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Warum am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig ist: Kostspielige Denkfehler und wie man sie vermeidet

Warum am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig ist: Kostspielige Denkfehler und wie man sie vermeidet

Titel: Warum am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig ist: Kostspielige Denkfehler und wie man sie vermeidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedhelm Schwarz
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zum Spaß kaufen. Mit einem großen Gepäckträger könnte er Einkaufen fahren und mit einem Anhänger seine Gartenabfälle zur Sammelstelle fahren. Das ginge natürlich auch mit seinem Kombi, der im Übrigen eine Anhängerkupplung hat, aber Kombi fahren macht eben eindeutig weniger Spaß.
    Da Toni seine Entscheidung längst getroffen hatte, bevor er das Fahrzeug kaufte, begann er also nach Erklärungen zu suchen, weshalb diese nicht ganz billige Anschaffung gut, richtig und irgendwie auch vernünftig wäre. Rationalisieren nennt man diesen Vorgang. Niemand möchte sich wie ein Depp fühlen, der nur von seinen Gefühlen getrieben Entscheidungen trifft. Deshalb sind wir alle ständig dabei, nachträglich für uns selbst und für andere gute Gründe dafür zu suchen, weshalb wir etwas getan, gekauft oder entschieden haben.
    Also ging Toni zu einem Gartengerätehändler, der neben Rasenmähern und Kettensägen auch Quads im Angebot hatte. Dieser Händler war durch und durch Techniker. Er zeigte Toni seine Quads und erläuterte ihm die Haltbarkeit, Wartungsfreundlichkeit und die Ersatzteilsituation. So richtig überzeugen konnte er Toni nicht. Die Entscheidung für ein Quad wird wohl nur in den seltensten Fällen von der Vernunft getroffen, vielleicht wenn man Strandvogt oder Bergbauer ist, aber nicht, wenn man in einer Kleinstadt wohnt. Deshalb sind auch Argumente, die für einen Rasenmäher oder einen Holzspalter sprechen, beim Verkauf eines Quads eher kontraproduktiv. Das war nicht das, was Toni wollte. Deshalb ging er zu einem Motorradhändler, der ebenfalls Quads anbot.
    Hier war die Verkaufssituation eine ganz andere. Der Händler sprach von Styling und Power. Er malte Toni aus, wie er damit die steilsten Hügel erklimmen könnte, im Matsch und Schlamm die teuersten Geländewagen hinter sich lassen und durch die Dünen bis ans Meer brausen würde, während andere mühsam ihre Badetaschen durch den Sand schleppten. Toni wohnte zwar mitten in Deutschland, und die nächste Küste war mindestens 500 Kilometer entfernt, aber diese Argumente überzeugten ihn.
    Schließlich hatte der Händler noch ein zusätzliches Knallerargument bereit. An dieses Quad könnte man sogar ein Schneeräumschild anbauen und bräuchte im Winter nie wieder einen Schneeschieber, um den Weg von der Garage bis zur Straße freizuschaufeln. Die fünf Meter machte so ein Quad spielend leicht. Damit würde Toni auch seine Frau überzeugen, versprach der Händler. Und dann kam von ihm die alles entscheidende Frage: »Hat denn einer Ihrer Nachbarn schon ein Quad?« – »Nein, keiner.« Toni wäre der Erste. Na also. Das Quad würde nicht nur Spaß machen, sondern auch sein Prestige heben, zumindest in seiner Selbstwahrnehmung. Also kaufte er das Fahrzeug, und als er damit zu Hause vorfuhr, verschwand seine Frau Anita demonstrativ in der Küche.
    Anita war der Meinung, dass er einen Teil ihrer Ersparnisse ganz eindeutig für etwas Unnützes und Überflüssiges ausgegeben hatte. Aber so sind nun mal die Männer, sagte sie sich, ein Spielzeug, mit dem sie angeben können, ist ihnen immer wichtiger als etwas wirklich Solides. Und um Toni zu zeigen, was sie unter Spaß verstand, buchte sie für die Herbstferien eine Urlaubsreise für sich und ihre beiden Töchter – ohne Toni.
    Toni suchte jetzt nach weiteren Argumenten, um seinen Kauf nachträglich doch noch als vernünftig zu rechtfertigen. Was hatte der Händler gesagt? Eine halbe Stunde Quadfahren ist genauso gesund wie zwei Stunden im Fitnessstudio. Und das stimmte ja irgendwie auch – oder doch nicht? Das Ding war knochenhart, und Toni spürte seine Bandscheiben ziemlich heftig, als er einmal 20 Kilometer mit dem Quad quer durchs Land gefahren war. Irgendwie fühlte er sich nach einer längeren Quad-Tour ziemlich alt und keineswegs fitter, obgleich er doch erst Ende 40 war.
    Auch die Gartenarbeit wurde nicht wirklich leichter, wenn er mit Quad und Anhänger den Heckenschnitt ein paar Hundert Meter in den Wald fuhr. Aber zugeben mochte Toni nicht, dass der Spaß am Quadfahren bereits nach vier Wochen deutlich nachließ, besonders nachdem er öfter von Regenschauern bis auf die Knochen durchnässt worden war. Dass der Spaß nachließ, lag auch daran, dass der Hauch des Neuen verschwunden war und Toni sich daran gewöhnt hatte, ein Quad zu besitzen. Auch für seine Nachbarn war der mit tollem Sound vorbeibrausende Toni kein Hingucker mehr.
    Nun hätte er das Quad ja wieder verkaufen können, wenn auch

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