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Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1

Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1

Titel: Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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So wird die Gemeinschaft zur Basis, die meine Stimmung definiert. Wenn ich also Nein sage und Gefahr laufe, die Zugehörigkeit zu einer Gruppe zu verlieren, laufe ich auch Gefahr, aus dieser Wohlfühlatmosphäre herausgezogen zu werden. Wenn ich nicht nach Feierabend ans Handy gehe oder den Kuchen backe wie jedes Jahr, entgeht mir Anerkennung als Ausdruck von Zugehörigkeit.
    Auch Personen in unkündbarer Stellung, die finanzielle Sicherheit haben, entwickeln diese Ängste, das heißt, die Sorge um den Arbeitsplatz ist weniger wichtig als die Rolle in der Gemeinschaft des Arbeitsplatzes. Nicht die Sorge um wirtschaftliche Aspekte raubt den Burnout-Kandidaten den nächtlichen Schlaf, sondern die Sorge, nicht mehr zu der Gruppe zu gehören. Wer seine festgelegte Rolle innerhalb der Gruppe verlässt, wird von der Gemeinschaft abgestraft. Er behält zwar den Arbeitsplatz, gehört aber nicht mehr dazu. Die tief sitzende Angst, aus der Gemeinschaft ausgestoßen zu werden, wirft die Frage auf: „Wer bin ich, wenn ich nicht dazugehöre?“
    Eine junge Frau Anfang 30, Betriebswissenschaftlerin mit sportlicher Figur und klassischem Pagenkopf, trat eine neue Arbeitsstelle an. In der ersten Zeit passte sie sich an. Sie zeigte sich stets aufmerksam und bereit, auch einen Handschlag mehr zu tun als die anderen. Dann war die Probezeit überstanden und sie war fester Bestandteil des Teams. Als relativ junge Kollegin war sie weiter auf die Funktionen und Aufgaben festgelegt, die die anderen nicht ausfüllen mochten – den Konferenzraum für Sitzungen herrichten, Aktenordner holen und wieder wegstellen, Kaffee kochen. Trotzdem wurde schnell klar, dass sie das Potenzial für eine Führungsposition hatte. Sie hatte kaum in die erste Rolle gefunden, da wurde ihr schon die nächste übergestülpt. Plötzlich wurde sie zur Leiterin des Teams ernannt. Ihre Kollegen beobachteten dies mit Neid und Misstrauen. Schließlich war sie noch nicht lange dabei, und nun sollte sie den Kollegen als Vorgesetzte sagen, wo es langging.
    Dieser Rollenwechsel löste bei der Frau immensen Stress aus. Wenn sie gleich als Chefin eingestellt worden wäre, wäre es für sie viel einfacher gewesen, sich den Respekt ihrer Mitarbeiter zu sichern. Gleichzeitig wurde aber ihr emotionaler Stress dadurch verstärkt, dass sie nicht nur aus der Gruppe der ehemaligen Kollegen herausgerissen wurde, sondern auch in der Gruppe der Teamleiter noch nicht angekommen war. Bei deren wöchentlichem Treffen fühlte sie sich genauso unwohl wie in ihrem Team. Sie saß zwischen allen Stühlen. Lob und Anerkennung bekam sie in dieser Situation von keiner Seite.
    Plötzlich erschien ihr der Arbeitsplatz im Großraumbüro als über die Maßen anstrengend, obwohl sie dort auch vorher gearbeitet hat.
    Alle Stressfaktoren lassen sich leichter ertragen, wenn man Teil eines Teams ist. Zugehörigkeit zu einer Gruppe bedeutet: „Du bist okay, du gehörst dazu!“ Wenn jedoch diese Form des Lobs ausbleibt, wird es von dem höheren Gehalt als Teamchefin nur unzureichend ersetzt. Lob bedeutet Anerkennung und drückt Zugehörigkeit aus. Darum sind Menschen hochgradig motiviert, diese Anerkennung immer wieder zu erlangen.
    Doch warum ist Gemeinschaft so wichtig? Warum fürchten wir uns so davor, aus der Gemeinschaft herauszubrechen?
Was beim Tupperabend wirklich gehandelt wird
    Zwar hat Melanie Reuter immer gern am Institut der Universität gearbeitet und nebenher ihre Promotion im Fachbereich Sozialwissenschaften vorbereitet, doch als sie schwanger wurde, war die Freude groß, und sie stürzte sich engagiert in ihr neues Leben als Hausfrau und Mutter. Die Promotion schob sie hintenan, nun zählte erst einmal der Nestbau. Die junge Familie wollte, dass das Kind im bestmöglichen Umfeld groß wurde, und suchte sich ein kleines Häuschen im Süden Berlins. Der Garten und der Haushalt konnten sich darauf freuen, dass Melanie Reuter, die gespannt die Geburt des Kindes erwartete, ihnen ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit widmete. In der Stadt besorgte sie alles, was ihrer Meinung nach lebensnotwendig war für die perfekte Erfüllung der Hausfrauenpflichten: Es gab Servietten passend zur Tischdecke, die Wohnung wurde jahreszeitlich angemessen dekoriert. In der Küche fanden sich sämtliche Haushaltshelfer, die man sich nur vorstellen kann. Kirschkernentferner, Käsehobel, Kuchenplatten – es war alles vorhanden. Für jedes Nahrungsmittel gab es hübsche Gefäße in allen erdenklichen Größen. Doch

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