Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)
ungeheuer verblüffend finde. Genauso wie ihre Art, mich zu reiten, sie kniet dann nicht über mir wie die Durchschnittseuropäerin, sondern hockt wie eine Afrikanerin bei der Zubereitung der Mittagshirse auf den Fersen und wippt dabei aus den Oberschenkeln den ganzen Arsch hoch und runter. Dies führt zu extremen Kontraktionen ihrer Beckenbodenmuskulatur, sodass ich mich nicht nur ans Fahrradschlauchvögeln mit Luisa erinnert fühle, sondern auch von einer Verzückung in die nächste schwebe.
Keine Frage, im Bett ist Maria ein Hurrikan.
Wenn Maria keinen Sex mit mir hat und auch keine Praline-Shootings, vertickt sie offenbar für ein großes Klinkenputzunternehmen Lebensversicherungen. Immerhin verschont sie mich mit diesem Scheiß, vielleicht hegt sie doch eine intensivere Zuneigung zu mir, als mir einleuchten will. Dass sie sich brennend für meine Lebensverhältnisse interessiert, kann ich verschmerzen. Wie viel Geld ich Elke gebe, wie viel ich verdiene, wie viel mir bleibt, will sie wissen, aber auch hier bin ich restlos ehrlich, und ihre Reaktion rührt mich sehr: Als sie hört, dass ich weit weniger zum Leben habe, als mein Job und Benz-Cabrio dies vermuten lassen, erklärt sie ritterlich, dass sie mich trotzdem liebt und dass wir dann eben unsere Einkünfte zusammenschmeißen, wir kämen schon klar.
Doch alles in allem ist mit Maria unterwegs zu sein vor allem eines: anstrengend!
Ich kann keine zwei Minuten Getränke holen gehen, ohne sie hinterher aus einem Haufen schmachtender Bauern heraushauen zu müssen, und weiterhin geißelt sie mich mit ihren Eifersuchtsattacken, die ungefähr alle sieben Tage auftreten. Doch sie entschädigt mich reichlich für all dieses Ungemach, denn ich gebe ihr einen Schlüssel zu meiner Bude und allein der Anblick, wie sie in weißer Unterwäsche auf meinem Bett liegt und mir ihren milchkaffeebraunen Arsch entgegenstreckt, wenn ich nach Hause komme, lässt mich zwei Stunden früher Feierabend machen.
Kurzum: Maria ist definitiv eine kleine Frau für große Cowboys und ich kann der Verlockung einfach nicht widerstehen, sie mit aufs Sommerfest der Agentur zu nehmen, wo mich plötzlich auch Susanna aus Müller-Mannhagens Schatten heraus wieder aufmerksam mustert. Ich führe Maria in den Golfclub, wo ich meine, die Herzschrittmacher meiner älteren Klubkollegen klappern zu hören, sogar bei einem Besuch bei meiner Mutter ist sie dabei, dies allerdings nur, weil die alte Dame mich anruft, als ich Maria im Auto habe. Mama ist gestürzt, ich muss schnell vorbeikommen, und ich kann Maria ja schlecht vor meinem Elternhaus rauswerfen, damit sie dort in High Heels die Straße entlangtigert. Also bringe ich Mama ins Bett, die Maria misstrauisch mustert und mir politisch höchst unkorrekt zuraunt: »Das ist doch eine Negerin?«
Tja. Meine Mama.
Ich habe bisher wenig über sie geschrieben, weil sie wirklich zu den Leuten gehört, die ich am liebsten aus meinen Erinnerungen verdränge, aber in der Geschichte mit Maria spielt sie doch noch einmal eine Hauptrolle. Mama hat wirklich noch 33 Jahre nach Holgers Tod durchgehalten, und das, um täglich nicht weniger als einer Flasche Mariacron den Hals zu brechen. Sie besticht ihre Putzfrau, die das Zeug literweise anschleppt und irgendwo an den unmöglichsten Orten versteckt. Nach Mamas Tod werden meine Schwester Merle und ich diese Flaschen sogar hinter den Büchern im Wohnzimmerschrank finden, im Bettkasten, in den leeren Packungen antiker Staubsaugerbeutel. Und sogar im Spülkasten der Toilette entdecke ich rechts und links neben dem Schwimmer noch zwei Flaschen, als ich nach dem Grund fahnde, warum das Ding Merles Häufchen nicht wegspült. Kann es ja nicht: Neben dem Schnaps ist kaum noch Platz für Wasser und ich bewundere den Erfindungsgeist der alten Dame, darauf muss man erst mal kommen.
Dazu muss man sagen: Mama steckt ihre Sauferei in bewundernswerter Weise weg. Einmal hatte ich überstürzt die Arbeit verlassen, weil mich der Hausarzt anrief und sagte, sie habe einen Schlaganfall erlitten. Als ich auftauchte, war gerade das Problem zu lösen, dass Mama zwar nicht mehr sprechen konnte, aber sich weigerte, sich in den Krankenwagen bringen zu lassen. Erst als ich ihr damit drohte, die Polizei zu rufen, die sie gegen ihren Willen mit Handschellen in die Klinik bringen würde, willigte sie ein. Warum das so war, erfuhr ich vom Krankenhausarzt: Mama hatte keineswegs einen Schlaganfall, sondern lediglich 2,9 Promille, wofür sie aber
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