Warum am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig ist: Kostspielige Denkfehler und wie man sie vermeidet
wird.
Nicht nur bei der Geldanlage kommt die Geldillusion zum Tragen, sondern auch bei der Kreditaufnahme. Wer kennt sich wirklich aus mit dem Unterschied zwischen dem effektiven und dem nominalen Zinssatz? Der Nominalzinssatz wird auf der Basis des nominalen Kreditbetrags errechnet und gibt allein die Zinskosten an. Der Effektivzins dagegen bezieht außerdem die Nebenkosten für den Kredit, also die Darlehensgebühren und die Bearbeitungsgebühren, sowie Art und Zeitpunkt der Tilgung, tilgungsfreie Anlaufjahre und die Höhe des Auszahlungsbetrags mit ein. Wer verschiedene Kreditangebote vergleichen will, muss also den jeweiligen Effektivzins betrachten.
Unser Belohnungssystem kennt den Unterschied zwischen Nominalzinssatz und Effektivzinssatz nicht. Außerdem ist das Belohnungssystem nicht dafür gemacht, konkret zu rechnen, sondern eher mehr oder weniger unscharfe Wertschätzungen vorzunehmen. Preise werden deshalb gefühlt und nicht gerechnet.
Auch wer viel Geld hat, ist nicht automatisch glücklich
Daniel Kahneman hat in seinem neuen Buch Schnelles Denken, langsames Denken auch auf den Zusammenhang von Geld und Glück hingewiesen. In den USA hat die Höhe des Gehalts zumindest ab einer gewissen Schwelle keinerlei Einfluss mehr auf das erlebte Glück. Diese Schwelle liegt in wohlhabenden Gegenden bei einem Haushaltseinkommen von etwa 75.000 Dollar. In anderen Ländern wird diese Schwelle abhängig vom allgemeinen Lebensstandard meist niedriger und nur selten höher liegen.
Wessen Einkommen oberhalb des Schwellenwerts liegt, wird nicht noch glücklicher werden. Zwar wächst die Zahlungsbereitschaft mit der Höhe des frei verfügbaren Einkommens, das Geld sitzt also lockerer, aber der Kauf von teuren Dingen zu hohen Preisen dient eher der Selbstbestätigung und macht nicht zufriedener. Wirklich teure Dinge können also gar nicht teuer genug sein, solange es Menschen gibt, die über die Mittel verfügen, sie zu bezahlen. Wahrscheinlich verschieben sich bei diesen reichen Leuten, HNWIs (High Net Worth Individuals) genannt, ganz einfach die Ankerpreise.
Zu den HNWIs werden all die Menschen gezählt, die mindestens eine Million US-Dollar zur freien Verfügung haben. Weltweit gab es im Jahr 2010 10,9 Millionen HNWIs mit einem Gesamtvermögen von 42,7 Billionen US-Dollar, heißt es im World Wealth Report 2011 von Merrill Lynch Global Wealth Management und Capgemini. Gemessen an der Zahl der HNWIs steht Deutschland mit rund 924.000 weltweit an dritter Stelle nach den USA mit 3,1 Millionen und Japan mit 1,7 Millionen.
Bei einem Normalverdiener gilt ein Auto, das so viel kostet wie ein Einfamilienhaus, als zu teuer. Bei Menschen, die über viel Geld verfügen, hat sich die Wahrnehmung der Preise einfach nur verschoben, weil die Referenzpreise andere sind. Eine Jacht in St. Tropez und ein Penthouse in New York lassen den Maybach in der Garage am Starnberger See einfach nicht mehr so teuer aussehen. Die Mechanismen in den Köpfen der Reichen sind also nicht anders als in den Köpfen der Normalbürger, nur ist das Bankkonto besser gefüllt.
Geld macht unsozial – wie Geldsymboledie Menschen beeinflussen
Viele unserer Entscheidungen und unser Verhalten werden durch vorhergehende Gedankengänge oder Wahrnehmungen, die nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun haben, unbewusst beeinflusst. Dieses sogenannte Priming kann ganz bewusst eingesetzt werden, um Menschen in ihrem Kaufverhalten zu lenken. Meist sind es Zahlen, die uns primen, aber es geht auch anders: Die Firma Carglass zum Beispiel nutzt das in ihren Werbespots. Zunächst erhält man die im Prinzip nützliche Empfehlung, dass man nach einem Steinschlag an der Windschutzscheibe die Heizung ausstellen sollte, weil die Scheibe reißen könnte, wenn sie warm wird. Ohne Heizung wird das Autofahren im Winter unkomfortabel. Carglass verspricht nun, dass man nach einer Reparatur die Heizung wieder anstellen darf. Dies ist ein besonders überzeugendes Argument. Kälte stört mehr als ein kleiner Steinschlagriss, in unserer Wahrnehmung wird so das eigentliche Problem vergrößert. Spätestens wenn die Beifahrerin über die Kälte im Auto klagt, wird der Autobesitzer zu Carglass fahren.
Neben diesem aktiven Priming gibt es auch das passive Priming durch besondere Umstände, wie das Wetter und verschiedene Zufälle. So kann schlechtes Wetter, ein verpasster Bus oder ein Fleck vom Frühstückskaffee auf der weißen Bluse den ganzen Tag über unsere Entscheidungen und unser
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