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Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)

Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)

Titel: Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Lasse Andersson
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und ich werde wohl auch auf dem Hof arbeiten müssen. Sonst nimmt er mich nicht.
     
    Ich sage jetzt elveda.
    Aisha

Lügenkreisel
    Ich bin wieder voll drin im Internet. Nicht, dass ich diesen Ort inzwischen vertrauenerweckender finden würde. Aber langsam entschlüsseln sich mir seine Gesetzmäßigkeiten. Die Männer bescheißen die Frauen, die Frauen bescheißen die Männer, und alle suchen voller verzweifelter Sehnsucht nach einem Sinn in der ganzen Veranstaltung, aber den kann es nicht geben, weil die Ziele so entschieden differieren und noch mehr die Wege, auf denen sie erreicht werden sollen.
    Ich denke, wir Kerle suchen möglichst schnell was zum Ficken, wobei wir spätere Liaison oder gar Liebe nicht kategorisch ausschließen würden, allerdings nur, wenn die Dame sich nicht nur im Leben, sondern auch im Bett als eine echte Hammerbraut erweisen sollte.
    Frauen hingegen suchen möglichst langfristig was zum Lieben, wobei sie mittelfristig sogar einen Beischlaf zur Besiegelung der Partnerschaft in Erwägung ziehen würden. Allerdings nur, wenn der Scheißkerl es wirklich ernst meint und das auch mindestens sechs sexlose Wochen lang unter Beweis stellt.
    Keine optimal aufeinander abgestimmten Workflows, so viel ist klar, und dergleichen – das kennt ein jeder aus dem Berufsleben – ist nur mit einer strategisch angelegten Prozessoptimierung und straffen Abläufen beizukommen. Und so tun wir Kerle das, was uns die Evolution mitgegeben hat: Wir passen uns den Erfordernissen der feindlichen Umwelt an. Wir täuschen überbordende Zuneigung zu vaterlosen Scheidungswaisen vor, deuten gewaltige romantische Goldadern in unseren verschütteten Seelen an und prahlen mit einem Einfühlungsvermögen, das keiner von uns in den Genen hat, seit wir damals das erste Mammut mit der Keule erschlugen. Wir schwatzen und schwadronieren uns in jedes erreichbare Bett und lassen die Maskerade erst nach getanem Beischlaf fallen. Dies führt in den Foren rund um die Flirtbörsen zu einer erbitterten Klageflut enttäuschter Mädels. »Warum sagt ihr nicht einfach«, beschweren sich diese, »dass ihr bloß ficken wollt, warum müsst ihr uns vorher auch noch unsere Herzen brechen?« Die Antwort ist unpopulär und liegt dennoch auf der Hand: weil wir sonst gar nicht mehr zum Vögeln kommen würden!
    Dies alles führt im Verhältnis von Internettyp und digitaler Tussi zu einem sich immer schneller drehenden Kreisverkehr aus Halbwahrheiten und Unaufrichtigkeiten. Die so oft enttäuschten Frauen konkurrieren mit immer stärker getunten Fotos und absurd geflunkerten Altersangaben um die wenigen männlichen Exemplare, die den finalen Bindungsbeischlaf wirklich lohnen. Wir Kerle wehren uns mit immer neuen Varianten des immer gleichen Täuschungsmanövers. Und wir sehen uns durch die lausige Erfolgsquote gezwungen, es bei immer mehr Frauen gleichzeitig zu probieren.
    Auch ich habe zunächst meine Probleme, regelmäßig zum Sex zu kommen, aber ich bin ein systematischer Mann und obendrein Werbeprofi, ich beschließe daher, zunächst eine vernünftige Marktanalyse zu erstellen, auf dass ich, darauf basierend, eine passende Marketingstrategie entwickeln kann.
    Ich erschaffe gleich drei unterschiedliche Männerprofile, klaue mir die Fotos auf amerikanischen Websites zusammen und stelle den biederen Normalo Fred, Muckimann Torben und einen recht lässigen Dreitagebärtler namens John ins Netz und verändere im 3-Tages-Rhythmus die Texte.
    Mich überrascht, dass mein kahlköpfiges Türsteherdouble trotz seiner gewaltigen Oberarme überhaupt keinen Schlag bei den Mädels hat. Ich kann texten, was ich will, Torben kriegt keine Frau an den Start und nach Abschluss meiner Studien fürchte ich, dass die Muckibuden dieser Welt von einem Haufen ernsthaft untervögelter Muskelberge bevölkert werden.
    Was funktioniert, ist erwartungsgemäß die romantische Wildheit meines Dreitagebärtlers John. Bei ihm herrscht reger Zulauf aus meiner zentralen Zielgruppe der 25- bis 30-Jährigen. Ungerechterweise ist es total egal, was für Texte bei ihm im Profil stehen, selbst als ich Johns Selbstdarstellung auf ein abschreckendes »Ich will definitiv nur das Eine« reduziere, gehen die Mädels noch dutzendweise steil. Allerdings eröffnet mir diese Erkenntnis keinerlei Handlungsoptionen: Ich sehe halt nicht aus wie eine Mischung aus Kevin Kostner und Kurt Cobain und mit Dreitagebart wirke ich lediglich ungepflegt.
    Bei den zumeist in Existenznöten schwebenden Singlemamas

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