Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)
die Hälfte von meinem Geld – wenn sie sich querstellt, muss ich Nottbohm beichten, dass ich hochgestapelt habe, und damit wäre mein Projekt im Eimer.
Elke reißt erschrocken die Augen auf und schweigt.
Ich mixe mir einen Wodka. »Ich warne dich, und zwar ganz offiziell. Wenn du mir bei dem Projekt in die Quere kommst, lasse ich mich scheiden und du kannst zu deinem Rosenbubi gehen und pro Abend 100 Tickets abreißen. Außerdem sind die Verträge eh schon unterschrieben. Und komm nicht auf falsche Gedanken, die Aktiendepots hab ich letzte Woche leer gemacht, das Geld liegt bei mir auf einem Konto, für das du keine Vollmacht hast.«
Elke ist perplex, so kennt sie mich nicht.
Elke geht packen.
Sie wird mit den Kindern zu ihren Eltern fahren. Nächste Woche beginnen ohnehin die Sommerferien und sie braucht Zeit zum Nachdenken.
Mir ist das nur recht.
In meiner Jackentasche steckt eine kleine goldene Raupe, die vergnügt auf einem Zweig sitzt. Hat ein Goldschmied nach meiner Zeichnung angefertigt, am oberen Ende befindet sich eine Öse für eine Halskette. Und sobald ich den Mut gefunden habe, werde ich sie möglicherweise sogar Laura schenken.
Laura
Wir hatten nur ein Jahr.
Wir hatten ein eigenes Universum.
Ich habe es zerstört.
Und noch heute weiß ich nicht, wie ich es hätte bewahren können.
Laura und ich, das war Liebe in ihrer absolutesten Form.
Laura war Glück.
Laura war Verzweiflung.
Heute ist Laura für mich vor allem Demut.
Ich habe etwas gehabt, was viele Menschen wahrscheinlich nie erleben dürfen.
Eigentlich gibt es nichts, was denkbar schlechter zusammengepasst hätte als Laura und ich. Laura mit den feinsten Antennen für wahrhaftige Emotionen, die ich je bei einem Menschen gespürt habe, ich der Holzklotz, der nicht einmal seinen eigenen Gefühlen traut.
Laura, das Wesen aus dem bedingungslosen Hier und Jetzt, das keine Sekunde damit verschwendet, sich Sorgen um die Zukunft zu machen. Ich, der Mann, der jeden seiner Schritte plant, absichert, auf Rationalität untersucht und seine Erfolge vorbereitet.
Laura, ein Meer voller Liebe und Zuneigung. Ich, der in vielen Jahren emotional verkümmerte Machtmensch.
Laura, eine vollendete Anarchistin der Liebe, die keine Regeln bricht, weil es in ihrer Liebe keine Regeln gibt. Ich, der ängstliche Entdecker, der sich vor der einen, großen Liebe fürchtet, die er sein Leben lang gesucht hat.
Laura ist schwer zu beschreiben. Sie liebt, sobald sie liebt, bedingungslos, und nie verspricht sie einem Menschen Exklusivität, mag er sie noch so sehr erwarten.
Ich war, als ich Laura kennenlernte, schon weit fortgeschritten auf dem Weg, ein zweifelnder, zynischer Verächter zu werden. Und nach Laura bin ich noch ein gutes Stück weitergekommen.
Ich bin nicht religiös, um Himmels willen! Aber wenn ich es wäre, dann würde ich denken, dass mir ein strenger Gott im Moment des Zweifels gezeigt hat, was Liebe ist, um diese aus meinem Leben zu tilgen, sobald ich sie begriffen hatte.
Nein, Laura und ich haben nie zusammengepasst. Doch es gab eine Verbindung zwischen uns, einen Stecker wie zwischen zwei Computern, der die unterschiedlichen Betriebssysteme verbindet. Der Stecker war der Kleine in mir.
Wenn Elke mich jemals geliebt haben sollte, dann tat sie es, obwohl es diesen Kleinen in mir gab. Laura liebte mich, weil sie wusste, dass ich tief in mir drin immer der Kleine war, und vor dem Cowboy, den sie vom ersten Moment an in meiner Seele lauern sah, hatte sie zeit unserer Liebe Angst. Und trotzdem hätte ich sie haben können, für immer, wenn ich nur gelernt hätte, dass Liebe auch dann absolut ist, wenn man sie auf mehrere Menschen verteilt. Und wenn ich keine Angst gehabt hätte, die Liebe meiner Kinder zu verlieren, von der ich heute weiß, dass ein Mann sie nie verlieren kann.
Aber das sind Gedanken, die in einem leeren Leben und einem leeren Pensionszimmer entstehen. Als ich Laura kennenlernte, taumelte ich einfach hinein in die größte Liebe meines Lebens und in die Katastrophe, die sich anbahnte, weil ich keine Ahnung hatte, wie ich sie aufhalten sollte.
Elke ist weg, sie hat entschieden, die kompletten Sommerferien bei ihren Eltern in Münster zu verbringen und zwischendurch mit ihrer Kölner Freundin Michaela einen Abstecher ohne die Kinder zu machen, möglicherweise nach Fuerteventura.
Ich denke: »Rosenbubi«, aber es ist mir scheißegal.
Die Pixelpunker sind nach 14 Tagen zu uns in die Agentur gezogen, wir haben zwei
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