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Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1

Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1

Titel: Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Überlastung. Also landläufig: Stress, der nicht bewältigt werden kann.
    Auslöser für Burnout ist für die Fachwelt demnach die veränderte Arbeitswelt, immer stressiger werdende Jobs mit immer weiter steigenden Belastungen.
    Ein anderer oft gehörter Ansatz beschäftigt sich mit den immer unrealistischer werdenden Zeitplänen, die das Berufsleben den Menschen aufzwingt. Zeitnot – Zeitmanagement! Diese Saat fällt bei Burnout-Gefährdeten auf fruchtbaren Boden! Wenn diese Menschen etwas besser machen können, wollen sie das auch. Bei allen ist die Lust da, etwas gut zu machen. Ausbrenner sind leistungsbereit und engagiert. Ich will nicht sagen ehrgeizig, denn Ehrgeiz klingt immer auch nach einer gewissen Skrupellosigkeit, und das passt zu diesen Menschen überhaupt nicht. Die potenziellen Burnout-Kandidaten zeichnet vielmehr ein ausgeprägter Werkstolz aus. Für sie ist wichtig: „Was ich mache, mache ich gut!“
    Sie bringen sich mit ihrer ganzen Person ein, mit Verstand, Herz und Hand. Sie können sich emotional nicht distanzieren von dem, was sie machen, können ihren Werkstolz nicht einfach abschalten. Deshalb helfen ihnen auch keine Ratschläge nach dem Schema: „Lass mal fünfe gerade sein und tritt mal etwas kürzer!“ Das macht für einen typischen Ausbrenner überhaupt keinen Sinn.
    Stattdessen fallen sie auf das fragwürdige Versprechen des Zeitmanagements herein, dass mehr (Frei-)Zeit entsteht, wenn sie ihre Aufgaben effizienter erledigen und somit weniger Zeit dafür benötigen. Doch das ist bekanntermaßen ein Trugschluss: Zum einen endet der Arbeitstag mit Einführung einer effizienteren Methode nicht einfach eine Stunde früher, sondern in die freigeschaufelte Stunde werden neue Aufgaben gepackt. Das heißt, die Arbeit verdichtet sich, damit sie mehr werden kann. Und wer seine Arbeit dichter packt, dem fehlen die wichtigen „Schlendrianpausen“: der Plausch mit der Kollegin am Kopierer, der Zwischenstopp in der Teeküche, der Mittagsbummel um den Block, die Blumen-Gieß-Pause.
    Effizienzsteigerung macht Spaß und spornt an. Ich kenne das selbst und teilweise schon im ganz Kleinen. Wenn ich für die ganze Familie Erbsen pule, schiebe ich die Schüsseln so lange hin und her, bis ich alle Handgriffe möglichst wirkungsvoll und energiesparend ausführen kann. Diese Zeitersparnis ist toll, doch gleichzeitig droht hier die Verführung: Weil ich es so schnell kann, will ich es auch jetzt immer so schnell schaffen. Und weil ich es heute so schnell geschafft habe, schaffe ich es morgen noch schneller. Dieses Bedürfnis, die eigene Leistung immer weiter zu verbessern, ständig zu optimieren, ist meinen Seminarteilnehmern sehr vertraut.
    Ausbrenner sind leistungsbewusst und wollen mehr leisten, wenn sie können. Das macht ihnen Spaß. So wird die Zeit immer mehr verdichtet, das Tempo wird erhöht, bis eine Vollbremsung gar nicht mehr möglich ist. Aber wozu das Tempo?
    Denken Sie an eine lange Autofahrt: Wenn ich mich dazu entscheide, dem interessanten Radiobeitrag in Ruhe lauschen zu wollen und deshalb in gemäßigtem Tempo auf der rechten Spur fahre, komme ich eventuell eine Stunde später an als mein dynamisch fahrender Kollege. Aber wer nun eine Stunde gewonnen oder verloren hat, ist lediglich eine Frage der Perspektive.
    Hat der Schnelle wirklich eine Stunde gewonnen – oder ist er einfach nur eine Stunde eher da? Und was macht er mit und in dieser Stunde? Ich mit meinem Schneckentempo habe neue Impulse bekommen, weil ich dem Radiobeitrag gut zugehört habe. Und er?
    Leistet ein Ingenieur, der die Zeit hat, mitten am Tag eine halbe Stunde aus dem Fenster zu schauen und nachzudenken, automatisch weniger als sein Kollege, der von Besprechung zu Besprechung hetzt?
    Die Spur führt also allzu leicht wieder zurück Richtung Job und der Verdichtung der Arbeitswelt mit all ihren Auswirkungen. Und diese Verdichtung ist ja auch wirklich real. Letztendlich ist er ein schöner Gegner: der Job. Und die Lösung scheint dann so einfach zu sein: Die Arbeit weniger verdichten, wieder mehr Luft in den Alltag einbauen, schon winkt mehr Entspannung, und das Burnout ist verbannt. Doch ist es wirklich so einfach?
    Auch die These, dass das Burnout-Syndrom auf die ständig fortschreitende Technisierung zurückzuführen sei, erfreut sich großer Beliebtheit. Alles muss immer schneller gehen und die Tools und Gadgets unserer Informationsgesellschaft machen es möglich.
    Dabei wird ein unglaubliches Innovationstempo

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