Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)
längeres Vorspiel nicht Aishas Sache.
»Fick mich!«, sagt sie, nachdem wir uns vielleicht fünf Minuten geküsst haben, ein Gefallen, den ich ihr gerne tue. »Du dreckige Sau!« ist ein Satz, der mich wenig später beinahe aus dem Konzept wirft, aber ich mache weiter. Als sie anfängt, mich zu schlagen und »du Arschloch, du Arschloch« zu stöhnen, verkrümelt sich meine Latte allerdings endgültig und ich setze mich neben sie.
»Hab ich dir wehgetan?«, frage ich besorgt.
Aisha bricht in Lachsalven aus, schubst mich auf den Rücken und überhäuft mein Gesicht mit Küssen. »Ich dachte, du magst das. Alle Männer mögen das und alle Frauen machen das.« Dann sieht sie mich mit ihren schwarzen Augen an: »Mann, bist du süß ...«
Die Affäre mit Aisha zieht sich über Wochen hin und ist seltsamer als alles, was ich bisher gehört oder gelesen habe. Nach einer Weile möchte Aisha nicht mehr mit Kondomen vögeln, sie spürt dann nichts, sagt sie, und nachdem wir beide einen Aidstest gemacht haben, arbeiten wir ohne weiter. Zum Verhüten muss ich sie allerdings in den Arsch ficken, wann wir das Betätigungsfeld meines Schwanzes wechseln, bleibt allein mir überlassen. »Du bist der Mann«, sagt sie, »und du bist schuld, wenn etwas passiert.« Ich lasse mir staunend erklären, dass alle ihre Freundinnen in Jugendjahren ausschließlich in den Arsch gefickt wurden, dies ermögliche eine unbefleckte Heirat, und das sei schließlich äußerst wichtig.
Auch steht Aisha tatsächlich mehr auf die harte Gangart, ich soll sie festhalten, sie unterwerfen, sie besitzen, aber vielleicht denkt sie auch nur, dass Männer das so wollen. Sie kommt jeden Abend zu mir, immer um die gleiche Zeit, Matze beneidet mich glühend, wir gehen ohne weitere Umwege ins Bett, und wir reden nach wie vor wenig. Um Punkt 22 Uhr verlässt Aisha mich, da ist sie gnadenlos, und wenn ich dann noch kuscheln will, legt sie mir einen Finger auf die Lippen und flüstert: »Morgen!«
Als ich ihr vorschlage, vielleicht mal ins Kino zu gehen, sagt sie: »Du irrer Deutscher!«
Ich will wissen, warum das irre wäre.
»Du hast wirklich keine Ahnung vom Leben!«
Ganz langsam, in Bruchstücken nur, erzählt sie mir in den nächsten Tagen Fragmente ihres Lebens: Hochzeit mit 17. Ein Mann, der ihr verbot, eine Ausbildung zu machen. Der sie schlug, weil sie keine Kinder bekam. Ein Vater, der ihr drohte, weil sie den Mann verlassen wollte. Eine Mutter, die sie seither mit Verachtung straft und eine Hure nennt. Sie erzählt von der Angst, mit der sie lebt, seitdem sie ging. Und von den Lügen, die sie tagaus, tagein erzählen muss, meistens ihrem Bruder, der sie kontrolliert, wenn er selbst nicht gerade irgendwelche Weiber flachlegt. Für mich ist das eine absurd fremde Welt, und es hält mich davon ab, mich auch nur im Entferntesten auf Aisha einzulassen, auch wenn ich manchmal denke, dass sie es verdient hätte.
Irgendwann nach dem Sex, wir sind jetzt knapp sechs Wochen zusammen, sagt Aisha: »Mein Bruder fragt, wo ich immer bin.«
Vor meinem inneren Auge erscheint ein Haufen sehr erzürnter Verwandter, die mir im besten Fall lediglich die Eier zu Matsch schlagen werden.
»Vielleicht sollten wir es lassen?«, frage ich.
Aisha nickt. Dann sammelt sie ihre Sachen zusammen und geht, ohne ein Wort oder einen Blick des Vorwurfs zu verlieren.
Ich bin echt ein verdammtes Arschloch.
Und Aisha hat es gleich in der ersten Nacht gesagt.
Von: Ai999
Betreff: Abschied nehmen
Leif,
ich gehe in die Türkei zurück, morgen früh schon, meine Familie schickt mich zu Verwandten. Ich habe Probleme bekommen, mein Bruder und mein Vater stellen Nachforschungen an, aber ich werde niemandem Deinen Namen sagen, egal, was passiert, das schwöre ich.
Ich weiß nicht, ob wir uns jemals wiedersehen werden, du sorgloser Deutscher mit der großen Nase und dem schönen Lachen. Denke immer daran, dass das Leben viel schwieriger sein kann, als Du es ahnst. Pass gut auf Dich auf, und nimm meine Worte ernst. Und antworte mir nicht auf diese E-Mail. Ich habe alle unsere Nachrichten gelöscht, und ich werde auch diese löschen, also lege Du keine neue Spur, denn mein Bruder ist sehr jähzornig.
Du bist ein bisschen verrückt, aber Du bist ein zärtlicher Mann, und ich wünschte mir, ich hätte einen Mann finden dürfen, der so ist wie Du. Doch so ist mein Leben nicht.
Ich werde in vier Wochen heiraten, aber ich kenne meinen Bräutigam noch nicht. Ich hörte, er sei schon alt,
Weitere Kostenlose Bücher