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Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1

Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1

Titel: Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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diesem Merkmal, dass der Betreffende nicht das Gefühl hat, Opfer zu sein. Was auch immer im Leben geschieht: Er wird es bewältigen.
    Die Sinnhaftigkeit schließlich beschreibt die emotionale Komponente, die sich in der Fähigkeit ausdrückt, die Anforderungen des Lebens als sinnhaft zu erfahren. Personen, bei denen die Fähigkeit, das Leben als sinnhaft zu erfahren, stark ausgeprägt ist, betrachten vieles in ihrem Alltag als wichtig und bedeutsam und wert, sich dafür zu engagieren. Sie sind daher am ehesten in der Lage, Ereignisse als Herausforderung zu betrachten und nicht als Belastung. Diese Sinnhaftigkeit kann als das antreibende Moment im Leben verstanden werden. Antonovsky kommt zu dem Schluss: „Dort, wo der Sinn flöten geht, entsteht der größte Stress!“
    Im Bereich der Sinnhaftigkeit spielen Werte eine große Rolle. Wir haben das Bedürfnis, unserem eigenen Leben Bedeutung zu geben. Die Bedeutung des Einzelnen definiert sich über seinen Stellenwert für sein Gegenüber, für die Gemeinschaft. Menschen, die keine Bedeutung für jemand anderes haben, sind wirklich zu bedauern! Das ist sicherlich auch einer der Gründe, warum selbst ein Wellensittich, der den Part des Gegenübers einnimmt, dem Leben seines Besitzers eine Bedeutung geben kann.
    Mein Stellenwert für jemand anderen ist also Grundlage meiner Sinnhaftigkeit. Wer zum Beispiel unerwartet seine Arbeitsstelle verliert und das Gefühl hat: „Ich habe keine Bedeutung mehr für andere, nicht einmal für eine Firma“, läuft Gefahr, krank zu werden. Für Männer ist diese Situation häufig noch belastender, weil es für sie keine geeigneten Rollenbilder jenseits von Arbeit gibt. Frauen sind anders sozialisiert, pflegen verschiedene soziale Beziehungen und versinken ohne Arbeit nicht automatisch in der Bedeutungslosigkeit.
    Wenn die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft dem Einzelnen Sinn gibt, geht es bei der Angst vor dem Nein-Sagen folglich nicht nur darum, dass man sich vor dem Verlust der Zugehörigkeit fürchtet, sondern gleich vor einer kompletten Sinnkrise.
    Menschen sind dann am glücklichsten, wenn sie ihren inneren Reichtum anderen zum Geschenk machen können. Menschen, die einen bestimmten Stellenwert in einer Gemeinschaft haben, kommen besser durchs Leben. Sie sind oder fühlen sich gesünder, definieren sich und die Begriffe „Gesundheit“ und „Krankheit“ anders. Sie legen einen anderen Umgang mit Krankheit an den Tag und verstehen diese als Handicap, nicht als Unglück. „Nur weil mir ein Bein fehlt oder weil ich Diabetes habe, muss ich mich noch lange nicht krank fühlen.“ Nicht das physische Handicap macht das Gefühl von Krankheit aus, sondern das Gefühl der Bedeutungslosigkeit. Auch ein Rollstuhlfahrer kann beim Tischdecken helfen: Krankheit kann nebensächlich werden, wenn die Menschen einen Sinn sehen und haben.
    Wer also merkt, dass er Angst hat, sein Nein könne als Aufbegehren gegen Gemeinschaft verstanden werden und somit die Quelle seines Sinns bedrohen, sollte sich die Frage stellen: „Wodurch kann mein Leben tiefgehende Bedeutung haben?“ Es ist für ausbrennende Menschen nicht einfach mit „weniger Arbeit“ getan, sondern sie müssen sich andere Sinnmomente suchen, sich Sinnquellen neben der Arbeit erschließen. Wenn ich mir anschaue, wer ausbrennt und wer nicht, stelle ich oft fest, dass häufig sehr kreative Menschen gefährdet sind, die mit großer Freude schöne Dinge in die Welt bringen. Schönheit und Wahrheit hängen hier eng zusammen. Ich erinnere mich an einen Mann aus einer Gesprächsrunde, der merkte, dass sein Garten und dessen Gestaltung eine wichtige Rolle in seinem Leben spielten und ihn mit Glück erfüllten. Eines Morgens brachte er einen Strauß bunter Rosen aus dem eigenen Garten mit in die Männergruppe und stellte sie in die Mitte. Das freute sogar den größten Zyniker! Dieser Hobbygärtner hatte erkannt: „Ich habe ja alles, was mir Freude und Sinn gibt. Ich muss es nur bemerken!“
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