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Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1

Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1

Titel: Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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ist unser Überleben gesichert. Hirnforscher bestätigen immer wieder: In der Gemeinschaft fühlen sich Menschen wohler. Menschen, die in einer Gruppe ihren Platz gefunden haben, fühlen sich gesünder und kommen besser durchs Leben. Denn die Gemeinschaft gibt ihnen Sinn. Erst in der Gruppe spielen wir eine Rolle – im wahrsten Sinne des Wortes.
    Mitarbeiter in Unternehmen, ehrenamtliche Helfer, befreundete Mütter, hilfsbereite Mitmenschen: Sie alle versuchen, mit einer Sachleistung wie Arbeit am Wochenende oder einem selbstgebackenen Streuselkuchen ihre Zugehörigkeit zur Gruppe zu zementieren. Auf der anderen Seite werden die eingefahrenen Erwartungen der Gruppe an ihre Mitglieder zur guten Tradition, zum Gewohnheitsrecht. „Wenn sie letztes Jahr einen Kuchen gebacken hat, dann doch wohl auch dieses Jahr ...“, heißt es dann. Wenn Gertrud sich nun plötzlich weigert, mit gebackenem Kuchen zur Verfügung zu stehen, verlässt sie ihre festgelegte Rolle innerhalb der Gruppe und riskiert, ihre Bedeutung innerhalb der Gruppe zu verlieren – im schlimmsten Fall sogar die Zugehörigkeit.
    Das ist eine fatale Kraft der Gruppe: Jedes Nein zu einer Anfrage oder Bitte wird auch als Nein an die Gemeinschaft selbst verstanden. Denn Sach- und Beziehungsebene werden miteinander verwoben. Ein einfaches Nein, weil das Kind krank ist, würde als Aufbegehren gegen die Gemeinschaft verstanden werden. Also setzen die Mitglieder einer Gruppe alles daran, immer zusagen zu können, mobilisieren auch noch die letzten Kraftreserven und opfern ihre eigenen Bedürfnisse für die Zugehörigkeit.
    Es ist erstaunlich, wie viele Aufgaben sich manche Menschen aufbürden lassen, ohne ernsthaft auf den Gedanken zu kommen, stopp zu sagen. Ganz typisch ist die Geschichte des jungen Versicherungsangestellten, der noch nicht lange Teil des Teams war und sein Engagement unter Beweis stellen wollte. Jedes Mal, wenn ein Mitarbeiter krank wurde, saß er mehrere Tage hintereinander bis in die späten Abendstunden im Büro, um den krankheitsbedingten Ausfall auszugleichen. Seine Kraftanstrengung wurde aber nicht belohnt, indem beim nächsten Ausfall ein anderer Kollege des Teams einsprang. Im Gegenteil: Dass er in die Rolle des „Ausputzers“ geschlüpft war, wurde von den Kollegen dankbar angenommen und zunehmend als selbstverständlich erachtet. Als er an einem Freitagnachmittag wieder einmal für einen verhinderten Kollegen einsprang und bereits Mühe hatte, das doppelte Arbeitspensum zu bewältigen, fragte eine ältere Kollegin ihn und nicht einen der anderen zur Verfügung stehenden Teamkollegen, ob er nicht ihre bis zum Wochenende fälligen Vorgänge mit übernehmen könne. Sie müsse dringend zum Schultheater ihres Sohnes. Schließlich wolle sie dessen Auftritt nicht verpassen. Und tatsächlich: Erneut nickte der Gute ergeben und verließ die Abteilung wieder einmal Stunden, nachdem der letzte seiner Kollegen gegangen war.
    Nicht nur in der Familie, auch im Beruf erfahren Menschen Gemeinschaft. Sie gehören zu Abteilungen, Teams, Arbeitsgruppen. Hier gilt das Zugehörigkeitsprinzip ebenfalls – und es gibt auch die Angst, bei einem etwaigen Nein die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft zu verlieren. Selbst wenn keine unmittelbare Kündigung droht, können doch durch eine vermeintliche Verweigerungshaltung Gruppenprozesse in Gang gesetzt werden, die sich wie ein Ausschluss anfühlen. Wer nicht „mitmacht“, den erwartet im schlimmsten Fall Mobbing.
    Besonders Singles laufen Gefahr, die Forderungen des Arbeitgebers alternativ- und bedingungslos zu erfüllen. Wenn die Firma zur Familie wird, ist die Bürogemeinschaft für einen Alleinstehenden ungleich wichtiger als für den Familienvater am Nachbarschreibtisch, der seinen Lebensmittelpunkt außerhalb des Unternehmens findet.
    Dieses Muster erklärt auch, warum es Kindern oft so viel leichter fällt, Nein zu sagen: Die Bindung eines dreijährigen Kindes an seine Eltern ist noch so stark, dass es nicht befürchtet, durch eine Weigerung seine Stellung in der „Gruppe“ zu verlieren.
Eine andere Art Familie
    Auf den ersten Blick ist es doch sehr erstaunlich, dass es so vielen Menschen offenbar wichtiger ist, Teil der Gruppe zu bleiben, als sich die eigenen Bedürfnisse nach genügend Freizeit, Schlaf und Freiraum zu erfüllen. Wenn ich gemeinsam mit anderen etwas mache, dann fühlt sich das besser an, als wenn ich allein wäre. Die Gemeinschaft ist wichtig; es werden Wohlfühlhormone ausgeschüttet.

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