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Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)

Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)

Titel: Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Lasse Andersson
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werde.
    »Lieber Herr Nottbohm«, sage ich, »verzeihen Sie bitte den Vergleich, aber wenn mir heute jemand für den Arsch von Herrn Paulsen zehn Millionen bietet, werde ich ihm das gute Stück in der Mittagspause für zwei Millionen abschwatzen und es innerhalb einer halben Stunde weiterverscherbeln. Ich persönlich bin hier, um Geld zu verdienen.«
    Paulsen schnappt nach Luft, Nottbohm lacht schallend, Müller-Mannhagen stimmt ein. Hedegard wiegt bedenklich den Kopf, schließt sich dann aber der Mehrheit mit einem zaghaften Lächeln an.
    In Paulsen habe ich einen Feind fürs Leben gefunden, so viel ist klar, aber ich mache weiter. »Auch wenn wir bisher eine sehr vornehme Schar von sehr konservativen Kaufleuten waren, sollten wir uns mit dem Gedanken anfreunden, dass der Werbemarkt in den nächsten Jahren vom Internet kannibalisiert werden wird. Ich halte es für klüger, dass wir uns die abwandernden Marktanteile selbst einverleiben. Es ist möglicherweise riskant, aber allemal besser, als sich von beweglicheren Konkurrenten langsam auffressen zu lassen. Ich weiß, ich sage das ein bisschen oft, aber ich denke, dass nur den Mutigen die Welt gehören wird.«
    Nottbohm sieht von seinem Block auf und sagt: »Ich würde gerne mal allein mit dem jungen Kollegen reden.«
    Als die anderen draußen sind, schaut Nottbohm mich an wie einen ungezogenen Sohn. »Junger Herr Kollege, wir reden hier über ein Anlaufinvestment, ich wiederhole: Anlaufinvestment, von über den Daumen gepeilt drei bis fünf Millionen Euro, wenn ich Ihren zusammengestoppelten Zahlen überhaupt glauben darf, die Folgekosten überhaupt noch nicht kalkulierbar.«
    Aber ich habe mich mit der Hilfe von Müller-Mannhagen vorbereitet und erwidere: »Wenn wir Paulsens SAP-Projekt zwei Jahre nach hinten schieben, sollten wir die Mittel fürs erste Jahr freibekommen können.« Nottbohm sieht mich forschend an und brummt: »Wenn ich an unser Gespräch von neulich denke, wie mutig wären denn Sie, so ganz privat?«
    Ich sehe ihn lange an.
    Mein letzter Depotauszug hat dank der sich immer rasanter beschleunigenden Fahrt der neuen Märkte 751 500 Euro ausgewiesen, und ich habe meinen Entschluss getroffen.
    »Sehr mutig«, sage ich und schaue Nottbohm fest in die Augen.
    Gefeuert hat Nottbohm mich nicht.
    Ich habe jetzt zwei Monate Zeit, mich mit Paulsen wieder zu vertragen, die Übernahme von Pixelpunk einzuleiten, einen Partner für die Technik zu finden und eine wirtschaftlich vertretbare Konzeption auszuarbeiten, die sich in groben Zügen so lesen wird: Wir kaufen Pixelpunk für möglichst kleines Geld und ein bisschen Erfolgsbeteiligung. Wir holen uns jeden verdammten Typen an Land, der Ahnung von Datenbanken hat, und bauen diesen Scheiß. Solange die technische Kapazität noch nicht für die geforderten Datenmengen reicht, verkaufen wir den Kram erst an kleine Kunden, mit dem eingenommenen Geld bauen wir aus und verkaufen an große. Wir legen ein revolutionäres, noch nie da gewesenes Verkaufsmodell auf, bei dem der Werbekunde erst mal gar nichts zahlt und dann nur nach nachweislich stattgefundenen Kundenkontakten abgerechnet wird. Wir werden drei Jahre in großem Stil draufzahlen, aber dann der verdammt noch mal größte Internetvermarkter Deutschlands sein, und wenn die Sache funzt, gehen wir an die Börse und machen Millionen.
    Falls die Sache floppt, bin ich allerdings meinen Job los.
    Tja, und irgendwie gibt’s ja nie im Leben einen Wurm ohne Haken. Meine Dreiviertelmillion ist dann auch futsch.
    Den Ausschlag für das Projekt hat gegeben, dass ich Nottbohm angeboten habe, alles Geld, das ich besitze, einzuschießen, unter der Voraussetzung, dass sie mich in der neuen Tochtergesellschaft zum Minderheitsgesellschafter und Geschäftsführer machen. Ich habe mich mit wahrhaft bescheidenen zehn Prozent am Erlös der ersten zehn Jahre zufriedengegeben, aber schon jetzt träume ich von einem Börsengang und vielen runden schwarzen Millionen, die mir dieser auf mein Konto spülen wird.
    Elke ist so sauer wie noch nie.
    »Du hast ihnen WAS angeboten?«, schreit sie mich an.
    Ich schaue sie lange an, dann sage ich leise: »In fünf Jahren wohnst du an der Elbchaussee auf der feinen Seite. In zehn Jahren braucht keiner von uns jemals wieder zu arbeiten. Und wenn du mal alt und grau bist, kannst du dir so viele Rosenbubis kaufen, wie du willst, die halten schließlich auch nicht ewig.«
    Es ist mein kühl und berechnend eingesetztes Killerargument. Elke gehört

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