Warum am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig ist: Kostspielige Denkfehler und wie man sie vermeidet
Verhalten beeinflussen.
Bei der Erforschung dessen, wie sich Menschen beeinflussen lassen, hat man auch die Wirkung von Geld auf das Verhalten untersucht. Die Haupterkenntnis war, dass Geldsignale egoistisches und egozentrisches Verhalten fördern. Studenten, die eine Weile auf ein Bild mit Münzen verschiedener Währung geblickt hatten, brauchten im anschließenden Versuch bis zu 70 Prozent länger, um bei der Lösung eines komplizierten Problems um Hilfe zu bitten, und wendeten nur halb so viel Zeit auf, anderen zu helfen, wenn diese sie um Hilfe baten.
Wer sich intensiv mit Geld und Geldsymbolen befasst hatte, zog es danach sowohl vor, allein zu arbeiten, als auch seine Freizeit ohne andere Menschen zu verbringen. In einem Dialogexperiment rückten diese Testpersonen auch deutlich weiter von ihren Gesprächspartnern ab als diejenigen, die sich gedanklich nicht auf Geld fixiert hatten. Man konnte also mit einem Zentimetermaß die Wirkung des Geldes auf die Distanz zwischen den Menschen messen.
Geld schafft nicht nur eine Distanz zwischen den Menschen, es fördert auch den Wunsch nach Unabhängigkeit. Man möchte nicht von anderen abhängen, aber auch nicht, dass andere von einem selbst abhängig sind.
Es gibt auch eine soziale Währung
Die Erfahrung lehrt uns, dass man mit Geld vieles, aber längst nicht alles bezahlen kann. Es gibt neben der ökonomischen auch noch so etwas wie eine soziale Währung. Die meisten Menschen sind durchaus bereit, anderen zu helfen, ohne dafür eine finanzielle Gegenleistung zu erwarten. Sie akzeptieren Dankbarkeit, auch wenn diese mit einem Geschenk verbunden ist. Aber alles, wofür ein Preis vereinbart wurde, wird nach ökonomischen Regeln abgewickelt und nicht mehr nach sozialen.
In einem Experiment von Dan Ariely stand ein junger Mann neben seinem Lieferwagen vor einem Hauseingang. Er bat verschiedene Passanten, ihm dabei zu helfen, ein unhandliches Möbelstück im Treppenhaus nach oben zu tragen. Die meisten waren bereit, ihm zu helfen. Ebenso war es auch, wenn es um ein zweites Möbelstück ging. Wenn er ihnen einen Schokoriegel nach dem Tragen des ersten Möbelstücks als kleines Zeichen der Dankbarkeit anbot, nahmen sie diesen auch gern an. Wenn der junge Mann aber von vornherein eine Geldsumme für das Tragen des Tisches anbot, lehnten die meisten Passanten ab.
Ganz offensichtlich ist es so, dass Geld und seine Symbole das Gehirn beim Treffen von Entscheidungen vom sozialen System – mit seinen Eckpunkten Hilfsbereitschaft, Einfühlungsvermögen und Fairness – auf das Marktsystem – mit den Eckpunkten Egoismus, Vorteilsnahme und soziale Kälte – umschalten lassen. Und in der Regel ist ein Wechsel zurück ins soziale System nicht mehr möglich. Geld und seine Symbole machen uns zu Ebenbildern des Ebenezer Scrooge, den Charles Dickens in seiner Weihnachtsgeschichte so treffend beschrieben hat und den die Geister von drei Weihnachtsfesten einer harten Gehirnwäsche unterziehen mussten, um aus ihm wieder einen anständigen Menschen zu machen.
Geld als Erfolgs- und Statussymbol
Geld hat neben den ökonomischen Funktionen auch verschiedene symbolische Bedeutungen. Für manche Menschen ist es der alleinige Erfolgsmaßstab. Viel Geld zuverdienen und mehr zu besitzen, als sie selbst für den aufwendigsten Lebensstil benötigen würden, ist für sie zum Selbstzweck geworden.
Dabei spielt es eigentlich keine Rolle, wie viel Geld sie haben, sondern nur, dass sie mehr haben als die Menschen, mit denen sie sich vergleichen. Damit unterscheiden sie sich nicht von den meisten Normalbürgern. Sobald das, was wir für unsere Grundbedürfnisse halten, gedeckt ist, beginnt der Vergleich mit Nachbarn, Verwandten und Arbeitskollegen. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die meisten Menschen es vorziehen würden, wenn sie 100.000 Euro besitzen würden und alle anderen nur 50.000, als wenn sie 200.000 Euro hätten und alle anderen 300.000.
Da wir unsere Mitmenschen aber nicht einfach mit Kontoauszügen beeindrucken können, müssen wir das Geld wieder in andere, oft archaisch anmutende Statussymbole umwandeln. Die Urmenschen besaßen Steinäxte, die so groß waren, dass man sie zu nichts mehr gebrauchen konnte, außer sie als Statussymbol mit sich herumzuschleppen.
Für die meisten Deutschen ist Geld an sich kein Statussymbol, sondern eher Mittel zum Zweck. Es ist mit der Lust verbunden, sich all das kaufen zu können, was man sich wünscht. Es dient dazu, sich Statussymbole
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