Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)
für die defensive Variante.
»Leiser Beifall aus der letzten Reihe!«, geht auf die elektronische Reise.
»Dass ich schreiben kann, weiß ich«, ist die ungeduldige Antwort. »Aber was zur Hölle kannst du?«
»Schreiben!«, antworte ich. »Wörterklirrendes, herzerwärmendes, schlüpferstürmendes Schreiben auf einem Niveau, das auch du erreichen kannst. Wenn du dir Mühe gibst.«
Die Antwort ist ein vor Wutwörtern schnaubender Aufsatz über die überhebliche Nutzlosigkeit des Mannes. Ich nehme das Wortgefecht auf, welches, ich gebe solcherlei selten zu, für mich maximal mit einem Unentschieden endet, denn Christina ist beim Formulieren und Fabulieren fantastisch und dazu schnell.
Drei Tage später scheint Christina daheim gerade Minnegesänge zu lesen, jedenfalls entstammen ihre Mails für einige Stunden ausnahmslos dem Mittelalter. Das Thema aber bleibt das Gleiche, nämlich die Sinnlosigkeit, sich mit »hergelauftem Mannsvolk und sonstig haarig Gesindel« abzugeben. Ein Wettbewerb, den ich ungelenk, aber tapfer aufnehme. »Ihren heißen Zorn kann er verstehen«, antworte ich, »sie sind so selten, die getreuen Recken, die nicht nur ihren Körper trefflich vögeln, doch auch den edlen Geist, aber sei ihr versichert, holde Jungfer, sie ist auf dero Ritter gestoßen, den Wackersten aller, obendrein.«
Nach wenigen Tagen wechseln wir das Medium.
Ganze Kurzgeschichtensammlungen schickt sie mir, die ich mit möglichst klugen Kommentaren erwidere, und auch ich versuche mich erstmals darin, einer Frau vielleicht Besseres zu schreiben als Baggermails. Christina erobert meinen Kopf im Sturm, sie ist mehr Poetin als Belletristin, und ich glaube, wir sind gemacht füreinander. Vor zwei Jahren oder so, da hätte ich mich blindlings in sie verliebt. Doch inzwischen bin ich abgeklärt. Mir doch egal, ob sie hübsch ist, ich will sie, weil sie so klug ist und so einfallsreich und so wortgewandt.
Wir haben noch keine Fotos getauscht, und wir tun es auch später nicht, denn das, was wir schreiben, ist schöner als jedes Bildnis. Lange überlege ich, ob ich die Eskalation wirklich will, doch schließlich frage ich bescheiden nach, ob ihr Gehirn sich inzwischen ausreichend gevögelt fühlt und ich mich jetzt nicht um andere Regionen ihres vernachlässigten Körpers kümmern soll.
Die Antwort ist kurz, bündig und, wie immer bei ihr, ein Fehdehandschuh mitten ins Gesicht. »Freitag! Aber wehe, du siehst scheiße aus.«
Es wird ein Frühlingstag, wir fahren offen, und ich liebe auf Anhieb ihre zu große Nase und ihre Versuche, den Kopf in solche Positionen zu drehen, die mir keinen Blick auf ihr Profil gestatten.
Christina ist ein großes, etwas linkisches Mädchen mit scheuem Lächeln, das altbekannte, schmerzliche Saiten meiner Seele zum Klingen bringt. Als wir den Wanderweg die Elbe hinauf beschreiten, nehme ich ihre Hand, was ein heikles Unterfangen ist, denn nur wenige Frauenhände fühlen sich gut an und fühlen sich richtig an und fühlen sich an, als ob sie in meine gehören.
Als überraschend Aprilregen einsetzt, flüchten wir unter das Dach des Aussichtsturms, der den Blick bis in die Endlichkeit des Elbstroms öffnet. »Mein T-Shirt ist trocken geblieben«, sage ich. Sie zieht ihres aus, meines an und kommt zu mir unter die Jacke. Ich berge ihre Brüste in meinen Händen. Es sind fast meine Lieblingsbrüste, eher zu klein als zu groß, gerade so, dass sie sich in die gewölbten Hände schmiegen wie Welpen, die ihre Nase schnuppernd zwischen den Fingern herausstrecken. Ich sitze auf dem Boden, sie hockt auf meinem Schoß, und wir tun nichts, als uns zu wärmen, und endlich wieder mit einer Frau zu schweigen tut mir gut.
»Suchst du eine Frau oder suchst du einen Fick?«, fragt Christina schließlich. Sie ist wirklich ein sehr direktes Mädchen und ich denke lange darüber nach, während sie ihre Stirn in Falten legt und mein Schweigen beäugt.
»Für eine Frau ist es wahrscheinlich zu früh«, antworte ich schließlich, denn es gibt Menschen, die einfach keine halben Wahrheiten verdient haben. »Wobei ich nicht absehen kann, wann das zu früh enden wird, denn es dauert jetzt schon ganz schön lange.«
»Morgen Abend«, sagt sie, »aber nur bei dir. Und ich will, dass du dabei die Klappe hältst. Wenn du nur ein einziges Wort sagst, gehe ich sofort nach Hause.«
Unser Sex ist toll.
Sex ist ja öfter mal toll, aber dieser ist wirklich sehr toll. Nicht, weil wir besonders viel herumturnen, sondern weil ich
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