Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)
unterhalten uns gedämpft und die Gespräche sind äußerst aufschlussreich für mich. Ich habe damals nie begriffen, warum Papa uns verlassen hat. Birgitta klärt mich darüber auf, dass Mama sich nach meiner Geburt offenbar kategorisch geweigert hat, Papa auch nur noch ein einziges Mal ranzulassen. Er scheint sich nach einigen Jahren der sexuellen Frustration kopfüber in einen Haufen von Affären gestürzt zu haben, die allesamt aufgeflogen sind, was die Herzlichkeit im Hause Andersson nicht eben gefördert hat. Ich erfahre, dass Mama alle ihre Töchter nacheinander ins Vertrauen gezogen hat und dass die tränenreichen Nächte an ihrer Seite bei allen dreien den Entschluss beförderten, möglichst schnell das Weite zu suchen, auch wenn sie Gewissensbisse verspürt hätten, mich in diesem Irrenhaus zurückzulassen. Ich will in diesem Zusammenhang wissen, warum ich, der Jüngste, der Einzige bin, der tatsächlich für den Fortbestand der ruhmreichen Linie gesorgt hat, und die lakonischen Antworten lauten, dass nach einer Kindheit im krisengeschüttelten Hause Andersson eben nicht alle den Wunsch hegten, diese Genmischung tatsächlich an die nächste Generation weiterzugeben. Dennoch finden alle meine großen Schwestern, dass ich inzwischen eine phänomenale Ähnlichkeit zu Papa entwickele und dass Lisa sie an den kleinen Leif erinnert, wohingegen Lars wohl mehr nach seinem toten Onkel Holger komme.
Mama hat kein Testament hinterlassen. Wir vier werden das Haus verkaufen, der Makler meint, die Lage sei nicht schlecht und es könnte 300 000 Euro bringen. Meine Schwestern haben mich allesamt mit vermögenden Schwagern versorgt, ich bin der Einzige, der die Kohle wirklich dringend braucht, und die 75 großen Scheine werden sogar steuerfrei sein, nicht zur Scheidungsmasse gehören und mich für immer aus allen Finanznöten erretten.
Die Nacht verbringe ich bei Victoria im Hotelzimmer, wo meine große Schwester und ich den Inhalt der Minibar vernichten und ich schließlich angezogen in ihrem Arm auf dem Doppelbett wegdämmere. Ich fühle mich überaus getröstet und merke mir vor, dass ich es bei Gelegenheit mal mit einer mütterlichen Frau versuchen will, der ich im Gegenzug auch Cellulite und Hängetitten verzeihen werde.
Als ich am nächsten Morgen erwache und mein Handy anstelle, finden sich nicht weniger als 28 SMS von Maria, die letzte von 7.35 Uhr morgens. Chronologisch sortiert, ergibt sich folgender Stimmungsverlauf:
15:04 Uhr: »Mein armer Schatz, ich bin in Gedanken bei dir.«
15:15 Uhr: »Sei stark, du hast jetzt einen Schutzengel mehr.«
15:16 Uhr: »Und du hast mich.«
15:23 Uhr: »Ist es sehr traurig? Ich kann dich abholen, wenn du magst.«
15:55 Uhr: »Ich würde dich so gerne trösten.«
16:02 Uhr: »Warum antwortest du nicht?«
16:35 Uhr: »Müsste die Beerdigung nicht längst zu Ende sein?«
17:22 Uhr: »Warum durfte ich nicht mit, warum nur, warum?«
18:46 Uhr: »Ich weine seit Stunden!«
19:55 Uhr: »Melde dich. Wenn du dich jetzt nicht meldest, flipp ich aus.«
20:01 Uhr: »Ich flipp aus!«
20:55 Uhr: »Arschloch!«
21:47 Uhr: »Du bist bei deiner Ex, stimmt’s?«
23:18 Uhr: »Ich war bei dir zu Hause, aber du nicht.«
23:54 Uhr: »Jetzt weiß ich’s, es gab gar keine Beerdigung, du bumst eine andere Schnepfe!!!«
0:01 Uhr: »Ich wünsche dir die Pest an den Hals, dir und allen deinen Schlampen.«
0:07 Uhr: »Liebling, Süßer, Schatz, vergiss alle meine SMS, ich war nur ein wenig aufgebracht. Wo bist du?«
0:11 Uhr: »Ich liebe dich doch so.«
1:13 Uhr: »Warum tust du mir das an?«
2:08 Uhr: »Ich geh jetzt in dein beschissenes ›Hans-Albers-Eck‹ und lass mich vom ersten Kerl aufreißen, der mich anspricht, aber wahrscheinlich treff ich dich da noch!«
2:17 Uhr: »Ich mach das wirklich!«
3:33 Uhr: »Warum bist du nur so?«
4:08 Uhr: »Wenn du nicht bald antwortest, bringe ich mich um.«
5:11 Uhr: »Du hast es nicht verdient, dass ich weine.«
6:12 Uhr: »Du bist genauso wie alle anderen, du wolltest auch bloß mal eine Farbige bumsen.«
7:01 Uhr: »Scheißkerl, Scheißkerl, Scheißkerl!«
7:34 Uhr: »Ich will dich nie wiedersehen!«
7:35 Uhr: »Bitte, bitte, bitte, ruf mich endlich an!«
Ich habe sie dann angerufen und darum gebeten, dass sie mir den Schlüssel für meine Wohnung zurückschickt. Er kam zwei Tage später tatsächlich, war allerdings in vier kleine Stücke zersägt und offenbar noch mit dem Hammer bearbeitet worden.
Maria ist wirklich eine
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