder nicht.
Deshalb haben viele moderne Supermärkte im Eingangsbereich zunächst die Obst- und Gemüseabteilung platziert. Beides ist positiv mit Frische, Gesundheit, Geschmack, Aroma und freundlichen Farben besetzt. Die Obst- und Gemüseabteilung bremst auch das Einkaufstempo der Kunden, denn irgendetwas Frisches wird jeder gern kaufen, dort gibt es meist Sonderangebote und das Unbewusste wird in den Suchmodus geschaltet.
Wenn wir uns für etwas interessieren, seien es saftige Äpfel oder ein knackiger Salatkopf, hat das Unbewusste längst eine Vorauswahl getroffen. Kohlrabi oder Kartoffeln lassen wir links liegen, aber ein paar knackige Möhren, die dank der Beleuchtung besonders rot aussehen, wandern vielleicht in den Einkaufswagen.
So navigiert uns das Unbewusste durch den gesamten Supermarkt. Es sind tatsächlich Tausende von Sinneseindrücken, die in jeder Sekunde durch unser Gehirn rauschen und sortiert werden, ohne dass wir etwas davon bemerken. Das Unbewusste vergleicht auch die Preise an den Regalen mit denen, die wir von früheren Einkäufen im Gedächtnis gespeichert haben. Natürlich sind wir keine wandelnden Preislisten, sondern es sind allenfalls ungefähre Anhaltspunkte, an die wir uns unbewusst erinnern, aber noch viel häufiger zieht das Unbewusste einfache Vergleiche, zum Beispiel zu anderen Warengruppen. Brot ist billiger als Wurst.
Aber auch andere simple Heuristiken kommen zum Tragen. Teuer ist qualitativ besser als billig. Das heißt aber nicht, dass wir nur teure Dinge kaufen. Das Unbewusste ist ständig auf Vorteile bedacht und sucht diese ganz automatisch. Deshalb sind Rabattsignale und Sonderangebote in allen Supermärkten von so großer Bedeutung.
Im Unbewussten arbeiten alle vier Systeme unseres Gehirns, das Belohnungssystem, das emotionale System, das Gedächtnissystem und das Entscheidungssystem, ständig auf Hochtouren zusammen, und jedes versucht, seinen Beitrag zu leisten. Deshalb ist es sinnvoll, sich zunächst einmal die verschiedenen Systeme im Einzelnen anzuschauen.
Das Belohnungssystem als treibende Kraft
Wann sind Sie das letzte Mal so richtig zufrieden und glücklich gewesen? War es, als Sie den letzten Fernseher aus dem Supersonderangebot in Ihrem Markt für Unterhaltungselektronik ergattern konnten? Als Sie Ihre Kontoauszüge abholten und sahen, dass Ihre Geldanlagen mehr Gewinn abgeworfen haben, als Sie erwartet hatten? War es ein kleiner Lottogewinn? Als Sie ein Essen nach einem komplizierten Rezept zubereitet hatten und es allen ganz hervorragend geschmeckt hatte? Beim ersten gemeinsamen Urlaub mit einem neuen Partner? Oder war es, als Sie das erste Mal im Sommer wieder im Meer schwimmen gehen konnten?
Jedes Mal war eindeutig das Belohnungssystem im Spiel. Wie Sie sehen, gibt es viele Gelegenheiten, bei denen es aktiv wird. Es treibt uns nicht
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