Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)
Korb oder einvernehmlichem Beischlaf.
Iris gefällt mir überhaupt nicht. Gut, sie ist recht witzig, aber wenn ich einkalkuliere, dass das Foto von ihr mit Make-up und Licht geschönt ist, kann ich sie getrost ins Beuteschema von Matze einordnen: schon im Spätsommer ihres Lebens, offensichtlich übergewichtig und für mich kein bisschen attraktiv, aber ich habe heute Abend keine andere Frau am Start. Also treffe ich Iris vor dem »East« gleich neben der Reeperbahn. Das Gesicht ist ganz okay, die Stiefel recht geil, die sollte sie nachher vielleicht anbehalten, und trotz Winterklamotten erkenne ich unverkennbar große Titten. Ich gucke freundlich und führe sie an der Schlange vorbei zum Türsteher, der mich kennt, schließlich bin ich regelmäßig da und vergesse nie, ihn mit einem kleinen Trinkgeld zu belohnen. Madame stöckelt beeindruckt hinter mir her, während meine Laune an der Garderobe sinkt. Nicht nur die Titten sind üppig, auch der Rest wird nur mühsam durch Jeans und Korsage gebändigt, und wenn ich auf etwas gar nicht stehe, dann sind es fette Frauen. Doch Iris ist wirklich witzig. Und selbstbewusst. Sie geht sofort zum Angriff über. »Bin ich dir zu dick?«, fragt sie und verblüfft mich damit, was auf jeden Fall ein gutes Mittel ist, mich an der sofortigen Flucht zu hindern, denn wenn ich etwas bin, dann ist es neugierig.
»Ach was«, antworte ich galant, obwohl es eine Lüge ist. Zur Belohnung nähert sie ihren Mund meinen Ohrläppchen und knabbert daran, und das finde ich nach etwa fünf Minuten Bekanntschaft doch erstaunlich.
Ein paar Wodka-Redbull später stehen wir in meinem bevorzugten Jagdrevier »Hans-Albers-Eck«. Ich mag einfach diese unverwechselbare Atmosphäre, in der betrunkene Studentinnen auf den Fensterbänken tanzen, während ihre Kommilitonen aufgedonnerte Touri-Mamis im zweiten Frühling abschleppen. Die Tanzfläche ist knallvoll wie immer, doch ich fühle mich von Iris’ Möpsen beengt, die sich permanent gegen meine Rippen drücken. Geil bin ich nicht, dafür angemessen betrunken, und so wedele ich mit der Hand in Richtung einer hübschen Blonden, die offenbar Junggesellinnenabschied feiert, denn auf ihrem T-Shirt und auf den T-Shirts aller ihrer Freundinnen steht: »1 Kuss, 1 Euro«. Sobald die Mädels ein bisschen Geld zusammenhaben, wird es in die nächste Runde Prosecco investiert.
»Was kostet richtig knutschen?«, will ich wissen.
Sie zuckt lachend mit den Schultern, daher schlage ich vor: »Komm, ich geb dir einen Zwanziger, aber dafür knutschen mit Zunge!« Sie gackert, streckt die Hand aus, den Zwanziger weg und nähert ihren Mund erwartungsvoll. »Missverständnis«, sage ich, »hier, das ist meine Freundin Iris ...«
Sie tut es tatsächlich. Knutscht mit der dicken Iris. Lange, offenbar feucht und mit Zunge. Und während ich endlich ein bisschen geil werde, flüstert mir der Cowboy eine ebenso großartige wie irrsinnige Idee ins Hirn.
Als die Hammerbraut weitergezogen ist, funkelt mich Iris wütend an: »Was sollte denn der Scheiß?«
»Och«, erwidere ich, »ich wollte nur mal sehen, ob du küssen kannst!«
Doch Iris ist böse.
»Das kannst du auch anders rauskriegen!«, grollt sie und legt die Hand in meinen Nacken.
»Stopp!«, rufe ich. Und: »Ich bin teurer!«
Iris sieht mich an, als ob ich ihr ins Gesicht geschlagen hätte. »Wie meinst du das?«
»Mit mir knutschen kostet 50, aber bei Barzahlung ist vögeln mit dabei.«
Iris starrt mich an. In ihrer Miene kämpfen Verblüffung und Empörung, bis sie sich umdreht und sich ohne ein Abschiedswort über die Tanzfläche zum Ausgang begibt. Ich zucke mit den Achseln und sehe mich um, wo die Junggesellinnenabschieds-Chica geblieben ist, die würde mir gefallen, denn ich habe noch nie eine Braut am Vorabend ihrer Hochzeit gevögelt.
15 Minuten später steht Iris wieder vor mir. Stopft mir einen 50er in die Brusttasche meines Hemdes und lächelt. »Ich musste noch zum Geldautomaten.«
Der Sex mit Iris ist ein einziges Elend. Wer hätte jemals gedacht, dass es so schwer ist, eine dicke Frau auszuziehen! Iris ist mir schlicht zu fett. Aber ich habe genug Wodka-Redbull intus, um das durchzustehen, und bezahlt ist schließlich bezahlt, da sehe ich mich als hanseatischer Kaufmann tatsächlich in der Bringschuld, und so ächzt der misshandelte Lattenrost unter unserem Gewicht.
Die Korsage aufzukriegen ist eine verdammte Fummelei, und was unter der Wäsche hervorkommt, bringt mich dazu, die Augen zu
Weitere Kostenlose Bücher