Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)
Mandat.
Ich glaube, bei seinen Machoauftritten ist eine Menge Show dabei, um uns jammerlappigen Scheidungsmännern ein bisschen mehr Mumm einzuhauchen. Und das ist angesichts der sich jagenden Ultimaten von Elkes Anwältin auch bitter nötig.
»Warum zahlen Sie Ihrer Frau denn überhaupt Unterhalt?«, will er bei unserem ersten Gespräch wissen. »Hat die keine Ausbildung? Putzfrau gewesen oder was?«
Als ich ihm von Elkes verheißungsvoller Bankerkarriere erzähle, schnippt er zufrieden mit den Fingern. »Soll sie doch wieder arbeiten gehen! Gar nichts steht der Dame zu. Sie zahlen für die Kinder, Höchstsatz, bei Ihrem Gehalt, da werden wir nichts dran drehen können, es sei denn, Sie eröffnen eine eigene Firma und machen schnell noch ein paar Verluste. Aber die Dame soll mal schön ihren Arsch in Bewegung setzen.«
Als ich auf die Drohung von Elkes Anwältin zu sprechen komme, blättert er in den Unterlagen, nimmt die Füße vom Tisch, beugt sich zu mir rüber und sticht mir fast seinen Zigarillo gegen die Brust. »Scheidung wird Ihre Frau in 100 Jahren nicht einreichen«, verkündet er, »das ist alles bloß Kanonendonner, damit Sie es vor lauter Schiss auch nicht tun. Wenn sie sich irgendeinen Vorteil davon verspräche, hätte sie es lange getan und nicht …«, er raschelt ein bisschen in den Unterlagen, »… jetzt schon fast drei Jahre damit gewartet.«
Auf meine Frage, was ihn da so sicher macht, erklärt er mir: »Ihre Frau ist ja nicht blöd und die Anwältin auch nicht. Ab dem Tag der Scheidung sieht Ihre Frau möglicherweise gar kein Geld mehr. So alt wie Ihre Kinder sind, ist sie verpflichtet, wieder zu arbeiten, was sie im Moment ja ganz offensichtlich nicht tut. Außerdem steigt ihr Anteil an Ihrer Rente mit jedem Tag, an dem Sie noch verheiratet sind, und wie ich sehe, blasen Sie, lieber Herr Andersson, ihr die Kohle ja auch so in den Arsch.«
Ich bin über alle Maßen verwirrt, und wir gehen meinen Fall langsam durch.
Er ist eine Art Burgschauspieler der deftigen Art. Hannah hat damals viel zugehört, bei ihm sitze ich im Publikum, während er seine Darbietungen gibt, und plötzlich verstehe ich viel, von dem ich vorher keine Ahnung hatte. Vor allem verstehe ich Elkes aggressive Vorstöße, mit denen sie mich bisher so eingeschüchtert hat. »Erst scharf schießen«, nennt mein Anwalt diese Strategie, »und hinterher reden. Mache ich auch immer, wenn ich eine Frau vertrete. Die meisten Männer erschrecken sich dabei so derartig, dass sie erst mal zahlen, und das Geld sehen sie nie mehr wieder. Wie viel geben Sie dieser Frau? 2500 im Monat? Und dazu noch die Nebenkosten fürs Haus? Mann, Sie hätte ich auch gerne mal auf der Gegenseite, da macht man ja ein Vermögen.«
Ich zeige mich reuig, dann machen wir uns an die Arbeit und er verhört mich.
»Haben Sie Ihre Frau jemals dazu aufgefordert, wieder ihrem Job nachzugehen?«
Ich antworte: »Na ja, nicht direkt, irgendwer musste ja auf die Kinder aufpassen.«
»Falsche Antwort!«
»Und wie geht die richtige?«
»Ich nehme an, dass Sie, Herr Andersson, sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt haben, dass Ihre Frau fortan die Füße hochlegt, aber dass die hochwohlgeborene Madame sich zu schade war, wieder in die Bank zu gehen, jedenfalls wäre es gut, wenn es so gewesen wäre.«
Ich frage, warum das gut wäre.
»Weil Sie schon mächtig lange verheiratet sind. Bei langer Ehedauer könnte ein missgünstiger Richter ehebedingte Nachteile annehmen. Wenn Ihre Frau nachweist, dass Sie, Herr Andersson, auf ihr Karriere-ende gedrängt haben, zahlen Sie bis ans Lebensende.«
Ich seufze und spreche gehorsam: »Meine Frau wollte nicht wieder arbeiten, auf keinen Fall. Ich habe sie gebeten, wieder zur Bank zu gehen, es waren ja unsichere Zeiten damals und keiner wusste, wie lange das bei mir in der Agentur gut geht. Aber sie wollte nicht, hat sich glatt geweigert. Sie weigert sich ja immer noch, jetzt, Jahre nach unserer Trennung.«
»Sehr gut. Haben wir Zeugen?«
»Nein, natürlich nicht. Ich habe ja bloß nachgeplappert, was Sie mir gesagt haben.«
»Falsch. Sie haben mir gar nichts nachgeplappert. Ich werde Ihnen doch hier nicht nahelegen, die Unwahrheit zu sagen, das darf ich gar nicht. Aber ich bin mir fast sicher, dass Sie Zeugen haben, jede Menge. Ein paar Kumpels von damals. Oder Geschwister. Das fällt Ihnen schon noch wieder ein.«
Als ich irgendwann erwähne, dass Elke bei der Trennung meine Konten abgeräumt hat, schlägt er
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