Warum ausgerechnet Du
Verantwortung hatte, dass er Gründe gehabt hatte, dieses Amt überhaupt anzunehmen. Selbstverständlich wusste er, dass solche Dinge vorkamen. Schon immer hatte es Personen des öffentlichen Lebens gegeben, die Fehler machten oder Irrtümer begingen und dann hinter geschlossenen Türen Abmachungen trafen und Schmiergelder zahlten, um zu verhindern, dass die Öffentlichkeit davon erfuhr.
Aber das war nichts für ihn, Gil Riley. In seinen Augen war das Feigheit, und er war nicht feige. Außerdem hatte er, in seinen Augen, keinen Fehler begangen. Es konnte kein Fehler sein, mit Suzy gesehen zu werden, der ersten Frau in seinem Leben, bei der er darüber nachdachte, ob er nicht vielleicht sein ganzes Leben mit ihr verbringen wollte.
„Nein.” Er drehte sich um und begegnete Richards Blick. „Das werde ich nicht zulassen. Ich habe ein Recht auf ein Privatleben.
Was ich da tue und lasse, sollte keine Auswirkungen auf meine Arbeit als Gouverneur haben.”
Richard schnaubte verächtlich. „Das ist nicht Ihr Ernst, oder?”
„Und ob. Ich meine es ernst.”
Langsam erhob sich Richard aus seinem Sessel. „Jetzt passen Sie mal auf, Riley. Sie sind nicht John Wayne, und das hier ist kein Film, also glauben Sie nicht, das Publikum belohnt Sie mit begeistertem Applaus, weil sie den Ruf einer Frau verteidigen.
Das hier ist die raue Wirklichkeit. Hier wird mit harten Bandagen gekämpft. Die Dinge laufen nicht so, wie Sie sich das vorstellen.”
„Da haben Sie wahrscheinlich Recht. Ich habe nie den Anspruch erhoben, perfekt zu sein. Das ist kein Mensch.”
„Und es gibt nichts, womit ich Sie dazu bringen könnte, Ihre Meinung zu ändern?”
„Nicht in dieser Sache.”
Kopfschüttelnd und Zahnstocher kauend, ging Richard zur Tür. „Dann kann man Ihnen nur alles Gute wünschen. Die Medien werden Sie nämlich durch den Fleischwolf drehen, und zwar kalt lächelnd.”
Über eine Woche war vergangen, seit ihrem gemeinsamen Wochenende auf der Ranch - und seit dem widerlichen Artikel in der Zeitung. Gil hatte zu einer Konferenz in Washington, D.
C., fahren müssen und deshalb keine Chance gehabt, mit Suzy Kontakt aufzunehmen. Aber jetzt fand er es an der Zeit, dass sie sich endlich wieder sahen.
Gil wusste, er ging ein hohes Risiko ein, sich selbst zum Narren zu machen und eine ohnehin kritische Situation noch schlimmer zu machen, doch das war es ihm wert. Wenn er Suzy nur sehen und mit ihr reden konnte.
Er zog sich eine schwarze Hose und einen schwarzen Pulli an, parkte seinen Wagen zwei Blocks von ihrem Haus entfernt und ging leise, dem Schein der Straßenlaternen ausweichend, durch die Straßen. Als er bei ihrem Haus ankam, rannte er über den Rasen bis zu dem Zaun, der ihren Garten umgab. Suchend blickte er an der Fassade hoch und überlegte, welches der dunklen Fenster wohl zu ihrem Schlafzimmer gehörte.
Schließlich hob er einen Stein auf und warf ihn an die Scheibe, die ihm am nächsten war. Der Stein prallte am Glas ab, kullerte über die Dachziegel und fiel zurück auf die Erde. Gil wartete und versuchte es dann noch einmal. Hoffentlich war es das richtige Fenster, und hoffentlich wurde Suzy davon wach. Irgendwo begann ein Hund zu bellen. Er musste es schaffen, Suzy zu wecken, bevor die ganze Nachbarschaft wach war.
Gerade als er den dritten Stein werfen wollte, ging ein Licht an, und ein dunkler Schatten erschien hinter der Fensterscheibe.
„Suzy?” rief er leise.
Suzy schob die Vorhänge zurück und öffnete das Fenster.
„Was machst du denn hier?” zischte sie ärgerlich. „Geh weg!”
Sie zog den Kopf zurück und wollte das Fenster wieder zumachen.
„Suzy!” rief er, jetzt lauter. „Bitte, ich muss mit dir reden.”
„Nein! Und jetzt verschwinde, bevor dich jemand sieht.”
Im Nachbarhaus schaltete jemand Licht ein. Ah, das war die gute Mrs. Woodley. Gil wartete einen Moment und unterdrückte ein Lachen, als er bei Suzy das Telefon klingeln hörte.
Plötzlich fiel ihm ein Baum auf, der ganz nah an der Hausecke stand und ziemlich hoch war. Er rannte hinüber, umfasste einen Ast und schwang sich hinauf. Dann kletterte er höher, bis er einen Ast fand, der bis über das Hausdach reichte. Er balancierte darauf entlang und sprang ab, als der Ast sich unter seinem Gewicht bedenklich senkte. Vorsichtig schlich er zu dem Dachfens ter und stieß es auf. Zum Glück hatte Suzy es nicht verriegelt. Er setzte sich aufs Sims und schwang erst ein Bein herüber, dann das andere.
Suzy wirbelte
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