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Warum diese Woche völlig in die Hose ging (German Edition)

Warum diese Woche völlig in die Hose ging (German Edition)

Titel: Warum diese Woche völlig in die Hose ging (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clempson
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Gang der apfelweinseligen Neuntklässler, die vor mir stand, war nicht zu spaßen. Zum Glück hatte ich das Überraschungsmoment auf meiner Seite (nicht vergessen: Mit heruntergelassener Hose durch eine Hecke zu kriechen, ist eine perfekte Methode, um potenzielle Angreifer zu verblüffen). Sie standen keine sechs Meter von mir entfernt, hatten mit ihren Apfelweinflaschen Zuflucht unter einem Baum gesucht und glotzten mich sprachlos an, während ich meine Hose hochzog und meinen zunehmend ramponierten Rucksack vom Stacheldraht zerrte. Natürlich dauerte es nur wenige Sekunden, bis sich ihr Schweigen in blanke Hysterie verwandelte. Sie waren zu acht. Drei von ihnen wälzten sich auf dem Boden und hielten sich vor Lachen die Bäuche, einer spuckte prustend den schäumenden Apfelwein wieder aus, den er im Mund gehabt hatte, und der jüngste von allen trat einen Schritt vor und zeigte mit dem Finger auf mich. Leider kam er mir schrecklich bekannt vor.
    » Das ist der Arschficker vom Jungsklo!«
    Das ganze Universum stand still, während mein zerebraler Kortex versuchte, das unermessliche Grauen zu verarbeiten, in das ich hineingeraten war. Ich war unfähig, mich zu bewegen. Mein Gehirn hatte auf Leerlauf geschaltet. Erst eine Glasflasche, die direkt vor meinen Augen vorbeiflog, brachte mich schlagartig zu mir. Vielleicht war es doch besser, vor diesen tobenden Neandertalern einfach davonzulaufen. Ihr hysterischer Lachanfall war inzwischen zu einem aggressiven Wutausbruch geworden. Immer mehr Gegenstände flogen mir an den Kopf. Was sollte ich nur tun?
    Jetzt lauf schon, du Idiot! LAUF !
    Ich lief.
    Meine Füße trommelten über das Feld, auf dem das Wasser stand. Ich wurde von einer panischen Angst vor diesen Jungs ergriffen. Je schneller ich lief, desto größer wurde die Panik.
    Vielleicht sind sie direkt hinter mir!
    Ich wagte nicht, mich umzudrehen. Ich versuchte zu horchen, doch irgendwas blockierte meine Ohren, irgendwas in meinem Kopf– es war ein Soundtrack, der immer lauter wurde. Ich konnte nichts dagegen tun. Da wurde ich von einer Horde apfelweintrunkener Tiere gejagt, und meinem Gehirn fiel nichts anderes ein, als immer und immer wieder Run rabbit run rabbit run run run! zu singen. Keine sehr große Hilfe.
    Ich rannte so schnell ich konnte, während mir verschiedene Bilder durch den Kopf gingen: Mal wurde ich von einem meiner Verfolger umgerissen wie beim Rugby. Mal traf mich eine Flasche am Kopf und ging in Scherben. Meine Füße beschleunigten immer mehr. Dann hatte ich plötzlich vor Augen, wie der Checker aus dem Gebüsch springt und mich ausknockt. Meine Beine bewegten sich inzwischen mit einer Geschwindigkeit, dass ich fürchtete, mich selbst zu überholen.
    Run rabbit run rabbit run run run!
    Ich ging dazu über, wilde Haken zu schlagen, mal nach links, mal nach rechts. Meine Verfolger würden es äußerst schwerhaben, eine so bewegliche Beute zu fangen. Meine Füße rutschten weg, doch ich war einfach zu schnell, um hinzufallen. Jedes Stolpern wurde ein neuer Schritt. Vor mir sah ich eine große Öffnung in der Hecke. Der Boden wurde immer unebener. Mein Durchhaltevermögen ließ jetzt bedenklich nach. Ich musste mich schnell in Sicherheit bringen. Ich wusste nicht, wie lange ich noch durchhalten würde. Meine Lungen brannten. Meine Oberschenkel waren taub.
    » Run rabbit!«, schrie ich unwillkürlich, als ich durch die Hecke sprang und mich im nächsten Augenblick wieder auf dem Radweg befand. Fast hätte ich eine Frau zu Tode erschreckt und ihren Hund über den Haufen gerannt.
    » Sorry!«, rief ich über die Schulter.
    Dann war alles vorbei. Die Musik verstummte, und ich begriff, dass niemand hinter mir her war. Kein wütender Mob. Keine fliegenden Flaschen. Sie hatten nicht mal versucht, die Verfolgung aufzunehmen. Alles war ruhig und friedlich. Nichts war zu hören außer dem fernen Rauschen des Verkehrs, dem Plitsch-Platsch des Regens, ein paar zwitschernden Vögeln und dem Echo meines Schreis » Run rabbit!«, der bis in alle Ewigkeit nachhallte.
    Ich kam mir wie ein Vollidiot vor.
    Doch legte ich diesen Gedanken ad acta, als ich das Ende des Weges erreichte. Denn direkt vor mir, auf der anderen Seite des Parkplatzes, türmte sich, gleich einem Mekka der Fettleibigen, das gigantische gelbe M. vor mir auf. Ich hatte es bis zum Zauberer von Oz geschafft. Ich stand vor dem Drive-Thru.
    Ich atmete tief durch, in Erwartung des Unbekannten.
    Doch hätten mich noch so viele tiefe Atemzüge nicht

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