Warum am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig ist: Kostspielige Denkfehler und wie man sie vermeidet
Lottoschein nicht abgegeben hat. Verlustangst ist ein noch stärkeres Gefühl als Vorfreude.
Genau mit dieser Verlustangst kalkulieren übrigens die Lottogesellschaften. Mit ihren »Serviceangeboten« können die Spieler einerseits ein Abonnement abschließen, sodass sie nie eine Ziehung der Lottozahlen verpassen. Oder sie können sich eine »Komfort-Tipp-Karte« ausstellen lassen, auf der ihre Zahlen vermerkt sind. Dann müssen sie nicht jedes Mal, wenn sie spielen wollen, einen Tippschein mit Kreuzchen abgeben. Was als kundenfreundlicher Service daherkommt, ist also im Kern nichts anderes, als eine Gewohnheit zur Selbstverständlichkeit zu machen.
Früher versuchten die meisten Coaches, ihren Klienten die unerwünschten Verhaltensweisen abzutrainieren, indem zeit weise bestimmte Situationen vermieden werden mussten. Raucher sollten gesellige Partys meiden, Alkoholgefährdete Restaurants und Bars. Das funktionierte in der Regel langfristig aber nicht, weil das situative Verhalten mitzurauchen oder mitzutrinken als Gewohnheit nach wie vor fest im Gehirn eingespeichert war. Es ist viel einfacher, ein solches Muster zu modifizieren, als es zu löschen. Das heißt, wir müssen eine Gewohnheit, die wir als negativ empfinden, durch eine andere ersetzen, die wir als positiv wahrnehmen.
Geht es um Vorfreude oder um die Beseitigung der Verlustangst?
Um bei dem Lotto-Beispiel zu bleiben, müssen wir also zunächst klären, ob bei uns die Belohnung aus der Vorfreude oder aus der Beseitigung der Angst besteht. Wenn es um die Vorfreude auf einen Gewinn geht, sollten wir uns vor Augen führen, dass Lottogesellschaften nur einen bestimmten Teil der Einnahmen wieder ausspielen, während der andere Teil für gemeinnützige Zwecke eingesetzt wird. Lottogesellschaften verfolgen also durchaus auch ehrenwerte Zwecke. Doch das nützt dem Einzelnen wenig.
Stattdessen könnten wir die Vorfreude auf einen Gewinn zum Beispiel dadurch in andere Bahnen lenken, dass wir an Gewinnspielen teilnehmen, die kostenlos im Rahmen von Werbemaßnahmen veranstaltet werden. Immer wieder gibt es Gewinnspiele, die nicht mit dem Kauf bestimmter Produkte verbunden sind. So konnte man zum Beispiel über längere Zeit bei der Drogeriekette Rossmann eine Codenummer vom Kassenzettel im Internet eintippen und so an der wöchentlichen Verlosung eines Autos teilnehmen. Dabei spielte die Einkaufssumme keine Rolle, man musste also nicht mehr kaufen, als man wollte. So bestand die Chance, mit der Deckung seines täglichen Bedarfs an Putzmitteln, Taschentüchern oder Toilettenpapier in den Genuss eines Gewinns zu kommen. Allerdings ist auch hier Vorsicht geboten, da es bei Gewinnspielen oft darum geht, an Konsumentendaten zu gelangen oder gar den Teilnehmern ohne deren Wissen Abonnements unterzujubeln.
Aber wie geht man nun am besten mit der Verlustangst um? Man könnte es sich zum Beispiel zur Gewohnheit machen, den üblichen Betrag nicht für das Lottospiel auszugeben, sondern auf ein Sparkonto zu überweisen. Wenn man von einem Einsatz in Höhe von rund zehn Euro pro Woche ausgeht, würde das bedeuten, dass am Ende des Jahres dort deutlich über 500 Euro liegen würden, die sonst vielleicht verloren gegangen wären. Man erhält so einen sicheren kleinen Gewinn statt einen meist nur in der Fantasie bestehenden großen Gewinn.
Ihre Verlustangst können Sie auch dadurch dämpfen, dass Sie sich Ihre Gewinnchancen beim Lotto als Bild vorstellen: An einer Straße stehen 140 Millionen Behälter in einem Abstand von einem Meter. In einem der Behälter liegt der Hauptgewinn. Sie dürfen nur einen Behälter öffnen, um zu sehen, ob Sie gewonnen haben. Was Sie im ersten Moment vielleicht nicht bedenken: Die Straße, die Sie abgehen müssen, ist 140.000 Kilometer lang. Da ist der Weg zur Bank, um dort das Geld auf das Sparkonto zu überweisen oder einen Dauerauftrag einzurichten, auf jeden Fall deutlich kürzer.
Den Auslöser für gewohnheitsmäßiges Verhalten finden
Wir haben uns jetzt mit der Gewohnheit und der damit zusammenhängenden Belohnung befasst. Nun ist es an der Zeit, sich darüber klar zu werden, was der Auslöser für dieses gewohnheitsmäßige Verhalten ist. Wird unsere Gewohnheit dadurch ausgelöst, dass im Supermarkt oder im Tabakladen eine Lotto-Annahmestelle ist, an der wir immer vorbeigehen? Dann könnten wir in Zukunft einen anderen Weg nehmen. Oder liegt es vielleicht an der Radiowerbung, die uns mit schöner Regelmäßigkeit auf einen Supergewinn
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