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Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1

Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1

Titel: Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Weise auf, denn es entsteht eine andere Form von Gemeinschaft. Zwar gibt es eine neue Zugehörigkeit zu der jungen Familie („Wir drei!“), doch andere Zugehörigkeiten gehen gleichzeitig in gewissem Maß verloren: Man trifft sich nicht mehr spontan mit den Freunden zum Kegeln. Private Einladungen müssen vorher gut organisiert werden oder jeweils ohne den Partner stattfinden. Beide Eltern haben sich zwar versichert, die Familie gemeinsam zu gestalten, doch haben Frauen in vielen Dingen mehr Erfahrung beziehungsweise es gibt Aspekte, von denen Männer von vornherein ausgeschlossen sind, wie beispielsweise das Stillen.
    Im Geburtsvorbereitungskurs versprach der Mann noch aus vollem Herzen: „Ich werde weniger arbeiten!“ Doch dann entwickelte sich die Dynamik des Paares in eine für ihn unerwartete Richtung. Der Mann war – im Gegensatz zu seiner Frau – auf der Handlungsebene bei vielen Dingen unsicher. Die Frau war hingegen durch sozialisierten Erfahrungsvorsprung immer etwas „besser“. Folglich zog sich der Mann lieber dorthin zurück, wo er anerkannt wurde und Sicherheit fand: im Job. Er könnte doch auch in der Familie gestalterisch tätig sein, sich dort voll und ganz einbringen. Warum genügt ihm das nicht?
    Es ist heute nicht mehr so leicht, ein klassischer „Machovater“ zu sein. Überall wird suggeriert, dass die Väter sich um alles kümmern müssen und längst nicht mehr nur die Ernährer der Familie sein können. Die weichen und harten Ansprüche an die Männer werden immer größer. Väter sollen sich nicht mehr nur als Ernährer sehen, sondern eine hohe Familienorientierung aufweisen, die Erziehungsverantwortung mit ihrer Partnerin teilen, aktiv Anteil am Leben ihrer Kinder nehmen, sich für ihre Kinder engagieren, Windeln wechseln, Kindergeburtstage organisieren und dem Nachwuchs als Ansprechpartner für alle Belange des Alltags zur Verfügung stehen.
    Wenn also ein Vater nach einem Zehn-Stunden-Tag nach Hause kommt, kann er oftmals nicht mehr wie früher von seinem Arbeitstag erzählen, ein Glas Wein mit seiner Frau trinken und den Job langsam abstreifen. Stattdessen steht nun augenblicklich die Erfüllung seines Beitrags im Haushalt an: Die Spülmaschine muss ausgeräumt werden, der Wäschekorb sortiert, der Einkauf aus dem Auto geholt und die Post erledigt werden. Die Frau ermahnt ihn, dass noch Rechnungen überwiesen werden müssen, und der Müll sollte ebenfalls rausgebracht werden. Doch auch das Kind darf natürlich nicht zu kurz kommen: Also will der Vater den Säugling wickeln und mit ihm kuscheln. Nebenher gilt es auch, Freundschaften aufrechtzuerhalten, und die Besuche von Verwandten, die einen Blick aufs Kind werfen wollen, müssen dosiert und organisiert werden. Das sind alles Aufgaben, die im Grunde genommen normal sind. Sie kosten zwar Zeit, aber eigentlich nicht allzu viel Energie. Trotzdem fühlt er sich an diesem Punkt überfordert. Warum?
    Der junge Familienvater empfindet die doppelten Ansprüche, die er zu Hause und im Berufsleben an sich gestellt sieht, nicht als optional, sondern als existenziell wichtig. Er erlebt sie als normal, vorausgesetzt und unabänderlich. Folglich versucht er alles, um sie zu erfüllen: Er investiert viel Kraft, um seine berufliche Karriere voranzutreiben und so die Existenzgrundlage der Familie zu sichern. Der frischgebackene Vater will alles besser machen als seine Eltern und bemüht sich sehr ernsthaft darum, ein „moderner Vater“ zu sein: einfühlsam sein, sich rührend um das Kind kümmern, es wickeln, trösten, beruhigen, beschäftigen und bestmöglich fördern, gleichzeitig aktiv im Haushalt mitarbeiten und das Privatleben mit organisieren.
    Er ist mit einem Übermaß an Erwartungen konfrontiert, die aber gar nicht erfüllbar sind. Da die Anerkennung ausbleibt, er innerhalb der Familie keine oder nur wenig Bestätigung erfährt, wird er das entstehende Vakuum über den Job füllen – und dort holt er seine Anerkennung durch Überstunden.
    Diesem „neuen Vater“ ist also einerseits die Anerkennung als Ernährer entzogen – weil diese Rolle nicht mehr ausreicht. Die Anerkennung im Haushalt bleibt aber ebenfalls aus, weil die Frau alles besser, schneller, schöner macht. So bleibt die Beteiligung des Vaters hinter seinen eigenen Erwartungen zurück. Er sieht sich mit der Aufgabe konfrontiert, seine Identität und sein Selbstwertgefühl als Vater neu zu definieren, seine Lebensziele zu verändern und seine durch die Veränderungen

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