Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)
schwer, meine emotionalen Zickzacksprünge zu begreifen. Wenn ich ficke, einfach nur ficke, dann habe ich nicht das Gefühl, Laura zu betrügen. Aber wenn ich merke, dass ich Zuneigung entwickele wie bei Hannah, dann schreit der Kleine in mir: »Verrat!«
Seitdem ich dies weiß, bin ich im Internet noch eine Frauenliga abgestiegen. Ich wähle mit Bedacht Mädels aus, deren Bilder zwar annehmbar sind, deren mit Rechtschreibfehlern und zusammenkopierten Texten gepflasterte Profile aber verraten, dass ich nicht Gefahr laufen werde, mich in eine ebenbürtige Frau zu verlieben. Und so stoße ich auf der Suche nach der nächsten Entsaftung auf Beate, die am Anfang bei der Aussicht auf einen Typen mit Benz mächtig interessiert scheint, aber meine kleinen humorigen Köstlichkeiten stets mit Antworten wie »häh?« oder »grins« beantwortet, was ich ausgesprochen entnervend finde. Doch wer unter solch schwierigen Lebensumständen ficken will, muss in sich die Gelassenheit eines Buddhas tragen, und nach ein paar Tagen schreibt sie mir: »Ich finde dich seltsam. Aber meine Kollegin hier sagt, dass du nett aussiehst. Wir können uns zu dritt mal treffen.«
Viel schräger geht es nicht. Aber langsam gewöhne ich mich daran, dass mein neues Leben in eher seltsamen Bahnen verläuft. Ich lasse mir ein Foto ihrer Kollegin mailen. Zu sehen ist ein schwarzer Haufen von lockigen Wuschelhaaren, unter dem eine nicht unattraktive Frau, offenbar rein mediterraner Abkunft, zu stecken scheint. Ich willige ein. Treffpunkt: Eiscafé, ein finsterer Hamburger Stadtteil namens Bahrenfeld!
Als ich komme, sitzt Beate schon da, und ich bin froh, dass zumindest dieser Kelch an mir vorbeigegangen ist, denn sie ist eine große, massige Frau mit keineswegs verlockenden Proportionen, das Foto von ihr im Internet muss ein wahrer Künstler geschaffen haben. Ihr gegenüber sitzt dieser Haufen kohlrabenschwarzer Haare am Tisch, ich lasse mich danebenfallen, blicke forschend zur Seite und entdecke Augen von etwa Tellergröße nebst Ohrringen, die noch ein bisschen größer sind. Die Augen mustern mich aufmerksam, bevor sie sich auf die Tischdecke senken.
»Das ist Aisha«, sagt Beate, »sie ist Türkin«, so als ob allein dieser Umstand das Skurrile dieser Situation erklären könne.
»Ach«, antworte ich, »da wollte ich immer schon mal im Urlaub hin«, und komme mir vor wie in einem Dialog von Loriot.
Die Situation ist total bescheuert, denn die Frau an meiner Seite sagt schlicht nichts, während Beate und ich um Themen ringen. Also schlage ich vor, dass Beate uns jetzt allein lässt, wir kämen schon klar.
»Das geht nicht«, sagt Aisha heftig, also bleiben wir noch eine halbe Stunde zu dritt im Eiscafé, Aisha schweigt, irgendwann wird mir die Sache zu blöd und ich sage: »Okay, ich muss dann auch mal weiter.«
Während ich am Tresen bezahle, verschwinden die beiden Frauen, doch als ich meine Jacke von der Bank holen will, sehe ich, dass auf dem Tisch ein Zettel liegt. »Ich sollte das nicht tun« steht darauf und eine E-Mail-Adresse. Na so was! Ich schreibe ihr noch am gleichen Abend eine Mail, in der ich ihre Augen rühme und ihre Sittsamkeit, denn wesentlich mehr ist mir nicht in Erinnerung geblieben.
Zehn Tage und rund 150 Mails später kommt Aisha mich besuchen. Zu Matze, der neugierig auf dem Küchensofa herumlungert, äußert sie sich nicht, zum Zustand unserer Wohnung schweigt sie ebenfalls. Wir gehen in mein Zimmer und trinken Tee, ich habe gehört, das wäre eventuell passend. Wir reden wenig. Irgendwann schlägt Aisha die Augen nieder und bittet mich, mein Schlafzimmer zu verlassen. Matze beobachtet feixend, wie ich dämlich im Flur herumstehe und dann anklopfe und wieder verschwinde. Als ich sie im abgedunkelten Zimmer entdecke, liegt Aisha nackt unter meiner Bettdecke. Haare, wo man hinsieht. Auf dem Kopfkissen, auf dem Laken neben ihr, als ich die Bettdecke wegziehe, entdecke ich sie auch auf ihren Armen und Beinen. Ich sage: »Gott, Mädchen, was bist du schön«, und Aisha lächelt mich vorsichtig an.
Ich habe noch nie darüber nachgedacht, wo die Frau aus mediterranen Kulturkreisen aufhört, ihren Körper zu rasieren. Die Antwort: oberhalb des Bauchnabels, und ich habe selten etwas gesehen, was more sexy ist als eine Linie millimeterdünner Härchen auf dem Bauch, die sich zusammen mit den Brustwarzen aufstellen, wenn man mit den Lippen daran entlangfährt. Der Sex ist, wie alles in meinem neuen Leben, eine Überraschung und
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