Warum am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig ist: Kostspielige Denkfehler und wie man sie vermeidet
und warum zahlen wir oftmals zu viel? Wir zeigen an praktischen Beispielen, welche Geldfehler wir als Konsumenten immer wieder machen und warum dies geschieht. Eine Betrachtung der verschiedenen Geldtypen soll helfen, unseren Geldfehlern auf die Schliche zu kommen.
Warum Geld unser Leben bestimmt
Warum nimmt Geld in unseren Köpfen eigentlich eine so besondere Stellung ein? Geld ist in der Entwicklungsgeschichte des Menschen etwas so Neues, dass wir damit nicht automatisch richtig umgehen können, sondern den Umgang mit ihm erst mühselig lernen müssen. Wenn man einem kleinen Kind einen Hammer gibt, weiß es sehr schnell, wie man ihn anfasst und was man damit machen kann: nämlich irgendwo draufschlagen. Mit Geld könnte dieses Kind aber noch nicht umgehen.
Geld begegnet uns überall und in unterschiedlichen Formen
Aus ökonomischer Sicht ist Geld nichts Besonderes. Es ist ein Zahlungsmittel, genauer gesagt ein Zwischentauschmittel, das es uns ermöglicht, Waren und Dienstleistungen zu erbringen oder zu erwerben, ohne direkte Tauschgeschäfte tätigen zu müssen. Mit Geld einzukaufen ist wesentlich einfacher, als Waren zu tauschen und erst nach vielen Zwischenstationen zum eigentlichen Ziel zu kommen.
Eine nur am Bedarf oder an Wünschen orientierte Tauschwirtschaft ohne Geld würde heute nicht mehr funktionieren. Dafür ist unsere Gesellschaft mit ihrer Arbeitsteilung zu komplex. Dabei muss das Geld nicht unbedingt aus Scheinen und Münzen bestehen, wie die Zigarettenwährung der Nachkriegszeit gezeigt hat. Und im bargeldlosen Zahlungsverkehr existiert es ohnehin nur als Ziffernfolge im Computer. Selbst Payback-Sammelpunkte, Webmiles oder sonstige Wertsymbole, auf die wir uns geeinigt haben, sind eine Art Geld.
Geld ist außerdem noch eine Recheneinheit und ein allgemein verbindlicher Wertmaßstab. Allerdings hat es einen nominalen und einen realen Wert, was wir oftmals nicht berücksichtigen. Ökonomisch gesehen ist Geld auch eine Art Speicher. Wir können es sparen und einen Vorrat an Kaufkraft anlegen. Dabei müssen wir nur aufpassen, dass die Inflation die Kaufkraft nicht auffrisst.
Geld ist besser als Sex
Geld ist besser als Sex, das stellte schon der Hirnforscher Brian Knutson fest. Er zeigte seinen Probanden in einem funktionellen Magnetresonanztomografen Bilder von Sexszenen und Dollarnoten, wobei er die Aktivitäten des Belohnungssystems beobachtete. Die stärksten Reaktionen zeigten sich, wenn die Testpersonen das Bargeldsahen.
Bei Geld setzt der Verstand aus
Wenn es um Geld geht, übernehmen nicht die für das rationale Denken zuständigen Hirnregionen die Führung, sondern der alte archaische Bereich, der für Emotionen und Triebbefriedigung zuständig ist. »Offenbar assoziieren wir Geld so sehr mit Bedürfnisbefriedigung, dass beides quasi identisch ist«, sagt Professor Armin Falk von derUniversität Bonn. In seinem Neuroeconomics Laboratory konnte er nachweisen, dass ein höherer Nominalwert das Belohnungssystem stärker aktiviert und dem Gehirn mehr Befriedigung verschafft als ein niedriger, auch wenn die reale Kaufkraft sich nicht verändert.
Den Versuchspersonen wurde ein bestimmter Geldbetrag angeboten, mit dem sie ihren wöchentlichen Lebensbedarf bestreiten sollten. Sie sollten entscheiden, ob sie diesen Betrag haben wollten oder einen doppelt so hohen, wobei sich allerdings dann auch alle Preise verdoppeln würden. Das heißt, die reale Kaufkraft blieb absolut gleich. Trotzdem entschied sich die Mehrheit der Probanden für den höheren Nominalbetrag, der offensichtlich ein besseres Gefühl und mehr Befriedigung erzeugte.
Das Gehirn erliegt der Geldillusion
Unser Belohnungssystem kann einfach nicht mit Geld umgehen. Es schätzt den nominalen Wert höher ein als den realen, es erliegt also der Geldillusion. Von Geldillusion sprechen die Wirtschaftswissenschaften im Allgemeinen, wenn die Inflation nicht wahrgenommen wird. Das heißt, wenn Menschen annehmen, ihr Geld habe auf Dauer den gleichen Wert.
Dieser Effekt tritt besonders häufig im Bereich von Finanzprodukten auf. Wenn der Kunde eine Lebensversicherung abschließt, freut sich sein Gehirn über die hohe Versicherungssumme und er überlegt nicht, welche Kaufkraft dieser Betrag in 30 Jahren haben wird. Genauso ist es bei allen anderen Anlageprodukten, ob kurzfristig oder für die Altersvorsorge gedacht. Auch Immobilienbesitzer erliegen der Geldillusion, wenn sie davon ausgehen, dass der Wert ihrer Immobilie beständig steigen
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